Güsten (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 08.04.2024

Güsten befand sich einst an der Kanonenbahn (Kilometer 147,3). Im Herbst 1865 verkehrte die Eisenbahn erstmals zwischen Aschersleben und Bernburg mit Halt in Güsten. 1866 stand auch die Verbindung nach Staßfurt. Wie dort wurde auch in Güsten eifrig nach Salz gegraben. Derweil machten Güsten auch mit anderen Aktivitäten Schlagzeilen. So betrieb Hugo Tschentscher in dem anhaltinischen Städtchen Deutschlands erste Kohlenanzünderfabrik.

Ruschemühle an der Wipper

Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme Ruschemuehle in Guesten, Anhalt, Foto: Martin Schramme

Guesten liegt an zwei Flüsschen: Leithe und Wipper. An letzterem befindet sich die Ruschemühle. Schon im Mittelalter gab es diesen Standort eine Mühle, doch die ältesten der heutigen Mühlengemäuer stammen aus dem Jahr 1789. Eine alte Tafel an der Mühle erinnert daran, allerdings mit einer anderen Jahreszahl. "Im Jahre 1798 unter der wohltätigen Regierung des durchlauchtigsten Fürsten August Christian Friedrich zu Anhalt Coethen baute der Gesamtrath Gebhard Anton v. Krosigk auf Hohenerxleben und Rathmannsdorf, Erbherr, diese Mühle und Grundwerck neu auf." Die Rusche- oder auch Untermühle konnte sich lange behaupten gegen alle Unbill wie potentielle Kundschaft, die bei auswärtigen M¨hlen mahlen ging oder Industrialisierung und der Bau von Großmühlen. Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Müller an der Wipper aktiv. 1949 gar baute Müller Kurt Rusche noch einmal an. Heute steht das Mühlenensemble unter Denkmalschutz. 2018 lagen dem heutigen Eigentümer, Bioland-Imker Ron Brommundt aus Magdeburg, Pläne für die Sanierung des Objektes vor, die er seither schrittweise umsetzt.

Güstener Neueste Nachrichten

Zeitung Guestener Neueste Nachrichten, Foto: Martin Schramme, 2015 Zeitung Guestener Neueste Nachrichten, Foto: Martin Schramme, 2015

Eine verblasste Aufschrift erinnerte noch im Jahr 2015 an die Zeiten des Provinzblattes "Güstener Neueste Nachrichten".

Kaiserliches Postamt

Kaiserliches Postamt, Foto: Martin Schramme Kaiserliches Postamt, Foto: Martin Schramme Kaiserliches Postamt, Foto: Martin Schramme

Unweit der Kanonenbahn war das Kaiserliches Postamt in Güsten einst sehr günstig gelegen. Nahe bei der Post befanden sich eine Shell-Tankstelle und Müllers Hotel.

Wasserturm Güsten

Wasserturm Guesten, Foto: Martin Schramme Wasserturm Guesten, Foto: Martin Schramme

Als die Züge der Deutschen Reichsbahn noch von Dampflokomotiven gezogen wurden, gehöte ein Wasserreservoir für die "Dampfrösser zur wichtigsten Ausstattung eines Bahnhofs. Seit der Zeit um 1900 speicherten immer mehr Wassertürme direkt in Schienennähe das Wasser. Wer weiß mehr über den Wasserturm von Güsten? Bitte hier melden!

Bahnhof Güsten

Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme
Anfang 2019 verfüllte die Deutsche Bahn die Unterführung zwischen Empfangsgebäude und Gleis 1.
Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme Bahnhof Guesten, Foto: Martin Schramme

Der Bahnhof Güsten ist ein Bahnknoten. Seine Geschichte begann 1865, als man die Bahnstrecke Bernburg-Aschersleben eröffnete. Zu dieser Bahn kam 1879 die Kanonenbahn von Berlin nach Blankenheim. Um 1900 ersetzten die Güstener das kleine Empfangsgebäude durch das bis heute bestehende Bahnhofsgebäude. Anfang 2019 verfüllte die Deutsche Bahn die Personenunterführung zwischen Empfangsgebäude und Gleis 1. Dann ging das Objekt in Versteigerung und von dort direkt an eine Frau aus Süddeutschland. Sehr ambitioniert stieg die Investorin aus Kornwestheim in die Bahnhofssanierung ein. Doch bis zum Sommer 2022 waren die Fortschritte bescheiden. Die erhoffte Unterstützung blieb aus. Potenzielle Nutzer, Investoren und Gleichgesinnte wurden gesucht. Von Verkauf oder Teilverkauf war die Rede.

