Raguhn (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 30.09.2022

Raguhn befindet sich unweit von Dessau und Bitterfeld.

Trainiungszentrum Raguhn (1986)

Trainiungszentrum Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017 Trainiungszentrum Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017

Im Herbst 2017 war die DDR (1949-1990) bereits seit 27 Jahren Geschichte, doch auch in Raguhn blieben Erinnerungen an jene Zeit. So fand sich an der Mulde die künstlerische Arbeit "Trainingszentrum Raguhn" samt der Jahreszahl 1986.

alte Brennerei in Raguhn

alte Brennerei in Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017 alte Brennerei in Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017 alte Brennerei in Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017

Mitten in Schierau, einem nach Raguhn-Jeßnitz eingemeindeten Örtchen, befindet sich dieser wunderbare Ziegelbau. Einer alten Zeitzeugin zufolge handelte es sich dabei um eine Brennerei. In der Nähe muss sich auch eine Ziegelei befunden haben.

Alte Mühle in Raguhn

alte Muehle in Raguhn, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Eintrag im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt über die Mühle: "Erbaut wurde die Mühle 1771 in Schierau, 1898 wurde sie an den heutigen Standort versetzt. Die Bockwindmühle befindet sich etwa ein Kilometer östlich des Ortsteils Marke. Die Mühle ist bis auf die Flügel und die Welle mit der Ausstattung erhalten."

Pabst & Kilian Drahtweberei und Metalltuchfabrik

Drahtweberei und Metalltuchfabrik, Foto: Martin Schramme, 2017 Drahtweberei und Metalltuchfabrik, Foto: Martin Schramme, 2017 Drahtweberei und Metalltuchfabrik, Foto: Martin Schramme, 2017

Bei dem Objekt handelt es sich möglicherweise um die Pabst & Kilian Drahtweberei und Metalltuchfabrik. Das Unternehmen war in den Anfangsjahren der DDR offenbar von strategischer Bedeutung, da sich die CIA dafür interessierte. In einem Bericht vom 7. Februar 1952 heißt es unter anderem: Die Drahtflechterei beschäftigt rund 135 Personen. Direktor ist Rudi Brückner (SED). Der Betrieb in privater Hand produziert Drahtgeflechte für die TEWA in Neustadt/Orla und für die Papierindustrie an zwei Standorten in Raguhn, Die TEWA hieß später VEB Metallweberei Neustadt/Orla. Das Material für Raguhn kam laut CIA aus Neustadt/Orla und von den Kupfer- und Messingwerken Hettstedt (Mansfeld Kombinat, heute MKM). In Raguhn gab es zeitweise bis zu vier Drahtwebereien (Quelle: Raguhn in alten Ansichten, Rudolf Brückner). Pabst & Kilian übernahm 1899 das Objekt des Emaillirwerks Lindner, welches zuvor seit 1885 im Besitz der Tuchfabrik Oskar Haun war (Konkurs 1892). Der US-Geheimdienst CIA operierte bis in die DDR-Wirtschaft hinein, unterhielt dort Spitzel wie Franz Saretzki und unterstützte Subversions- und Sabotageakte gegen den jungen sozialistischen Staat (Beispiel KgU).

Pera-Werk Pohle & Erben (gegr. 1893)

Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017 Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017 Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017 Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017 Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017 Pera-Werk Pohle und Erben, Foto: Martin Schramme, 2017

Das Pera-Werk Pohle & Erben in Raguhn (Anhalt) fabrizierte einst naturreine Essenzen, Destillate und Grundstoffe. Hinzu kam die Fruchtsaftkelterei. 1995 befand sich das Werk in Liquidation. 1893 war das Unternehmen von Friedrich Pohle und Carl Erben gegründet worden. Firmenlogo war der Schriftzug Pera-Werk mit einen zum Erlenmeyer-Kolben samt Destillationsflasche umgeformten P und einem Früchteteller über dem a. 1968 gab Pera im Eigenverlag einen Jubiläumsband zum 75. Jahrestag heraus. Zu DDR-Zeiten (DDR 1949-1990) lieferte Pera als Pohle & Erben KG neben Essenzen für die Likörindustrie auch diverse Säfte wie Apfelsaft und Johannisbeer-Süßmost. "Generationen von Fachleuten haben eine hervorragende Palette von Essenzen und Grundstoffen für alle Arten von Likören, Trinkbranntweinen, von Limonaden, Fruchtsaftgetränken sowie Aromen und Aromakonzentrate für Süßwaren geschaffen", hieß es 2020 auf der Seite des Nachfolge-Unternehmens Esra, das sich seit 2006 in Thalheim befindet.

Betriebe in der DDR
VEB Preß- und Stanzwerke Raguhn, Am Werder 3 (VEB Prestara Raguhn)
VEB Stanz- und Drahtwebwerke Herbrandt
VEB OGIS
Gasthaus Heidekrug
Gustav Nedlitz Zimmereigeschäft und Sägewerk
Industrie-Werke Sachsen-Anhalt, Stanz- und Drahtwerk Heerbrandt, Raguhn/Anhalt (SBZ)

Wirtschaft in Raguhn vor 1945:
Drahtweberei Gottlob Herbrandt AG
Heßler & Herrmann Chemische Fabrik Aktien-Gesellschaft (gegr. 1876, Essenzen und Aromen aller Art, ätherische Öle sowie Farben für Genussmittel etc., Specialitäten: Rum-Arac- und Cognac-Essenzen, Frucht-Essenzen für Brauselimonaden etc.)
Maschinenbau und Metalltuchfabrik AG, vormals Gottl. Heerbrandt (gegr. 1861, Umwandlung in Aktiengesellschaft 1897, März 1943 Umfirmierung in die Heerbrandt-Werke Aktiengesellschaft; Apparate-Bau: Rundsiebzylinder, Knotenfangzylinder, Knotenfangplatten, Egoutteure, Sortiermantel, Eindickapparate, Rauchkammereinsätze, gelochte Bleche jeder Art, Metalldrahtgewebe, Papiermaschinensiebe, Metallgewebe, Tressengewebe, Mehrzylinder-Kartonmaschinen, Neubau und Umbau von sämtlichen Maschinen für die Papier-, Pappen-, Holzstoff-, Zellstoff- und Kartonerzeugung)
Otto Kurth Kupferschmiedemeister
Otto Naumann & Co. AG Raguhn (Papierfabrik und Mühlenwerke, Holzschleiferei)
Pabst & Kilian Drahtweberei und Metalltuchfabrik GmbH
Pera-Werk Pohle & Erben (gegr. 1893, Essenzen, Destillate, Grundstoffe, Fruchtsäfte)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1895
"Stadt im Kreis Dessau des Herzogtums Anhalt, auf einer durch die Mulde gebildeten Insel, an der Linie Magdeburg-Zerbst-Leipzig der Preußischen Staatsbahnen. Post, Telegraph; Fabrikation von Papier, Öfen, ätherischen Ölen und Drahtsieben sowie eine bedeutende Mühle."

Quellen
albert-gieseler.de
picclick.de

Begriffslegende
Egoutteur = Walze zum Papierglätten und Wasserzeichenprägung
Tressengewebe = mechanisch festere Gewebe für die industrielle Filtration