Karelien - Russland an der Grenze zu Finnland

Patifakte - Denkmale deutscher und russischer Geschichte
Fotos: Martin und Tatiana Schramme
Achtung! Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!

Letzte Änderung: 10.02.2024

Karelien ist eine wunderschönes Wald- und Seenland: ein Teil liegt in Russland, der andere in Finnland. In der Geschichte Karliens wechselten die Herren der Region mehrfach. Dabei mischte auch Schweden kräftig mit. Die Region nödlich von Sankt Petersburg besticht durch ihre urwüchsige Natur mit märchenhaft schönen Nadelwäldern, abrasierten Felsformationen und riesigen, inselreichen Seen. Die letzte Eiszeit hat dieses Traumland hinterlassen. Die Natur hat den Menschen ein Paradies hinterlassen, aber der Mensch hat daraus die Hölle gemacht: erst Verbannungsort (zaristisches Russisches Reich), dann Gulag (sozialistische Sowjetunion).

Ruskeala

Marmorwerk und Kalkbrennerei (gegr. 1895)

Ruskeala Kalkbrennerei, Foto: Martin Schramme, 2021 Ruskeala Kalkbrennerei, Foto: Martin Schramme Ruskeala Kalkbrennerei, Foto: Martin Schramme

Stand 2021: Diese Schornsteine sind die Reste der Marmor- und Kalkfabrik von Ruskeala im russischen Teil Kareliens. Seit die Fabrik leersteht, ist sie zu einem beliebten Lost Place für Fotografen aus aller Welt geworden. Allerdings sind große Teile der Fabrik bereits abgerissen.

interessante Informationen zum Marmorwerk

Marmorsteinbruch

Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme Ruskeala Mamorsteinbruch, Foto: Martin Schramme

Wo inzwischen Freizeitparkbesucher hinströnen, war einst ein Marmor-Steinbruch, ein Ort harter Arbeit, der später zum Schrottplatz verkam und sich dann, von den Menschen vergessen, zum Naturidyll entwickelte. Der Marmorsteinbruch von Ruskeala hat eine lange Geschichte. Im 17. Jahrhundert brachen erst Karelen Marmor, dann seit 1617 die schwedischen Eroberer. Ab 1721 war die Region wieder fest in russischer Hand. Unter Zar Peter I. entwickelte sich Russland zur Supermacht in Europa. Der vorherigen europäschen Großmacht Schweden bot er vor allem mit seiner Flotte erfolgreich Paroli. Der Marmorsteinbruch lieferte schließlich auch Steine für Bauten in Sankt Petersburg. Der Marmorpalast, die Isaak-Kathedrale und die Kasaner Kathedrale sowie die Burg Michailowski, die Eremitage und den U-Bahn-Stationen Primorskaya und Ladozhskaya sind mit Ruskeala-Marmor dekoriert. Der Marmorabbau erfolgte mit Drahtsägen, nicht mit Sprengstoff.

Quellen
kupitspining.ru

Petrosawodsk

Petrosawodsk ist die Hauptstadt der russischen Republik Karelien. Zar Peter I. betrieb 1703 die Gründung der Stadt am Onega-See, um den Norden Russlands besser insbesondere gegen die Schweden verteidigen zu können. Der Ortsname setzt sich aus dem Name Peter und Sawod, dem russischen Word für Werk, zusammen. Das hier gemeinte Werk war ein Stahlwerk der Rüstungsindustrie. Um das Werk herum entwickelte sich der Ort. Petrosawodsk liegt bei Kilometer 406 an der Murmanbahn, die Sankt Petersburg mit Murmansk verbindet. Die Murmanbahn ist ein Bauwerk aus den Jahren 1915 bis 1917 (Erster Weltkrieg).

Alter Kran am Onega-See

alter Kran in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme alter Kran in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme alter Kran in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme alter Kran in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme

Schwimmkran KR-84 Typ KPL-5-30 Baujahr 1966 am Onega-See, gebaut im Werk SSZ "Rote Barrikaden" in Astrachan an der Wolga.

Bockhaus-Lexikon von 1895
Hauptstadt des Gouvernements Olonez, am Westufer des Onegasees, hat Museen für Bergbau, Naturindustrie, Geschichte und Ethnographie, Zeitung, die Alexandrowsche Eisengießerei für Seegeräte, Hafen mit Schifffahrtsverkehr, Handel mit Holz, Getreide und Fischen.

Lenin-Denkmal (errichtet 1925)

Lenin-Denkmal in Petrosawodsk, Foto: Martin Schramme Lenin-Denkmal in Petrosawodsk, Foto: Martin Schramme

Der Bildhauer und Kunstschriftsteller Matwei Genrichowitsch Maniser (1891-1966) schuf für verschiedene Städte der Sowjetunion Denkmäler des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Uljanow, kurz Lenin (1870-1924), und widmete sein erstes Monument Petrosawodsk, der Hauptstadt Kareliens.

Quellen
fleetphoto.ru

Gedenkstätte an den Zweiten Weltkrieg

Gedenkstaette in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme Gedenkstaette in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme Gedenkstaette in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme Gedenkstaette in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme Gedenkstaette in Pedrosawodsk, Foto: Martin Schramme

Der Zweite Weltkrieg ist bis heute ein Trauma. Die Sowjetunion hat in den Jahre 1941 bis 1945 mehr als 26 Millionen Menschen verloren. Auch in Kareliens Hauptstadt gedenkt man der Toten.

