Bad Wiessee (Bayern, Tegernsee)
Artefakte - Denkmale deutscher GeschichteFotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 22.04.2021
Bad Wiessee ist ein romantische gelegener Bergort am Tegernsee in Bayern. 1441 fanden Mönche unweit des Ufers gegenüber ihrer lauschigen Bleibe Erdöl. Jahrhunderte später erst begannen Holländer damit, systematisch nach dem Öl zu bohren. 1838 förderten diverse Ölpumpen am Tegernsee rund 800 Liter Erdöl zutage. Nebenbei stiegen ergebliche Mengen Erdgas auf, die für den Betrieb der aufkommenden Gasbeleuchtung interessant waren. Im Zuge ihrer Bohrungen stießen die Wiesseer schließlich 1909 auf Deutschlands stärkste Jod-Schwefel-Quelle. Es war die Geburtstunde des Heilbads Wiessee. 1912 endete die Suche nach Erdöl.
altes Heilbad
Im späten Mittelalter entdeckte ein Mönch aus Quirin eine seltsame Schicht auf dem Tegernsee. Seine Nachforschungen dazu führten ihn nach Wiessee, wo er auf eine Ölquelle stieß. Erdöl. Zu jener Zeit aber wurde dieses Öl als wundersames Heilmittel "Oleum Sancti Quirini" bekannt. Es blieb bis 1803 im Sortiment der Klosterapotheke und wurde erst ein weiteres halbes Jahrhundert später als Grundlage für moderne Leuchtmittel und Treibstoff erkannt bzw. wiederentdeckt.
1909 stieß man auf eine Jod-Schwefel-Quelle in Wiessee. Gesucht hatte man nach Öl. Die Eigentümer aus den Niederlanden erkannten schnell, dass mit der Quelle ein lukratives Heilbad zu betreiben wäre. Bereits 1922 ist Wiessee so etabliert und anerkannt, dass der Zusatz Bad in den Namen aufgenommen werden darf. Fortan heißt der Ferienort am Tegernsee "Bad Wiessee". Hundertausende kommen für heilende Anwendungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt das Bad nochmal einen Aufschwung. Dann kommt es in die Jahre. Im Dezember 2016 endet eine Ära. Das Bad schließt und die Kurgäste ziehen in das neue Jodschwefelbad auf dem Nachbargrundstück um. Das alte Bad verfällt, die Abrissbagger kommen. Einige Reste stehen noch im Frühjahr 2021.
Erdöl kann unterschiedliche Zusammensetzungen und Farben haben. Es kann gelb, dunkelgelb, dunkelbraun und schwarz sein. Je dunkler das Öl ist, desto zäher und schwefelhaltiger ist es. Schon die alten Ägypter und Babylonier kannten das Öl und nutzten es zur Beleuchtung oder als Bitumen für Straßen. Die Suche nach einem erschwinglichen, sauberen Brennstoff für Lampen führte 1852 zum Patent für das Petroleum (zu deutsch: Steinöl). Wenig später kam die Herstellung von Benzin auf und je mit dem Automobil wuchs auch die Ölindustrie und machte allen voran die nordamerikanische Familie Rockefeller, Mitbegründer von Standard Oil, reich und stark. So bot Schmieröl unter dem Markenamen "Polarine" und Benzin unter dem Markennamen "Gasoline" an.
Wirtschaft in Bad Wiessee vor 1945
Erste bayerische Petroleum Gesellschaft (seit 1909, Unternehmer aus Niederlande seit 1904 aktiv am Tegernsee mit bis zu elf Bohrt&uumL;rmen)
Jod- und Schwefelbad Wiessee am Tegernsee, stärkste Jod- und Schwefel-Thermalquelle Deutschlands (bewährt bei: Adernverkalkung, Bluthochdruck, Herzleiden, Rheuma, Gicht, Drüsen, Nerven, Frauenleiden, Furunkulose)
Quellen
br.de
gemeinde.bad-wiessee.de
picclick.de