Magdesprünge ist ein Örtchen im Selketal des Vorharzes. Der Platz ward im Mittelalter noch als Schalckenburg bezeichnet. Erst im 17. Jahrhundert setzte sich langsam der Name Mägdesprung durch. Hintergrund war die Legende, wonach genau hier ein Mägdlein von riesenhafter Gestalt dereinst einen Sprung über das weite Tal gewagt haben soll und entsprechend Fußabdrücke hinterlassen haben soll. Wirtschaftlich entwickelte sich die Gemeinde aufgrund einer Eisenhütte. 1887 bekam der Ort einen Eisenbahnanschluss durch die Gernrode-Harzgerode Eisenbahn-Gesellschaft.
VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung
(VEB Kombinat Metallwaren Dessau / VEB Kombinat Haushaltgeräte Karl-Marx-Stadt)
Der VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung nutzte das ehemalige Verwaltungsgebäude der Mägdesprunger Eisenhüttenwerk Aktiengesellschaft Mägdesprung (erbaut 1781). Hütte und Gießerei arbeiteten einst im Ort an der Selke. Zunäst wurden Eisen und Silber aus dem Erz der Gegend gewonnen, später Gestein von weiter her. Nach einer wechselvollen Geschichte mit Aufschwung und Pleite kam der Betrieb in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder in Gang. Dafür sorgte Fürst Friedrich Albrecht von Anhalt Bernburg (1735-1796), der seinen Regierungssitz nach Ballenstedt aufs Schloss verlegt hatte. Zu den produzierten Gussteilen gehörten um 1920 auch Gas- und Elektro-Platten und Kocher. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Mägdesprung auch Blechaggregate für die Flugzeugproduktion der Hugo Junkers AG in Dessau hergestellt. Gasgeräte und Herde machten dann auch bereits kurz nach dem Kriegsende einen wichtigen Teil der Produktion aus. 1959 wurde die Eisenhütte in eine KG mit staatlicher Beteiligung umgewandelt, 1972 dann endgültig vollständig privatisiert.
Kurhaus Meves / Hotel und Pension Mägdesprung / Hotel Meves (nach Besitzer Hermann Meves / Brumme)
Einer der prominenten Dauergäste des Hotels Meves in Mägdesprung war der Architekt Franz Kühnemann (1877-1952). Vor der SA zog er sich 1935 mit seiner Frau Emilie dorthin zurück.
Carlswerk (Maschinenfabrik 1827/1829)
Die Maschinenfabrik Carlswerk im Harz-Örtchen Mägdesprung zählte zu den bedeutendsten historischen Industrieanlagen und Denkmalen erhaltener Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts.
Herzogliche Eisenhütte
Obwohl der Harz sich schon im Mittelalter zum Fund- und Verarbeitungsort von Eisen und Silber entwickelte, stellte sich die Gründung einer Eisenhütte 1646 in Mägdesprung zunächst als Schnapsidee heraus. Dabei waren auch Holz und die Wasserkraft der Selke verfügbar. Immer neue Besitzer bemühten sich um einen wirtschaftlichen Betrieb. Wiederholt endeten die Abenteuer im Konkurs. Zwischenzeitlich kam es zu anderen Nutzungen der Anlagen als Mühlenbetrieb für die Papier-, Mehl- und Ölproduktion. Erst nach einem Neubau 1769 unter Fürst Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg kam der Betrieb endlich in Schwung. Man verhüttete bessere Erze und stellte neben Halbfabrikaten auch Endprodukte wie Hämmer, Pflugscharen und Gewehrläufe her. 1787 begann man auch das Drahtziehen. 1821 kam der Kunstguss hinzu, wobei man sich besonders auf Tierplastiken spezialisierte. 1873 wurde aus der Herzoglichen Eisenhütte eine Aktiengesellschaft, aber schon 1882 erfolgte die nächste Umbenennung. Als Mägdesprunger Eisenhüttenwerk von T. Wenzel war das Unternehmen mit Maschinenbau und Kunstguss recht erfolgreich. Der Bau einer Schmalspurbahn im Selketal 1887 wirkte nochmals positiv. Ab 1898 war die Hütte erneut Aktiengesellschaft. Der Niedergang des Kunstgusses um 1910 brachte lange vergessen geglaubte Zukunftssorgen zurück. 1917 übernahm die Harzgeröder Maschinenfabrik GmbH den Betrieb in Mägdesprung. In den 1940er Jahren stieg man als Zulieferer für Junkers in Dessau in die Gasgeräteproduktion ein. Dieser neue Produktionszweig sollte nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Zukunft des ehemaligen Hüttenwerkes bestimmen. Man produzierte unter staatlicher Aufsicht Gasgeräte und Herde. Ab 1972 war das endlich auch im Namen ersichtlich: VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung.
An dem Gebäude befindet sich ein Monogramm, in dem sich die drei Buchstaben A, F und C verschnörkeln. Sie stehen für Herzog Alexius Friedrich Christian (1767-1834). mehr zur Person
Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung (vormals Eisenhütte Mägdesprung Carl Horn KG bzw. Mägdesprung-Neudorf Eisen- & Silberhütten-Bergbau Actien-Gesellschaft, Verbindung zur Außenhandelsgesellschaft mbH Metallwaren und Sportartikel in Berlin)
Wirtschaft in Mägdesprung vor 1945
Hotel Mägdesprung
Mägdesprunger Eisenhüttenwerk GmbH (gegr. 1646, Eisengiesserei, Gasherdfabrik, Maschinenfabrik, Sägewerksmaschinen; Werk I: Gaskocher, Gasherde, Gasheizöfen, Bügeleisen, Gußeiserne Plattenteller für Sprechmaschinen, Christbaumständer, Gußschweißstäbe, Kunstguß, Handels- und Spezialguß, Massenartikel; Werk II: Sägegatter und Kreissägen, Maschinen und Apparate aller Art für die keramische Industrie und für die Schwarzpulverfabrikation)
Mägdesprung-Neudorf Eisen- & Silberhütten-Bergbau Actien-Gesellschaft (gegr. als AG 1873, Vorläufer seit 1646, seit 1875 Verhüttung von Fremdeisen, zahlreiche Namens- und Eigentümerwechsel, ab 1917 im Eigentum der Harzgeröder Maschinenfabrik GmbH, zur NS-Zeit auch Zulieferer der Gasgeräteproduktion in den Junkerswerken von Dessau)
Eintrag zu Mägdesprung im Brockhaus-Lexikon von 1894
Schroffe Felsspitze im anhaltischen Kreise Ballenstedt, im Selketal im Harze, unweit Alexisbad, mit drei Meter hohem Eisenkreuz. An ihrem Fuße liegt das Hüttenwerk und der Ort Mägdesprung mit (1890) 278 Einwohnern und einem zu Ehren des Fürsten Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg errichteten 19 Meter hohen gußeisernen Obelisk.
Quellen
eisenhuettenverein-maegdesprung.de
goethezeitportal.de
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