Wirtschaft in der DDR - Rückblick 2020

letzte Aktualisierung: 12.01.2023 | präsentiert von perladesa media

Die Bezeichnung Sozialist für den Naturrechtsphilosophen Samuel von Pufendorf und die Französische Revolution 1789, die Gründung des Bundes der Kommunisten 1847 in London, das Kommunistische Manifest 1848, die Erste sozialistische Internationale 1864, die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863, die Sozialistische Oktoberrevolution 1917 in Russland (Novemberrevolution), die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands 1919 und deren wachsende Popularität gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bis 1928/1930 mit Mehrheiten in weiten Teilen des Deutschen Reiches sowie das Verbot, die Verfolgung und Verhaftung, Folter und Ermordung im NS-Regime von 1933 bis 1945 - alle diese Erfahrungen waren die historische Grundlage für die Gründung des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden. Die Geschichte der DDR begann vor diesem Hintergrund und unter dem massiven Einfluss der Sowjetunion stalinscher Prägung, die im Ergebnis der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg Mitteldeutschland als Besatzungszone bekam.

Im Sommer 1945 zogen die Westalliierten aus allen Gebieten ab, die auf der Konferenz von Jalta (Krim, Sowjetunion) im Februar 1945 der Sowjetunion als Besatzungszonen zugesprochen worden waren. Damit war der Weg frei für den Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft nach sowjetischem Vorbild. Im Zusammenhang damit stand die Idee, die Produktionsmittel in die Hand des Volkes zu geben, was unmittelbar die Enteignung von Privateigentum nach sich zog. Die Enteignungen erfolgten bis Anfang der 1970er Jahre. Sie begannen bereits 1945 mit der Bestrafung von Nazis und Kriegsverbrechern sowie der Enteignung von Fabrikbesitzern und Junkern. 1945/1946 erfolgte die Bodenreform der landwirtschaftlichen Güter ab einer Größe von 100 Hektar und unter der Parole "Junkerland in Bauernhand". Zur Kontrolle der Wirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), nicht zuletzt in Hinblick auf zentral gelenkte Reparationsleistungen, überführte die Besatzungsmacht rund 200 Schlüsselbetriebe in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG). Diese weitreichenden Schritte passierten zu einer Zeit, als Deutschland weitgehend zerstört war, sich eine beachtliche Zahl Deutscher in russischer Kriegsgefangenschaft befand und Millionen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten in Mitteldeutschland drängelten.

Im November 1948 entstand in der SBZ die zentrale Handelsorganisation (HO). Ende Juli 1948 reagierte die SBZ auf die Einführung der D-Mark in den drei Westzonen und schaffte ebenfalls die inflationäre Reichsmark ab. Zu dem Zeitpunkt waren die kleinen und mittelständischen Betriebe überwiegend noch in privater Hand als KGs, GmbHs oder OHGs. Doch angefangen bei den Großbetrieben, die übergangsweise in SAGs organisiert wurden, begann der systematische Aufbau des Systems der zentralen Leitung und Planung sowie einer entsprechender Kaderpolitik, das in der DDR vollendet werden sollte. Das Endziel war von Anfang an die weitgehende Verstaatlichung der Wirtschaft nach sowjetischem Vorbild. Die 1946 aus KPD und SPD gegründete Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) propagierte diese erste Stufe diese Komplettumbaus als "antifaschistisch-demokratische Umgestaltung" und bewarb dieses Vorgehen als Konsequenz der historischen Lehre "Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg". Die Sowjetunion wurde als Befreier vom Faschismus und als leuchtendes Vorbild für ein neues, ein bessere Deutschland beworben. Unter diesen Vorzeichen vollzogen SED und Polizei unter Leitung der KPdSU (Sowjetunion) und dem sowjetischen Geheimdienst MGB (ab 1954 KGB) eine rigorose, wenn auch nicht vollständige Entnazifizierung insbesondere auch der deutschen Wirtschaft.

