Colonialwaren für das Deutsche Kaiserreich

1884 hatte das Deutsche Kaiserreich noch keine Kolonien. Nur einige Privatpersonen hatten überseeische Besitzungen geerbt, erworben oder gepachtet. Otto von Bismarck sprach sich zunächst aus wirtschaftlich-fiskalischen Überlegungen gegen Kolonien aus. 1884 revidierte er seine Meinung.

Am Ende besaß Deutschland Kolonien in aller Welt, teilweise an den exotischten Orten, was einfach daran lag, dass die Welt im Grunde unter den alten Kolonialmächten England, Frankreich, Spanien, Portugal, Holland und Italien weitgehend aufgeteilt war, ehe Deutschland sich besann. Die bedeutendsten Besitzungen waren Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Deutsch-Ostafrika (Tansania), Deutsch-Neuguinea/Kaiser-Wilhelm-Land (Indonesien) und Samoa.

Den deutschen Kolonisten ging es vor allem um landwirtschaftliche Produkte wie Kautschuk, der von der um 1900 boomenden Fahrrad-, Auto- und Elektroindustrie nachgefragt wurde, Ölfrüchte, insbesondere Palmöl und Kopra, die von der chemischen Industrie in Deutschland weiterverarbeitet wurden, Sisal und Baumwolle für die Textilherstellung. In der breiten Öffentlichkeit bekannter und populärer waren freilich die als Kolonialwaren in Deutschland angebotenen Produkte Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Pfeffer, Tabak und Bananen. Colonialwaren-Länden gab es irgendwann an jeder Ecke. Diese Art Verkaufseinrichtungen entstand allerdings schon vor der deutschen Expansion in überseeischen Gebieten. Schließlich war das erste Kaffeehaus schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Europa, genauer gesagt in Venedig, entstanden.

Auch Tierhäute und Felle sowie das Elfenbein von Elefanten und Nilpferden waren gefragt, letzteres unter vor allem seitens der Pianoforte-Fabriken, welche die Tasten für ihre Klavier und Flügel aus Elfenbein fertigten. Die Klavierhersteller brauchten zudem Ebenholz für die schwarzen Tasten und damit ein Gehölz aus den Tropen, also letztlich auch aus den Kolonien. Ab 1908 wurden in Kamerun extra Bananen-Plantagen für den Export angelegt.

Aus Geldmangel waren es zunächst nur Schiffe, die Deutschland mit den Kolonien verbanden. Eisenbahn, Straßen- und Städtebau in den Kolonien folgten später. 1914 gab es immerhin 6400 Kilometer Eisenbahnstrecken in allen deutschen Kolonien.

Aus ökonomischer Sicht blieben die Kolonien für das Deutsche Reich bis zum Schluss uninteressant. Kolonien zu besitzen, entsprach primär dem politischen Anspruch der führenden Industrienation und ermöglichte den Zugang zu Mode-Artikeln wie Kaffee, Kakao und Tee.

Die Motive für die kolonialen Abenteuer waren vielfältig: 1. Waren beschaffen, die es sonst nirgends gab, 2. Deutschlands internationale Interessen mit weltweit verteilten Niederlassungen sichern, 3. Rohstoffgewinnung, 4. Großmachtfantasien, 5. Gebiete für deutschlandmüde Siedler, 6. Forschung.

Quellen
deutsche-schutzgebiete.de
geschichte-kaffee.de

letzte Aktualisierung: 07.05.2021