Der sächsische Ort Hainichen war schon im Mittelalter bedeutend wegen seiner Tuchindustrie. Flanell- und Friesstoffe aus Hainichen erreichten Kunden in ganz Europa.
Verbandmittel Hainichen (Kerma seit 1886)
"Max Kermes" steht an dem 1913 errichteten Gebäude der Verbandmittel-Fabrik in Hainichen direkt an der Eisenbahn. Es ist der Name des Unternehmensgründers, der 1886 den Vertrieb von Binden und anderen Verbandstoffen begann. Durch Heirat war er zuvor Teilhaber an einer Flanellfabrik geworden (Flanell ist ein leichtes, wärmendes und saugfähiges Gewebe aus Wolle oder Baumwolle). An die Feier des 50. Firmenjubiläums erinnerte auch im Jahr 2015 noch eine Tafel aus der NS-Zeit: "1886 - 1936 Zur Erinnerung an das fünfzigjährige Bestehen der Firma Max Kermes in dankbarer Verehrung gewidmet von der Gefolgschaft und den Vertretern. Hainichen, am 4. April 1936". Erich Kermes lenkte Kerma lange Zeit in der DDR, bis der Betrieb 1972 entgültig verstaatlich wurde. Als VEB war Kerma am Ende dem VEB Vliestextilien Lößnitztal zugeordnet. Nach dem Ende der DDR erfolgte die Rückübertragung. Seither heißt das Unternehmen Kerma Verbandstoff GmbH.
Saatgut- und Getreidespeicher am Bahnhof (Abriss 2018)
Lange Zeit war der Speicher des VEB Saatgut Hainichen wie ein Wahrzeichen der sächsischen Kleinstadt Hainichen. Wie viele Betriebe in Ostdeutschland verfiel auch dieser nach der Wende, weil er ungenutzt leerstand. Für fast 700.000 Euro wurde der Speicher 2018, nach jahrelangen Diskussionen um die Zukunft des Bauwerkes, abgerissen. Wegen der komplizierten Besitzverhältnisse tat sich lange nichts.
Schuhhaus Kompliment
Im Mai 1998 war die alte Leuchtreklame "Schuhhaus Kompliment" noch vorhanden, im Mai 2015 jedoch war nur noch der "Schatten" des Schriftzuges zu erkennen.
Bahnhof Hainichen
Im März 1869, nach fast drei Jahren Bauzeit, fuhr die erste Eisenbahn von Niederwiesa nach Hainichen. 1871 entstand die Hainichen-Roßweiner-Eisenbahngesellschaft zum Bau der Strecke von Hainichen nach Roßwein. Nach weiteren drei Jahren, im Spätsommer des Jahres 1874 stand die neue Verbindung. Knapp zwei Jahre später kaufte der Staat Sachsen die Bahnstrecke. Erweiterungsbauten folgten 1899 für den Steinbruch Berbersdorf, 1913 am Bahnhof Hainichen und 1934 für das FRAMO-Werk (das nach Hainichen umgezogene Frankenberger Motorenwerk). Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung fuhr die Bahn ab 20. Mai 1945 wieder nach Roßwein. Im Mai 1998 fuhr der letzte Personenzug, im April 2001 der letzte Güterzug. Im Dezember 2004 wurde der Reiseverkehr mit der City-Bahn Chemnitz wieder aufgenommen.
Albrechts Gaststätte
"Albrechts Gaststätte" stand im Mai 2015 noch an diesem Gebäude in Hainichen.
Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Barkas-Werke Hainichen (ehemals Framo)
VEB Bau Hainichen
VEB Berufsbekleidung Fortschritt Hainichen
VEB Buchdruckerwerkstätten Hainichen
VEB Doppelring Lederwarenfabrik
VEB Druckwerke Hainichen bis 1972, dann VEB Druckhaus Karl-Marx-Stadt
VEB Einlagegewebe Hainichen (VEB Kombinat technische Textilien Karl-Marx-Stadt)
VEB Filzwerk Hainichen
VEB Lederfabrik Hainichen
VEB Möbelwerke Hainichen
VEB Neues Ziegelwerk Hainichen
VEB Plüschverarbeitungswerkstätten Hainichen
VEB Radiogehäuseindustrie Hainichen
VEB Schulterpolster Hainichen
VEB Separatorenbau Hainichen
VEB Technische Gewebe und Konfektion Hainichen
VEB Technische Textilerzeugnisse Hainichen (VEB Kombinat technische Textilien Karl-Marx-Stadt)
VEB Textilveredlung Hainichen (VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim)
VEB Verbandmittel Hainichen (z.B. Varicosan-Binde, ZE-MU-Kompressen)
VEB Wattefabrik Kaltofen bei Hainichen
VEB Wollfiltergewebe Hainichen
VEB Ziegelwerk Hainichen
Wirtschaft in Hainichen vor 1945
Alfred Rose Buch- und Papierhandlung
Arthur Zetzsche Schuhmacher-Bedarfsartikel (Schuh-Filze, -Stoffe, -Bänder, -Garne, "Azet" Gummi-Absätze)
Bäckerei von Reinhold Starke
Carl R. Grosslaub (Patent Rosshaarstoff-Weberei)
C.E. Fischer Getreide, Kohlen, Futter- und Düngemittel (Getreidegeschäft Hainichen)
C.P. Grosslaub Tuch, Buckskin und Trikotagen
F.A. Krumpe Buch- und Papierhandlung, Buchbinderei
Felix Krause Maschinen-Mühlenbau
Flanell-Fabrik Becker & Edelmann
Flanellfabrik G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen (ab 1794, Spinnerei, Weberei, Walkerei und Appretur; Tuchmacher-Innung;
Produkte: weiße Körpermoltons, Körperfinetts und Hemdenflanelle, melirte, einfarbige und bunte Flanellstoffe,
Gesundheitshemdenflanelle und feinere Wollenstoffe für Confectionszwecke; Einsatz unter anderem von Wollen, Streichgarnen,
Kammgarnen, Baumwollgarnen und Seide; Export in alle Welt)
Framo-Werke GmbH (1933 als Metallwerk von Frankenberg nach Hainichen verlegt und 1934 umbenannt)
Franz Maultzsch Samen-Großhandlung
F. W. Büschel Söhne Flanellfabrik, Spinnerei, mechanische Weberei, Färberei und Appretur
G.C. Hoffmann Verlags-Anstalt (Buch- und Accidenzdruckerei, Papierwaaren-Fabrik, Buchbinderei)
Julius Kühnemann Holzwaaren-Fabrik
Kirsten & Gompper Klee- und Grassaaten, Import - Export
Köhler & Schieck Aug. Leonhardt Nachfolger Flanell-Fabrik Hainichen in Sachsen
Max Kermes Verbandwatte- und Zellstoffwatte-Fabriken, Verbandstoff-Weberei (Fabrik medizinischer Verbandstoffe)
Mechanische Plüschweberei GmbH (gegr. 1887)
Robert Oettel Wäsche-Fabrik, Hainichen in Sachsen
Tapetenfabrik Europa Ottokar Anderlik
W. Bergmann & Co. Hainichener Kartonagen- und Faltschachtel-Fabrik, Hainichen, Bismarckstr. 6
Woll-Haar-Kämmerei und Spinnerei AG (1917-1932)
Zetzsche & Höpfner Filzfabrik
Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der kleinen Striegis und der Linie Chemnitz-Hainichen und der Nebenlinie Hainichen-Roßwein der Sächsischen Staatsbahnen. Mehrere Gerbereien, Chenillefabriken sowie Fabrikation von Flanell, Nadeln, Holz- und Woll-Phantasiewaren. Post erster Klasse, Telegraph.
Quellen
picclick.de
wikisource.org