Roßlau (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 05.05.2022

Strategisch günstig an der Elbe, unweit von Dessau und an der Bahnstrecke zwischen Halle und Berlin liegt Roßlau. Nicht zuletzt der Maschinen- und Schiffsbau entwickelten sich. Der Anschluss an die Eisenbahn seit 1841 begünstigte die weitere, positiv wirtschaftliche Entwicklung. 1935 wurde Roßlau nach Dessau eingemeindet, um Dessau zur Gauhauptstadt im NS-Staat aufzuwerten. 1946 bekam die Stadt Roßlau ihre Selbstständigkeit zurück. 2007 wiederholte sich das Drama. Die Doppelstadt Dessau-Roßlau entstand und ein Streit entbrannte: Die einen wollten kein Anhängsel sein, die anderen wollten, dass Dessau weiterhin Dessau bleibt.

DDR-Wandbild von Franz Karl Kothe

Wandbild aus der DDR, Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013

Wandbild vom Maler, Bildhauer und Grafiker Franz Karl Kothe (1913-1965), Sohn des Tonwarenfabrikanten Franz Kothe in Coswig. Von Kothe stammt unter anderem das Ölgemälde "Die Fahne von Kriwoi Rog", das er für den VEB Mansfeld Kombinat "Wilhelm Pieck" schuf.

Wasserturm Roßlau

Wasserturm Rosslau, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm Rosslau, Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013

Wassertürme gehören vielerorts zu den erhaltenen, eindrucksvollen technischen Artefakten vergangener Zeiten, die teilweise weiterhin genutzt werden.

Bahnbetriebswerk Roßlau (Bw Roßlau)

Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme Bahnbetriebswerk Rosslau, Foto: Martin Schramme

1863 beginnt die Geschichte des Standortes. Mit der Aufnahme des Betriebes der Bahnstrecke Roßlau-Zerbst entstand an dem Standort eine Lokstation, die später zur Maschinenstation wurde. 1903 und 1904 sowie ab 1909 wurde die Station zur Betriebsstätte und 1935 zum Bahnbetriebswerk mit bis zu 250 Mitarbeitern aufgewertet. 15 Lokomotiven konnten in einem Ringlokschuppen untergestellt werden, der bei einem Bomberangriff am 16. April 1945 schwer getroffen wurde. 1955 wechselte da Bw zur Bahndirektion in Magdeburg, 1978 wieder zurück nach Halle (Saale). Die letzte Dampflok fuhr 1979. Mit dem Ende der DDR 1989/90 brach auch der Güterverkehr an dem Standort zusammen. 1993 kam das Bw zum Bahnbetriebswerk Wittenberg und 1998 war endgütig Schluss.

Panzerbrücken, Pionierübungsplatz, Wasserübungsplatz

Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022
An dieser Brücke steht in kyrillischen Buchstaben unter anderem "Kiew". Der Schriftzug erinnert an Soldaten aus der Ukraine.
Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022
Lenin, der Gründer der Sowjetunion (1917-1991), ist hier verewigt.
Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022 Panzerbruecke in Rosslau an der Elbe, Foto: Martin Schramme 2022

Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) war Roßlau Garnisionsstadt mit mehreren militärischen Objekten. Ein besonderes Objekt entstand zu NS-Zeiten an der Elbe. Die Nazis bauten zu Übungszwecken Versuchsbrücken und -straßen: Versuchsbrücken 230 Meter Stahlbeton und 140 Stahlkonstruktionen, teilweise auch geziegelt. Die Firma Max Pommer aus Leipzig baute diese Objekte in den Jahren 1936 bis 1938. Es handelte sich am Ende um elf Brückenbauwerke, die sich an eine etwa 800 Meter lange Versuchsstraße mit unterschiedlichem Straßenbelag anschlossen. Die Bauwerke dienten Tests zur Belastbarkeit und zur Zerstörbarkeit. Pioniere - dem Vernehmen nach aus dem gesamten Reichsgebiet - übten hier. Seit 1938 gab es Sprengversuche an den Brücken, zu Übungszwecken.

Seit Sommer 1945 und bis 1991 nutzten die sowjetischen Streitkräfte das Militärobjekt. In Roßlau waren zu DDR-Zeiten das 79. Garde-Panzerregiment, das 287. Flugabwehr-Raketenregiment, das 146. Selbständiges Fernmeldebataillon, das 121. Selbständiges Pionierbataillon (Karamat = im Islam übernatürliches Wunder), das Selbständige Bataillon Chemische Abwehr, das 183. Selbständige Logistik-Bataillon und das 58. Selbständige Reparatur- und Instandsetzungsbataillon von der 7. Garde-Panzerdivision stationiert.

Hauptwaffe in den 1980er Jahren war der Panzer T-64, der seit 1974 an die sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) ausgeliefert wurde. Der T-64 war ein revolutionärer Neubau: Verbundpanzerung, eine vollstabilisierte Hauptwaffe mit Ladeautomat, ein Zielfernrohr mit unabhängig stabilisierter Visierlinie in Verbindung mit einem stereoskopischen Entfernungsmesser sowie ein kompakter und leistungsstarker Gegenkolben-Dieselmotor waren wichtige Elemente dieses sowjetischen Gefechtsfahrzeugs.

Anfang 2022 waren die Militäranlagen teilweise eingestürzt und von Gras, Strauchwerk und Bäumen überwuchert. Ein Abriss der Anlage war gleichwohl nicht geplant, da die Versuchsbrücken inzwischen als Baudenkmal galten. Bereits im Jahr 2011 wurden die Bauwerke in den Berichten zur Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege wie folgt beschrieben: Einzigartig erhaltene militärische Versuchs- und Übungsbrückenanlage im rechten Flutgelände der Elbe in Stahl- und Stahlbetonkonstruktion von 1936, Aneinanderreihung von verkehrlichen Militär- und Ingenieursbauwerken, die Muster der historischen Ingenieur- und Brückenbauweise des 19. und 20. Jahrhunderts darstellen.

