Insel Rügen (Ostsee, Meck-Pomm)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 08.01.2024

Rügen ist die größte deutsche Insel. Ab 1648 war die Insel schwedisch, von 1807 bis 1813 französisch. In der DDR (1949-1990) gehörte Rügen ab 1952 zum Bezirk Rostock. Als Sommerferienort war Rügen vielen Menschen ein Begriff. Sonst machte die Insel kaum Schlagzeilen. Um den Jahreswechsel 1978/79 änderte sich das schlagartig. Der Winter, der mit einem gewaltigen Temperatursturz von Silvester auf Neujahr über Deutschland hereinbrach und auch weite Teile der DDR lahmlegte, traf Rügen besonders hart. Nach einem 78-stündigen Schneesturm war die Insel abgeschnitten. Der Schnee lag meterhoch. Panzer mussten anrücken und Hubschrauber, um die Eingeschlossenen zu befreien und zu versorgen. Von der Insel in der östlichen deutschen Ostsee kam einst der deutsche Patriot, Freiheitskämpfer und Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769-1860). Die Schönheit des Eilandes wurde insbesondere durch den Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) dokumentiert, der die sich ständig verändernden Kreidefelsen malte.

Binz
Saßnitz

Dranske, Halbinsel Bug

Dranske, Halbinsel Bug, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017
Seefliegerhorstkommandantur Bug auf Rügen Stabsgebäude
Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Bug, die einst beinahe verlassene, bis zur ersten Aufforstung 1887/88 waldlose, äußerste westliche, von 1683 bis 1895 für eine Poststation zwischen Stralsund und Ystad (Schweden) genutzte Halbinsel der Ostsee-Insel Rügen, erregte im Ersten Weltkrieg (1914-1918) das Interesse der Militärs. Die versteckte Lage bot sich an für ein Militärobjekt. So begann 1916 der Aufbau einer Seefliegerstation, die Anfang 1917 ihren Betrieb aufnahm. Mit dem Kriegsende 1918 kam die Entmilitarisierung. 1930 begann das zweite Kapitel der Seefliegerei. Die Lufthansa übernahm. 1933 übernahm der Reichsarbeitsdienst den Bug bis schließlich 1935 der Bau des Fliegerhorst Bug begann inklusive Abriss des Fischerdorfes Dranske (ausgenommen die Schule des Ortes). Zu den markantesten Bauwerke zählten eine üppig ausgestattete Schwimhalle, ein Offizierscasino und Europas größte Stahlkrankonstruktion (300x70 Meter), mit der die Flugzeuge über die Brandung gehoben wurden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Anfang Mai 1945 auf Bug stationiert waren das 126. Seeaufklärungsgeschwader mit der 1. und 3. Staffel sowie Teile der Bordfliegergruppe 196 und der Seenotgruppe 81. Folgende Flugzeuge kamen zum Einsatz: BV 138 (Blohm & Voss, Seeaufklärer, "Fliegender Holzschuh"), AV 196, He 42 (Seeflieger-Ausbildungsflugzeug von Heinkel), He 60 (katapultfähiges See-Beobachtungsflugzeug von Heinkel, in der Weimarer Republik heimlich entwickelt), AR 196 (See-Mehrzweckflugzeug von Arado), Ar 199 (See-Schul- und Übungsflugzeug von Arado), Do 24 (hochseefähiges Fernaufklärungsflugboot von Dornier). 1946/47 sprengten die "Russen" wesentliche Teile der Anlagen und pflanzten im Abstand von je drei Meter Pappeln auf die Start- und Landebahn (rund 67.500 Quadratmeter), insgesamt 30.000 Bäume. Von 1963 bis 1990 besetzte die Volksmarine der DDR die Halbinsel und war von dort aus mit Schnellbooten im Einsatz, deren Aufgabe die Abwehr feindlicher Angriffe war, die Grenzverletzer jedoch an die Küstenwache zu übergeben hatte. Die DDR-Marine nutzte dabei die noch vorhandenen Anlagen aus NS-Zeiten und ergänzte diese um diverse eigene Bauwerke. Nach dem Ende der DDR war der Bug Bundesliegenschaft bis zur Privatisierung 1999/2000. Privatleute aus dem Westen kauften des Anwesen und rissen mit Fördergeldern fast alle Gebäude ab und sanierten Teile des Waldes. Gebaut werden sollte eine Ferienanlage, doch die gab es auch 2017 nicht.

Kreidebrücke in Wiek

Kreidebruecke in Wiek, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

In der Nähe des Ortes Putgarten im Norden der Insel Rügen sollte zur Kaiserzeit ein Kreidetagebau entstehen. Zu dem Vorhaben gehörte auch eine Feldbahn vom Abbauort zu Hafen von Wiek. Für das Beladen der Schiffe entstand schließlich die Kreidebrücke. Unter deren Bogen sollten Schiffe so ankern, dass die Kreide von den Loren abgekippt werden konnte. 1914 war die Brücke fertig. Das Tagebauprojekt starb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918. Geblieben ist ein Baudenkmal, das zur 700-Jahrfeier des Ortes Wiek saniert wurde, allerdings blieb vom Original der Schattenriss. Der Charme des Alten ist weg, weil die Patina fehlt.

Betriebe auf Rügen zu DDR-Zeiten (1949-1990)
VEB Bootsbau Rügen
VEB Brot- und Backwaren Bergen
VEB Fischkombinat Sassnitz
VEB Spezialbau Binz
VEB Vereinigte Kreidewerke Rügen