Die westlichen Industrienationen haben seit jeher einen großen Bedarf an Arbeitskräften. Auch die DDR brauchte Arbeitskräfte, kämpfte mit dem ständigen Arbeitskräftemangel. Es mangelte an Arbeitskräften, weil die DDR viele Menschen an den für sie ökonomisch interessanteren Westen verlor, weil für die Beschaffung von Valuta enorme Anstrengungen unternommen werden mussten und weil die DDR eine zu niedrige Reinvestitionsquote hatte, so dass viele Arbeitsprozesse von Menschen statt von Maschinen, Robotern und Computer verrichtet werden mussten. Da insbesondere die großen Betriebe angefangen vom Pförtner über die Betriebszeitung bis zum Betriebsarzt alles selber machten, waren auch hier enorme personelle Aufwendungen erforderlich.
Hatte die Bundesrepublik Deutschland bereits in den 50er und 60er Jahren mit der Anwerbung von Arbeitskräften aus Italien und der Türkei den Anfang gemacht, zog die DDR schließlich nach, Kräfte aus befreundeten Staaten zu rekrutieren. Im Westen hießen diese Menschen Gastarbeiter, denn sie sollten nur zeitlich befristet, also als Gäste, behandelt werden. Im Osten sprach man von Vertragsarbeitern. Die meisten kamen aus Vietnam. 60.000, heißt es, seien es gewesen. Weitere Arbeiter kamen aus Kuba, Mosambik, Angola. Äthiopien, Chile, aber auch aus Ungarn und Polen. Im letzten Jahr der DDR waren mehr als 90.000 Vertragsarbeiter in der DDR registriert. Die Verträge wurden für zwei bis fünf Jahre geschlossen. Familienmitglieder durften nicht nachkommen. Die Arbeiter lebten in Wohnheimen und waren so weitgehend von der einheimischen Bevölkerung isoliert. Nur ausgesuchte Vorzeige-Vertragsarbeiter wurden bei Veranstaltungen zur Förderung der "Völkerverständigung" präsentiert.
Außerdem kamen von 1951 bis 1989 rund 70.000 Studierende aus mehr als 125 Staaten in die DDR. Mit der zeitweiligen Aufnahme von Menschen aus anderen Ländern versuchte die DDR ihre politischen und ökonomischen Ziel zu verbinden. Obgleich die beschworene Brüderlichkeit und Freundschaft mit den Völkern insbesondere der anderen sozialistischen Länder keineswegs Allgemeingut war in der DDR und die Fremden immer wieder auch Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt waren und weitgehend unter sich lebten, war die DDR für die meisten von ihnen ein Paradies. Das Versorgungsniveau war das höchste im sozialistischen Lager, Frieden inklusive.
Beide Seite profitierten: Die Vertragsarbeiter und Studierenden erhielten eine solide Ausbildung und die DDR zusätzliche Arbeitskräfte und eine wachsende internationale Reputation. Zu den entsprechenden Maßnahmen der DDR gehörte auch, Asyl zu gewähren, was ab 1968 für politische erwünschte Menschen galt. Das Aufenthaltsrecht für die Vertragsarbeiter war an einen Arbeitsvertrag gebunden. Ohne Vertrag mussten sie ausreisen. Ein Wechsel der Arbeitsstelle war faktisch ausgeschlossen. Probleme ergaben sich aus der unterschiedlichen Herkunft und Bezahlung sowie dem Kampf ausländischer Männer um deutsche Frauen. So gab es Arbeiter aus kapitalistischen Ländern, die naturgemäß über Valuta, also frei konvertierbare Währungen, das so genannte "Westgeld" verfügten. Zwischen Angehörigen revalisierender Staaten und Gruppen kam es wiederholt zu Zusammenstößen.
Die DDR setzte die Vertragsarbeiter an den Brennpunkten des Arbeitskräftemangels ein, der sich naturgemäß dort ergab, was es für die Deutschen nicht besonders attraktiv war zu arbeiten. In dem Punkt glichen sich DDR und BRD. Auch wenn die DDR offiziell Frieden und Völkerverständigung propagierte, so hielten sich in Teilen der Bevölkerung hartnäckig Stigmata und rassistische Anschauungen.
Die größte Ausländergruppe in der DDR blieben jedoch zu jeder Zeit die Soldaten der Roten Armee, die seitens der Sowjetunion im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges im Osten Deutschlands stationiert waren. Es handelte sich um rund 330.000 Soldaten.
Quellen
Internetseite über die Vertragsarbeiter in der DDR
Letzte Aktualisierung: 29.09.2021