Papierfabrik Golzern (Sachsen, 1862-2013)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 26.08.2022

Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022

Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022
Interessanterweise ist es auf dieser Uhr 5 vor 12.
Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik Golzern bei Grimma in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2022

Dass die Papierfabrik im Sommer 2022 noch stand, ist einer Bürgerinitiative zu verdanken, die bisher alle Abrisspläne abwehren konnte. Entscheidend waren letztlich jedoch die Aussagen von Denkmal- und Naturschützern, die allen Argumenten für den Abriss, etwa der Behauptung, dass die Papierfabrik dem Hochwasserschutz im Wege stehe, erfolgreich widersprachen.

In Golzern an der Mulde entstand 1862 eine Papierfabrik, wo man 130 Jahre lang Druck- und Spezialpapiere produzierte. 1992 war Schluss mit der Papierproduktion. Der Betrieb stellte auf die Papierverarbeitung um. 2002 und 2013 flutete die Mulde das Fabrikgelände. 2013 schätzte die Geschäftsführung den Schaden auf zehn Millionen Euro, nachdem die Mulde am 3. Juni Pegel von mehr als 7,76 Meter durch den Ort gewalzt war. Normal liegt der Pegel Anfang Juni bei einem Meter. Zum Zeitpunkt der Flut erwirtschaftete die Papierfabrik Golzern einen Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro (Umsatz, nicht Gewinn!). Sie verarbeitete 25.000 Tonnen Papier und vertrieb eigene Verpackungs- und Krepppapiere. Nun sprachen die Gesellschafter von Totalverlust und kündigten den rund 65 Mitarbeitern. 2013 erfolgte in Mutschen die Gründung des Nachfolgebetriebs Papierverarbeitung Golzern. Im Mai 2022 berichtete das Muldental-Fernsehen, dass für den Herbst geplant sei, das Werk in Mutschen zu erweitern.

Gründer der Fabrik war der Papierhändler Gottlieb Adolf Schroeder. 1860 kaufte er das Grundstück an der Mulde samt einer Getreide- und Ölmühle. Er hatte das nötige Geld dank des Geschäftserfolgs mit der 1825 gegründeten Papierhandlung Sieler & Vogel in Leipzig, die später auch Filialen in Berlin, Hamburg und München unterhielt. 1838 hatte es in Golzern bereits eine Papiermühle gegeben, wo man handgeschöpftes Büttenpapier herstellte. Otto Gottschald, Besitzer der Golzerner Getreidemühle und Mitinhaber der Golzerner Maschinenfabrik, hatte die Investition angeregt.

1877 übernahm Max Schroeder, der älteste Sohn des Fabrikgründers, die Leitung der Papierfabrik. Im Laufe der Jahre wuchs die Fabrik immer weiter. Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) ging der Ausbau voran. Zur Industrieanlage gehörte auch ein Eisenbahnanschluss. Auf dem anderen Ufer der Mulde, in Bahren, hatten die Fabrikbesitzer inzwischen für ihr Personal seit 1886 eine ansehnliche Siedlung entstehen lassen, die Arbeitersiedlung "Kamerun".

Schröder warb über Sieler & Vogel regelmäßig für die hochwertigen Produkte seiner Papierfabrik in Golzern. 1895 hieß es: eigene Papierfabrik in Golzern in Sachsen, drei Papiermaschinen, beste Satinierwerke, Spezialitäten: feinste und mittelfeine Druck- und Kupferdruckpapiere, Bunt-, Licht-, Noten- und amerikanische Kunstdruckpapiere, farbige Umschlag- und Prospektpapiere, Post-, Schreib- und Konzeptpapiere. Die bildliche Darstellung des Unternehmens zeigte mehrere große, im Karree angeordnete Fabrikgebäude, mit weiteren kleineren Gebäude im Hof und außerhalb sowie zwei hohe Fabrikschlote. Die gesamte Fabrik befand sich in Insellage inmitten der Mulde und war mit dem Festland durch zwei stählerne Bogenbrücken verbunden. Ein Flussarm wurde später zugeschüttet.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) entging die Papierfabrik Golzern den allgemein sehr intensiven Demontagen. Seit 1947 war die Fabrik volkseigen. 1969 wurde Golzern das Stammwerk des neugegründeten VEB Druck- und Spezialpapiere, zu dem auch Papierfabriken Leisnig, Nossen, Steina und Technitz gehörten. 1981 ordneten die staatlichen Wirtschaftslenker der DDR den Betrieb dem VEB Papierfabrik Dreiwenden zu. Von 1990 bis 1993 ruhte die Papierfabrikation.

Die Papierfabrik hatte seit 1887 einen eigenen Bahnanschluss. Die Muldentalbahn fuhr einst direkt durch Golzern.

Sieler & Vogel

Seit 1855 war Gottlieb Adolf Schröder alleinige Geschäftsführer bei Sieler & Vogel. 1909 warb der Papierhändler in Leipzig, Grimmaische Straße 28, mit folgenden Angeboten: große Auswahl feiner Briefpapiere mit Umschlägen auch in eleganten Kassetten, Kontor-Utensilien, Soenneckens Schreibwaren, Shannon-Registrator von Zeiß & Co., sämtliches Zeichenmaterial, Künstler-Farben zum Malen in Öl, Aquarell, Pastell usw. sowie alle Malrequisiten, schnellstes Bespannen von Keilrahmen. Auf einer Rechnung von 1925 bezeichneten sich Sieler & Vogel als "Papierfabrikanten und Papiergrosshändler".

Schroedersche Papierfabrik GmbH Golzern (Golzernmühlenwerke)
https://www.industriekultur-in-sachsen.de/erleben/akteure-erlebnisorte/details/papierfabrik-golzern/

Durchsetzung der Papierfabrik gegen Penig
https://demmering.de/

Wirtschaft in Golzern vor 1945
Golzernmühlenwerke (vormals Otto Gottschald)
Maschinenbauanstalt Golzern (vormals Gottschald & Nötzli)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894 unter Grimma
In der Umgegend die Golzernmühle mit Kunstmehlmühle, Maschinenbauanstalt und Papierfabrik.

Quellen
deutsche-biographie.de
euwid-papier.de
grimma.de
industriekultur-in-sachsen.de
lvz.de
muldentaltv.de
pv-golzern.de
sachsen.digital
sachsenschiene.net
saechsische.de