Kem

Kem ist eine russische Stadt im nördlichen Teil Kareliens und liegt am Weißen Meer. In den 1930er Jahren, also zur Stalin-Zeit, befand sich in der Kleinstadt die Verwaltung des berüchtigten Straflagers GULAG auf dem nahen Archipel Solowki. Daher schrieb auch der sowjetische Dissident Alexander Solschenizyn vom "Archipel GULAG".

Schule aus den 1930er Jahren

Schule in Kem, Foto: Martin Schramme Schule in Kem, Foto: Martin Schramme

An der heutigen Sekundarschule Nummer 1 in Kem ist ein großes Wandbild zu sehen, das an die Zeit des Sozialismus in der Sowjetunion (UdSSR) erinnert. Dargestellt sind Pioniere (zwei Jungs und drei Mädchen) unter einer Weltkugel. Die Bildungseinrichtung besteht seit 1934.

Reste des Straflagers im sowjetischen GULAG-System

Straflager in Kem, Foto: Martin Schramme Straflager in Kem, Foto: Martin Schramme

Auf diesen Schienenschwellen lagen einst die Gleise der Eisenbahntrasse von Kem nach Rabocheostrowsk, wo sich der Schiffsanleger samt Zwangsarbeitslager befand, über den einst Zehntausende Sträflinge zum Straflager auf den Solowezki-Inseln verschifft wurden.

Alter Flugplatz Poduschemje / Kem Airbase

Bereits während des Zweiten Weltkriegs Poduschemje 15 Kilometer westlich von Kem ein militärischer Start- und Landeplatz. In der Zeit des Kalten Krieges, also von den 1950er bis zu den 1980er Jahren waren auf dem Flugplatz Abfangjäger stationiert, um illegale Überflüge über die Grenzen der Sowjetunion zu unterbinden beziehungsweise abzufangen. Die Geschichte begann 1953 mit Mig-15, auf die bereits 1954 die Mig-17 folgte. 1969 kam dann die Su-15, ein zweistrahliges Überschallflugzeug.

Flieger aus Kem zwangen den weit vom Kurs abgekommenen Flug KAL 90 von Seoul nach Paris am 20. April 1978 ab. Die Boeing 707 war in den sowjetischen Luftraum eingedrungen und hatte Aufforderungen zur Landung ignoriert.

Solowezki-Inseln

Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Solowezki-Kloster, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Baracke auf Solowezki, Foto: Martin Schramme Befehl zur Massenexekution von Gefangenen des Solovetsky-Gefaengnisses, Foto: Martin Schramme

Die Solowezki-Inseln sind weltbekannt für ihr 500 Jahre altes Kloster und für die Entstehung des brutalen sowjetischen Lagersystems Archipel GULAG, was im Prinzip das Verbannungsregime der russischen Zaren fortsetzte (Katorga). Das Straflagersystem nahm im Oktober 1923 auf dem Archipel im Weißen Meer seinen Anfang. Solowezki war das erste Lager überhaupt und es wurde zum Prototyp für das komplette Gulag-System. Es bestand bis 1933 und war der Schicksalsort für bis zu 71.800 Gefangene in Zwangsarbeit. Sie kamen bei Fischfang, Straßenbau, Landwirtschaft und Holzwirtschaft zum Einsatz. Viele Häftlinge wurden zunächst auf dem Festland in Kem eingepfercht. Für den Transport baute man eine Eisenbahnstrecke von Kem nach Rabocheostrovsk. Im Sommer 2021 erinnerten nur einige alte Bahnschwellen an diese Zeit. 1925 drangen erste Berichte über den Gulag ins Ausland. Ein Häftling war aus dem Lager nach Finnland entkommen und hatte einen Bericht geschrieben, der in Riga publiziert wurde. Der Franzose Raymond Duguet griff die Story auf und schrieb das Buch UN BAGNE EN RUSSIE ROUGE über SOLOVKI als "Insel des Hungers, der Qual und des Todes". 1928 reagierte die Sowjetunion auf das Buch mit einem Propaganda-Film über das Lager.

Die Ziele der russischen Lager, ob unter den Zaren oder unter den Kommunisten, waren: 1. Bestrafung, 2. Disziplinierung, 3. Erziehung und 4. Besiedelung und Bewirtschaftung der unwirtlichsten Regionen des größten Landes der Welt. Die Zaren schickten mehr als eine Millionen Menschen in die Verbannung primär nach Sibirien. Doch dem Zaren und der Orthodoxen Kirche nicht genehme Personen kamen auch nach Solowezki. Am Ende herrschte auf der Inselgruppe im Weißen Meer fast 5 Jahrhunderte lang ein Zwangsregime. Heute ist es ein friedlicher Ort vor allem für Pilger aus aller Welt. An die Gewalt des Staates erinnern nun allenfalls noch Waffentests der russischen Marine wie etwa der Start einer Hyperschallrakete vom Typ "Zirkon" am 18. November 2021 auf See.

Bockhaus-Lexikon von 1895
Inselgruppe am Eingang zur Onegabucht des Weißen Meers, zum russischen Governement Archangelsk gehörig, besteht aus den Inseln Solowezk und Klein-Muksala, Große und Kleine Hafeninseln (Sajazkij). Berühmtes Kloster an der Südwestküste der Insel Solowezk, von einer Mauer (1 km lang) umgeben, mit 300 Mönchen, 6 Kirchen, großem Landbesitz und vielen Fischereien, jährlich von gegen 8000 Pilgern besucht. Es wurde 1429 gegründet und diente im 16. und 17. Jahrhundert zugleich als Festung.

Quellen
gulag.memorial.de