Bahnbetriebswerk Güsten (Abriss 2011, Solarkraftwerk seit 2015)

Luftbild Bw Guesten, Quelle: Google maps

Im Zuge des Baus der Kanonenbahn 1878 von Berlin nach Blankenheim wurde Bahnbetriebswerk (Bw) Güsten mit Ringlokschuppen, Drehscheibe und Werkstätten errichtet. 1882 kamen ein weiterer Rundschuppen und Drehscheibe hinzu. Im Ersten Weltkreig spielte die Kanonenbahn eine zentrale Rolle für die Verlegung von Truppen und Waffen an die Westfront. In Güsten machten die Soldaten Station an der Kriegsküche. Nach Bauarbeiten und Umstrukturierungen von 1967 bis 1969 und von 1975 bis 1980 war Güsten eines der modernsten Bahnbetriebswerke der DDR. Mit dem Ende der DDR 1990 brach auch der Güterverkehr drastisch ein und riss das Bw mit in den Abgrund. Ende Oktober 1995 kam schließlich das Ende. Inzwischen ist die komplette Anlage abgerissen und wie so viele ehemalige Industrie- und Betriebsgelände zum Solarkraftwerk geworden (Stand: 2020). Der Solarpark ist der größte der Deutschen Bahn AG.

Bw Güsten

Möbel-Halle Wilhelm Starke

Brunnen aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme Brunnen aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme

Die Möbel-Halle Wilhelm Starke war ein Geschäft unweit des Kaiserlichen Postamtes in Güsten. Wer weiß mehr darüber? Bitte mit diesem Kontakt-Formular melden!

Brunnen aus der DDR

Brunnen aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme Brunnen aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme

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Gaststätte Thälmannplatz

Gaststaette Thaelmannplatz, Foto: Martin Schramme Gaststaette Thaelmannplatz, Foto: Martin Schramme Gaststaette Thaelmannplatz, Foto: Martin Schramme

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Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Apparatebau Staßfurt Betriebsteil Güsten
VEB Holzbau Güsten
VEB Maß- und Kinderkleidung Güsten
VEB Plattenwerk Güsten
VEB Sattlerwaren Güsten
VEB Stahlverformung Güsten
VEB Textilmaschinenbau Güsten (VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt)
HO Gaststätte "Klubhaus der Eisenbahner"
Filmtheater des Friedens
Völkner Werkzeuge Güsten

Wirtschaft in Güsten vor 1945
Bäckerei und Konditorei Otto Nordmann
Bahnbetriebswerk Güsten (gegr. 1878)
Fleischerei Otto Freye
Friedrich W. Lohmüller, Werkstätten für zerlegbare Holzbauten (deutsche Holzhäuser, zerlegbare und versetzbare Wohnbarracken, Siedlungsbauten, Land- und Sporthäuser nach langjährig bewährtem System)
Gasthaus Thüringer Hof
Gasthaus und Fleischerei Otto Freye
Gaswerk Güsten
Grube Güsten (1905-1922, Leopoldshall VI, Kalischacht)
Herbert Büchtemann Klempner- und Dachdeckerei-Bedarf (Eisenwaren, Werkzeuge, Armaturen, Öfen und Herde)
Hermann Haberhauf Rohrwaren-Fabrik und -Handlung (elegante Korbwaren mit vernickeltem Metall, als Brod- und Fruchtkörbchen, Visitenkarten-Schalen, Schlüsselkörbe, Cigaretten- und Cigarren-Becher, Tischschoner, Gläseruntersetzer, Flaschenträger, Papier-, Besteckkörbe)
Hotel Deutsches Haus
Hotel Thüringer Hof
Hugo Tschentscher Erste Deutsche Kohlen-Anzünder-Fabrik (billiger Ersatz für Anzündeholz, harzhaltiges Holzspänepräparat)
Maschinen Lueger Güsten
Möbelfabrik Neundorf
Neue Schachtanlage Güsten, Leopoldshall VI (Kali-Schacht)
Photoatelier P. Wagenknecht Stassfurt-Güsten
Provinzblatt "Güstener Neueste Nachrichten"
Richard Herrmann Baumaterialien-Großhandlung (u.a. Verkauf der Imprägniermasse KULBANEUM-Extrakt)
Sächsische Gas- und Badeanstalt
Shell-Tankstelle
Verlag H. Bärsch
Wilhelm Starke, Tischlermeister, Möbel-Halle

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
In 63 Meter Höhe, an der zur Saale gehenden Wipper und an den Linien Wittenberg-Cöthen-Aschersleben, Magdeburg-Güsten und Berlin-Eichenberg der Preußischen Staatsbahnen. Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung und eine Domäne.

Quellen
bahnhofgüsten.de
picclick.de
ruschemuehle.de