Als Antwort auf den Marschallplan in Westdeutschland entstand am 25. Januar 1949 der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) für alle Staaten im Einflussgebiet der Sowjetunion. Am 7. Oktober 1949 konstituierte sich die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als Antwort auf die Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) am 7. September 1949. Im gleichen Atemzug entstand die "Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft" als Vorläufer des MfS. Erst im September 1950 kam die DDR zum RGW. Zuvor war bereits im Februar 1950 das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, Stasi) entstanden, dessen Hauptabteilung III (HA III) sich mit dem Schutz und der Überwachung der Volkswirtschaft befasste. Zeitgleich etablierte sich die staatliche Planung der Volkswirtschaft. 1949/1950 startete die DDR mit einem Zweijahresplan, 1951 bis 1955 folgte der erste Fünfjahrplan, der sich fortan als Leitungskonzept etablierte. Bei allen diesen Konzepten kopierte die DDR eins zu eins die Konzepte der Sowjetunion. Das galt auch für die Verwaltung der Republik, die nach der Auflösung der Länder 1952 in die Bezirke führte. Es waren 15 Bezirke, so wie die Sowjetunion in 15 Sowjetrepubliken organisiert war. Allerdings mit einem feinen Unterschied: Gemäß Verfassung der UdSSR hatte jeder Unionsstaat das Recht, aus der Union auszutreten. Ein Austritt eines DDR-Bezirks aus der DDR war jedoch undenkbar. Die naheliegende Angliederung an die BRD ebenso, da nach der bundesdeutschen Verfassung nur deutsche Länder angegliedert werden konnten.

Am 29. April 1952 gab die Sowjetunion 66 SAGs in die Hände der DDR-Wirtschaftslenker.

Per Anordnung von 1955 begann die Stasi damit, leitende Kader der DDR-Volkswirtschaft zu überprüfen.

Im Mai 1958 schaffte die DDR die Lebensmittelkarten ab. Die Versorgung mit den Grundnahrungsmitteln war endlich stabil.

Der Mauerbau am 13. August 1961 drosselte das Ausbluten der DDR und erschwerte weitere subversive Aktivitäten aus dem Westen erheblich.

1964 reformierte die DDR ihre Volkswirtschaft. Im gleichen Atemzug nannte die Stasi ihre Wirtschaftsabteilung HA III in HA XVIII um. Leiter der Abteilung wurde der Stellvertreter von Stasi-Chef Erich Mielke, Rudi Mittig.

Die Ölkrise 1973 brachte die DDR in arge Bedrängnis. Es war es kaum ein Jahrzehnt her, dass Staatschef Walther Ulbricht die Petrochemie, also die Chemie auf Erdölbasis, als fortschrittlich propagiert hatte.

1977 startete die DDR ein Mikroelektronik-Programm. Das Ziel: Anschluss an den Weltmarkt. Dafür wurde eigens das Kombinat Mikroelektronik Erfurt (KME) gegründet.

1979 traf der nächste Ölpreisschock auch die DDR. Der Versuch, billiges Öl aus der Sowjetunion zu Treibstoffen zu veredeln und dann gegen Valuta an Westdeutschland zu verkaufen, verärgerte die Sowjetunion und führte zur Kürzung der Rohöllieferungen und zur Erhöhung des Preises.

Wachsende Verwerfungen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), der Rückschlag für die Petrochemie und die immer teurere Devisenbeschaffung gepaart mit den anhaltend hohen Subventionen für das Sozialsystem brachten die DDR finanziell zunehmend in Bedrängnis. Zwar stand die DDR selbst 1989 noch nicht vor dem Staatsbankrott, doch sah sie sich bereits 1983 zur Sicherung ihrer internationalen Kreditwürdigkeit und Liquidität genötigt, mit dem Ministerpräsident vom Freistaat Bayern, Franz Josef Strauß, einen Milliardenkredit auszuhandeln.

Links
Bericht über Demontagen und Reparationen in der Sowjetzone
War die DDR sozialistisch?
Stasi-Mediathek
DDR-Fotoarchiv von Akg images

Quellen
bstu.de/mfs-lexikon/
schwabeonline.ch