Video vom Objekt

weitere Bilder
Bilderserie 1
Bilderserie 2
Bilderserie 3

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Bekleidungswerk Roßlau
VEB Elbe-Werften Boitzenburg-Roßlau (VEB Kombinat Schiffbau Rostock)
VEB Elbe-Werk Roßlau (VEB Kombinat Schwermaschinenbau "Karl Liebknecht" Magdeburg)
VEB Getränke Roßlau
VEB Roßlauer Schiffswerft
VEB Stadtwirtschaft Roßlau
VEB Urformwerk Roßlau (VEB Urformwerkzeugbau Roßlau, Betrieb im VEB Kombinat Metallwaren Dessau)
VEB WTZ Dieselmotoren Roßlau (VEB Kombinat Schwermaschinenbau Karl Liebknecht Magdeburg)
VEB Zentrale Entwicklung und Konstruktion Dieselmotoren Roßlau (VEB Kombinat Schwermaschinenbau Karl Liebknecht Magdeburg)
Brauerei Krüger KG Roßlau (Erfrischungsgetränk Colette)

Wirtschaft und Leben in Roßlau vor 1945
Brauerei Krüger KG Roßlau (gegr. 1896, Bier, Tafelwasser)
Dessauer Straßenbahngesellschaft (gegr. 1894)
Drahtweberei Foest & Loesche
Gebrüder Sachsenberg AG Rosslau-Elbe (gegr. 1844, Maschinen-Fabrik, Schiffswerft, Rad-, Salon- und Schleppdampfer, Hinterrad- und Schraubendampfer, Fluss- und Küstenfahrzeuge aller Art, eiserne Schleppkähne, Pontons, Dampfbagger, Schwimmkräne, Trockenbagger, Schiffsmaschinen, Schiffskessel, Ziegeleien, Brennereien, Hefefabriken, Hartzerkleinerungs-Anlagen, Dampfmaschinen, Kugelmühlen, Kugelkocher, Dampfkessel, Walzenpressen)
Gebrüder Sachsenberg AG Roßlau (gegr. 1844, vollständige Einrichtungen für Ziegeleien, Tonröhren- und Tonwarenfabriken und sämtliche Maschinen für die Falzziegel- und Schamottewarenfabrikation, Schnecken-Muffenrohrpressen für Rohre bis 1600 mm lichte Weite, Differential-Kollergänge mit zwangsläufig angetriebenen Läufern, hervorragende Mahl- und Mischmaschinen, Tonschneider, Steinbrecher, Kugelmühlen, Becherwerke, Koksbrecher)
Hermann Schomburg & Söhne AG (Zweigwerk der Porzellanfabrik Grossdubrau, stillgelegt 1932, Hermann Schomburg, Unternehmer aus Berlin, erkannte früh die Bedeutung von Telegraphie und Elektrotechnik und spezialisierte sein Unternehmen auf die Herstellung von Isolatoren, die erst deutschlandweit und dann auch im Ausland verbaut wurden)
Papierfabrik Müller & Schmidt
Porzellanfabrik Kahla, Werk Roßlau (1930 stillgelegt)
Richard Kohl GmbH Faß- und Kisten-Fabrik (Dampfsäge-, Hobelwerk und Holzhandlung, cylindrisch gesägte Faßstäbe und runde Böden mit Nute und Spund)
Roßlauer Zeitung, Burgwallstr. 7, am Friedrich-Platz (herausgegeben von Hofbuchdrucker G. Kirsten, amtliche Tagespost aller Behörden mit verbindlicher Publ.-Kraft, 1899 die einzige Zeitung der 12.000 Einwohner-Stadt, Bürger-, Familien- sowie billigste Tages-Zeitung)
Strontian- und Pottasche-Fabrik Roßlau, Zweigniederlassung der Dessauer Zuckerraffinerie GmbH
Wilhelm A. Weber Maschinenfabrik, Spezialwerk für Verformungswerkzeuge, Dessau-Rosslau (Stahlrohrregale, Spezialität: Flugzeug-Fahrzeug-Teile)
Zitronensäurefabrik Fleischer & Comp.

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Stadt im Kreis Zerbst des Herzogtums Anhalt, rechts an der Elbe, über die zwei Eisenbahnbrücken führen, und an der Mündung der Roßlau (Rossel), sowie an den Linien Magdeburg-Zerbst-Leipzig und Wittenberg-Aschersleben der Preußischen Staatsbahnen. Postamt zweiter Klasse, Telegraph. Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Werft der Dampfschiffe und Elbkähne, Fabriken für Strohpapier, Drahtgewebe, Strontian, Pottasche, Steingut, Siegellack, Citronensäure, Chemikalien und Seife, Ziegeleien und Dampfsägewerke.

Eintrag im Volks-Brockhaus von 1935
Seit 1935 Teil von Dessau; Schiffswerft, Strontian- und Pottascheherstellung.

Begriffe
Strontian = Strontian ist ein Gemisch von Strontiumoxid und Strontiumhydroxid, was man aus dem Mineral Strontianit (Strontiumcarbonat) hergestellt. Mit Strontian kann man Zucker aus Melasse (Zuckersirup) zurückgewinnen. In Deutschland legte der Chemiker Carl Scheibler die Grundlagen für das strontianische Verfahren auf industrieller Basis. Das Scheibler-Verfahren wurde in der Zuckerraffinerie Dessau angewendet.

Quellen
aktiensammler.de
albert-gieseler.de
archivportal-d.de
de.wikibrief.org
picclick.de
sachsenschiene.net