Lunzenau (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 19.01.2024

Lunzenau ist eine Stadt an der Mulde. Markantes Wahrzeichen in der Mitte des Ortes ist die alte Papierfabrik, die sich direkt am Fluss befindet. Ende 1875 fuhr die erste Eisenbahn in Lunzenau, nachdem man in Glauchau mit dem Bau einer Eisenbahn nach Wurzen angefangen hatte (Muldenthalbahn).

Papierfabrik Lunzenau

Papierfabrik Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik, Foto: Martin Schramme, 2022 Papierfabrik, Foto: Martin Schramme, 2022 , Foto: Martin Schramme , Foto: Martin Schramme , Foto: Martin Schramme

Die Anfänge der Großmühle an der Mulde liegen im 13. Jahrhundert. Die Mühle ging durch viele Hände. Anfang des 17. Jahrhunderts verfügte die Großmühle mit Mühlengut, Haus und Hof über fünf Mahlgänge und eine Schneidemühle. Doch in den folgenden Jahrzehnten schien ein Fluch auf dem Objekt zu liegen: 1646 ereilte das Bauwerk die völlige Zerstörung, 1661 zerstörte eine große Flut die Mühle, 1677 vernichtete ein Großfeuer die Werkstätte fast komplett. Man baute die Mühle immer wieder auf. 1725 kam ein Wehr hinzu. 1836 richtete erneut eine Flut große Verwüstungen an. Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, ließ der Mühlenbesitzer ein großes Fabrikgebäude errichten, das er für den Betrieb einer Baumwollgarnspinnerei eines Kaufmanns aus Chemnitz verpachtete.

1857 begann mit Adolf Friedrich Wilhelm Vogel ein neues Zeitalter für Fabrik und Mühlbetrieb. Auf dem 30 Hektar großen Areal befanden sich zu der Zeit eine Mahl-, Schneide- und Ölmühle sowie das Fabrikgebäude. Anstelle des Wasserrades betrieb man fortan eine Turbine. Vogel nutzte nun selbst den Fabrikbau und ließ dort für seine Möbelstoff-Fabrik in Chemnitz eine mechanische Weberei einrichten. Es folgten Jahres des weiteren Um- und Ausbaus. Es entstanden eine Holzschleiferei, eine Papierfabrik anstelle der Mühle, eine neue Wehranlage und eine weitere Weberei. 1882 kamen drei Turbinen hinzu. Um 1886 hielten Dampfkraft und Elektroenergie Einzug.

Der Abriss der Mühle zog sich über die Jahre 1885 bis 1897. In der Zeit lief der Ausbau von Papierfabrik und Weberei. 1910 vollzog sich eine weitere Modernisierung: Für die dunklen Fabrikhallen nutzte man nun auch das Tageslicht, indem man ein Webereigebäude mit Sheddach ausstattete. 1919 kam ein Kontor hinzu. 1927 bekam die Fabrik einen Gleisanschluss zum Netz der Deutschen Reichsbahn in Cossen an der Strecke Chemnitz-Leipzig.

Das Ende des NS-Regimes und der Einzug der Sowjetarmee samt sozialistischem Gedanken führte zur Enteignung und Verstaatlichung der Großproduktionsstätte in Lunzenau. 1965 kam die Papierfabrik Lunzenau zum VEB Papierfabrik Penig. Die Möbelstoff-Fabrik gehörte ab 1971 zum VEB Möbelstoff- und Plüschwerke Hohenstein-Ernstthal, Werk ll Karl-Marx-Stadt.

Mit dem Ende der DDR 1990 kam auch das Ende für die Möbelstoff-Fabrik. 1999/2000 räumten Bagger den Großteil dieser Fabrik ab. Die Papierfabrik kam über die Treuhandgesellschaft in Privathand und produzierte viele Jahre weiter als Papierfabrik Lunzenau GmbH &. Co. KG (Altenburger Straße 1-3). 2019 endete auch die Geschichte der Papierfabrik.

Postamt Lunzenau

Post Lunzenau, Foto: Martin Schramme Post Lunzenau, Foto: Martin Schramme Post Lunzenau, Foto: Martin Schramme

Im August 1856 begann die Geschichte des stationären Postwesens in Lunzenau. Fortan gab es im Ort eine Postexpeditionen in der Friedhofstraße 266. Mit einfachsten Mitteln transportierte man Briefe und Pakete in Orte der näheren Umgebung. 1867 besserte sich die Lage und aus der Gehpost wurde eine Fahrpost. Ab 1871 brachte man die Post zur neuen Eisenbahnstation in Cossen. Letztlich entschloss sich die Gemeinde zum Bau eines Postamtes neben der Kirche. 1901 nahm das Amt seine Arbeit auf. 1937 stellte man auf dem nahen Markt ein Fernsprechhäuschen auf. In der DDR blieb das Fernmeldewesen defizitär, die Post insgesamt erfuhr indes weitere Modernisierungen und das Postamt bekam eine zeitgemäße Leuchtreklame aus Leuchtstoffröhren in Form der Buchstaben P, O, S und T.

Ehemaliges Mädchenwohnheim

ehemaliges Maedchenwohnheim Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022 ehemaliges Maedchenwohnheim Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022 ehemaliges Maedchenwohnheim Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022 ehemaliges Maedchenwohnheim Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022 ehemaliges Maedchenwohnheim Lunzenau, Foto: Martin Schramme, 2022

Für den Denkmalschutz in Lunzenau gehört das Ehemalige Mädchenwohnheim in der Heinrich-Heine-Straße zur Sachgesamtheit Weberei und Papierfabrik Wilhelm Vogel. Eingestuft ist das Objekt im beschriebenen Ensemble als städtebaulich und sozialgeschichtlich bedeutsam.

Betriebe in der DDR
Fritz Hage KG Lunzenau/Mulde (Hebebühnen)
Fritz Hoffmann Taschen- und Sattlerwarenfabrikation Lunzenau (hotalu)
VEB Hebebühnen Lunzenau, Dr.-Otto-Nuschke-Str. 15
VEB Möbelstoff- und Plüschwerke Hohenstein-Ernstthal, Werk ll Karl-Marx-Stadt, Produktionsstätte Lunzenau
VEB Papierfabrik Lunzenau
LPG Lunzenau

Wirtschaft in vor 1945
Ernst Kern Mützen-Fabrik, Lunzenau Mulde
Gustav Gelbke Korbmacher (Lager in Kinderwagen und allen Sorten Korbwaaren zu möglichst billigen Preisen, alle Reparaturen werden schnellstens besorgt)
Hotel Goldene Sonne
Hotel Sächsischer Hof (Konzert- und Ballsaal, Garten-Etablissement, Zentralheizung, elektrisches Licht)
Hotel Schlesischer Hof
Vogels Mechanische Weberei und Papierfabrik

Eintrag im Brockhaus von 1894
Stadt an der Zwickauer Mulde und an der Linie Glauchau-Großbothen der Sächsischen Staatsbahnen. Post, Telegraph, Sparkasse, Wasserleitung, Wasserleitung; mechanische Weberei, Holzschleiferei und Papierfabrik, Fabrikation von Lederpantoffeln, Strümpfen, Handschuhen und Cigarren, Jahrmärke.

Quellen
ahnenforschung-liebert.de
heimatverein-lunzenau.eschsites.de
picclick.de