Coswig (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 09.01.2023

Coswig in Sachsen ist eine Industriestadt an der Elbe zwischen Radebeul und Meißen. 1839 bekam der Ort, der erst 1939 zur Stadt erklärt wurde, einen Anschluss an die Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden. 1884 bekam Coswig die Strohstoff-Fabrik Tännicht (ab 1885 Teilbetrieb der Vereinigten Strohstoff-Fabriken AG). Gründer war Emil Hermann Nacke (1843-1933), der in Dresden Teilhaber an einer Papiermaschinenfabrik war und 1891 in Kötitz (heute ein Ortsteil von Coswig) die Maschinenfabrik E. Nacke etablierte, die Pumpen, Kondenswasserabscheider und Anlagen für die Zellstoffproduktion herstellte und einige Jahre später auch den ersten sächsischen Personenkraftwagen, die "Coswiga". Zum Automobilbau hatte sich Nacke von der Firma Panhard & Levassor, den Begründern der internationalen Automobilindustrie, auf einem Besuch beim Vorläufer des Pariser Auto-Salons inspirieren lassen. Chefingenieur Émile Levassor unterhielt engen Kontakt zum Deutschen Gottlieb Daimler. In Brockwitz (heute Coswig) entwickelte sich 1898 auch die Dresdner Schnellpressenfabrik, die nur bis zum Ende des Ersten Weltkriegs den Standort in Brockwitz unterhielt.

Lederfabrik in Coswig (erst Bierling, dann VEB)

Lederfabrik Coswig Sachsen, Foto: Martin Schramme Lederfabrik Coswig Sachsen, Foto: Martin Schramme

In den Jahren 1906 bis 1911 entstand in Coswig (Sachsen) eine Lederfabrik. Investoren war Otto und Oskar Berling, die Söhne von Heinrich Bierling, der bereits seit 1835 in Dresden als Lederfabrikant tätig gewesen war. In Dresden durfte die erfolgreiche Unternehmung jedoch nicht weiter ausgebaut werden. Die Erweiterung und der Ausbau von Gerbereien war dort verboten worden. Für Mensch und Umwelt waren derlei Fabriken freilich in der Tat eine Zumutung. In Coswig-Brockwitz konnte sich die Heinrich Bierling Lederwerke GmbH indes ungebremst ausbreiten. Es entstanden das Hauptgebäude, Shedhallen, ein Rohhautlager mit Salzkeller, ein Heizhaus und ein Mittelbau.

Für den Bau eines Kesselbrunnens 1941/42 bekam Bierling eine Sondergenehmigung und die Eisen, Holz, Zement und Ziegelsteine aus dem Kontigent der Wehrmacht. In einem Schreiben an den Landrat zu Meißen hatte Bierling als Grund für das Bauvorhaben Wassermangel angegeben und explizit darauf hingewiesen, "wichtige wehrwirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen" zu haben.

Nach der Verstaatlichung 1955 in der DDR entstand der VEB Lederwerke Coswig. 1995, fünf Jahre nach dem Ende der DDR, gingen im Lederwerk die Lichter aus.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Baustoffwerke Sörnewitz
VEB Cowaplast-Werke Coswig
VEB Dachpappen- und Isolierstoffwerke Coswig
VEB Elektrowärme Sörnewitz (VEB Kombinat Elektrogerätewerk Suhl)
VEB Fachanstalt für Gießereiwesen Coswig
VEB Farben- und Lackfabrik Leipzig Betriebsteil Lackfabrik Coswig (VEB Lack- und Druckfarbenfabrik Coswig)
VEB Getriebefabrik Coswig
VEB Glaswerk Coswig
VEB Maschinen- und Transportanlagenbau Coswig
VEB Metalleichtbaukombinat Werk Sörnewitz
VEB Tapetenfabrik Coswig
VEB Walzengießerei Coswig
ZFE Kunstleder

