Seit 1846 war Guben Bahnstation mit Verbindungen nach Frankfurt/Oder und Breslau (Schlesien). 1871 kamen Anschlüsse nach Cottbus und Bentschen dazu, 1904 folgte Forst. Wesentlicher Wirtschaftsfaktor war zunächst die Tuchmacherei. Sie hat sich im 16. Jahrhundert entwickelt und führte im 19. Jahrhundert zum Ausbau der Tuchindustrie. Einer der wichtigsten Förderer dieser Entwicklung war der Engländer William Cockerill, der älteste Sohn eines Textilmaschinen- und Eisenfabrikanten, der auf Einladung des Textilunternehmers Gottfried Böhme nach Guben und Cottbus kam, um dort neue Spinnereien einzurichten. Nebst der Tuchmacherei etablierten sich Eisenguss, Maschinenbau, Strumpf-, Teppich- und Schuhfabrikation. Auch mahlte man Ölfrüchte. Weltweite Bekanntheit erlangte Guben durch die Hutmacher-Dynastie Wilke, die im Jahr 1869 die Erfindung des wetterfesten Filzhutes für sich verbuchen konnte. 1848 begann am Ort der Abbau von Braunkohle, der sich bis ins Jahr 1927 erstreckte. 1940 baute die Rheinmetall-Borsig AG aus Düsseldorf eine Rüstungsfabrik auf, um dort Maschinengewehre und -kanonen sowie Komponenten für Militärflugzeuge zu bauen.
Guben ist die Geburtsstadt von Wilhelm Pieck, dem ersten und einzigen Staatspräsidenten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Deswegen trug Guben zu DDR-Zeiten, genauer gesagt von 1961 bis 1990, den Titel "Wilhelm-Pieck-Stadt".
VEB Chemiefaserwerk Herbert Warnke
Wo in Guben einst die Munitionsfabrik von Rheinmetall Borsig stand, baute die DDR 1960 ein Chemiefaserwerk. Im Herbst 1964 lief dort die Produktion für die DDR-Feinseide DEDERON an. Zu den Produkten gehörte auch Angelschnur. 1970 kam das Chemiefaserwerk in Guben zum VEB Chemiefaserkombinat Schwarza in Schwarza.
Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Berlin-Gubener Hutfabrik
VEB Chemiefaserwerk Herbert Warnke
VEB Gubener Wolle
VEB Hutfabrik Olympia
VEB Hutmaschinenbau Guben
VEB Möbelfabrik Wilhelm-Pieck-Stadt Guben
VEB Schuhfabrik Wilhelm-Pieck-Stadt Guben
VEB Vereinigte Hutwerke Guben (Produktion: Werk I Herrenhüte, Werk II Damen- und Wollhüte)
Guben vor 1945
Carl Heinze Maschinenfabrik AG (Spezialfabrik für Hutmaschinen)
Carl Lehmann KG, Holzschleiferei und Lederpappenfabrik (gegr. 1891)
Berlin-Gubener Hutfabrik AG vormals A. Cohn
Ernst Tietze Maschinenfabrik Guben (gegr. 1856, Abteilung I: sämtliche Maschinen, Apparate und Formen; Abteilung II: Werkzeugmaschinen; Mauersteine, Dachsteine, Flurplatten, Kanalrohre und Brennenringe aus Zement, Farb- und Betonmischmaschinen und so weiter)
Gubener Papier- und Pappenfabrik Weiß & Köhler
Holzschraubenfabrik Wolf & Co. Guben
Hutfabrik AG Guben (Herstellung von Herren-, Damen- und Kinderhüten aus Woll- und Haarfilz, Baskenmützen und ähnlichen Artikeln)
Hutfabrik C. G. Wilke, Guben, Gasstr. 4
Hutfabrik Rudolf Fugmann
Rheinmetall-Borsig AG (1940-1945, Waffenproduktion)
Spezial-Fabrik für fugenlosen Speicherbelag Hermann Paul, Guben
Tuchfabrik C. Lehmanns Witwe & Sohn
Tuchfabrik F. M. Huschke
Tuchfabrik F. W. Schmidt
Tuchfabrik H. Schemel
Tuchfabrik Lehmann & Richter
Tuchfabrik Salewski & Rabe
Tuchfabrik Reißner & Wohl
Tuchfabrik W. Wolf
Wilhelm Quade Maschinenfabrik & Eisengießerei GmbH
Wolf & Co. Gubener Zementformen und Maschinenfabrik
Auszug aus dem Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Am Zusammenfluß von Lubis und Neisse, an den Linien Berlin-Kohlfurt-Breslau und Cottbus-Guben-Bentschen der Preuß. Staatsbahnen; Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung. Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Tuchfabrikation, Streichgarnspinnereien, Färbereien, Gerbereien, Töpfereien-, Wassermehl- und Schneidemühlen, Fabrikation von Maschinen, Filzhüten und Puppen.
Quellen
albert-gieseler.de
brandenburgikon.net
maerkischer-bote.de
picclick.de