Wirtschaft in Coswig in Sachsen vor 1945
Adler-Brauerei von Hermann Emmrich Arthur Zorn Zentral-Heizungen, Sanitäre Anlagen, Apparatebau-Anstalt, Kupferschmiede, Hochdruckrohrleitungen, Aluminiumschmiede, Kesselschmiede, Groß-Schlosserei, Maschinenfabrik, Transmissionen, Kötzschenbroda (gegr. 1911)
August John Fellhandlung und Gerberei
Coswiger Baumschulen Otto Stöckert (Rosen, Alleebäume, Ziersträucher, Obstbäume, Heckenpflanzen)
Coswiger Sägewerk und Holzbearbeitung, Bau und Nutzholzhandlung, Abteilung II: Modell- und Möbelfabrik, Tischlermeister Albert Kühn (gegr. 1907)
Coswiger Konservenfabrik Funke & Tschentscher GmbH (Spezialität: Spargel- und Erdbeerkonserven, Fabrikation feiner Wiener Nußcreme-Torten)
Coswiger Tageblatt
Deutsch-Amerikanische Blumenkulturen Dr. Joseph
Edmund Kletzsch Maschinenfabrik, Eisenkonstruktion (Windkraft-Anlagen mit höchster Leistungsfähigkeit, Spiritus-Brennereien und alle einschlägigen Maschinen, Kartoffel-Trockenanlagen)
Eduard Edlich Kohlen- und Fourage-Handlung sowie Topf- und Steingutwaren
Ein- und Verkaufsgenossenschaft des Obst- und Gartenbauvereins Coswig in Sachsen und Umgebung
Else Pahlitzsch Konfektion Weiß- und Wollwaren
E. Nacke Maschinenfabrik Coswig (Dampfturbinen bis 1000 PS Leistung)
Erich Muth Seilerei, Spinnerei, Maschinenbau, Brockwitz bei Dresden
Franz Rudolph Rosen- und Beerenobstschulen (gegr. 1885)
Georg Enger Mehl-, Getreide-, Hülsenfrüchte und Futtermittel-Handlung
Gerhard Rudolph Drahtwaren-Fabrik Coswig
Glasfabrik AG Brockwitz (GAB)
Heinrich Bierling Lederwerke GmbH
Kurt Schröder Werkstätten für Baubedarf, Maschinenbau
Max Flechsig Spedition und Möbeltransporte per Auto und Bahn
Max Hartmann Speise- und Kunsteisfabrik
Otto Marx Spezialgeschäft feiner Herrenmoden (Pelz- und Filzwaren eigenes Fabrikat)
Porzellanfabrik Sörnewitz AG
Steingut AG Sörnewitz-Meißen
Tapetenfabrik Coswig GmbH (moderne Tapeten, Werterzeugnisse edelster Qualität: Naturell, Druckfond, Öldruck, Linkrustaersatz, Künstlermuster, Stoffmotive; Niederlagen in Berlin, Hamburg, Hannover, Porz, Frankfurt am Main, Rotterdam)
Spitzgrundmühle Theodro Krille
Starke & Steglich Elektrotechnische und mechanische Werkstätte
Teschnerwerke GmbH Brockwitz bei Dresden (Gaskoch-Apparate)
Vereinigte Lack- und Farbenfabriken vorm. Carl Tiedemann - Schmidt & Hintzen Aktiengesellschaft, Brockwitz, Bezirk Dresden
Wilhelm Wiedemann & Co. Kunststeinwerk und Baumaterialien-Handlung

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Dorf in der Amtshauptmannschaft Meißen der sächsischen Kreishauptmannschaft Dresden, an den Linien Leipzig-Riesa-Dresden, Leipzig-Döbeln-Dresden und Röderau-Dresden der Sächsischen Staatsbahnen. Post, Telegraph. Champagnerfabrik, 3 chem. Fabriken, Ziegelei, Dampfmahl- und -Schneidemühlen sowie bedeutende Gärtnereien.

Quellen
Adressbuch von 1925
Bauakten aus Dresden
http://www.historisches-coswig.de/