Sankt Petersburg, Leningrad, Petrograd (Russland)

Patifakte - Denkmale deutscher und russischer Geschichte
Fotos: Martin und Tatiana Schramme, Nuri Ray, Mikhail Ogorodnikov
Achtung! Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!

letzte Änderung: 06.02.2024

Einst Hauptstadt des russischen Zarenreiches, später von den Bolschewiki nach dem Sturm des Winterpalais 1917 in Leningrad umbenannt (nach Revolutionsführer Lenin), litt während des Zweiten Weltkriegs (1941-1945) 900 Tage unter der brutalen Belagerung durch die nationalsozialistische Deutsche Wehrmacht. Der Krieg hinterließ der Stadt an der Newa Millionen Tote und unvorstellbare Zerstörungen. Heute ist die Stadt eine Perle in Europa und zieht jedes Jahr Abermillionen Touristen aus aller Welt an. Die enge Verbindung der deutschen und der russischen (sowjetischen) Geschichte sind überall in der Stadt sichtbar. So war es ein Deutscher, der 1860 die Gummifabrik Treugolnik gründete, eines der geschichtsträchtigsten Industriestandorte an der Newa. Weitere deutsche Gründungen waren die Maschinenfabrik L. Koppel AG, die Alexander-Newskij-Manufaktur, die Gesellschaft der Hütten-, Maschinenbau- und Schiffsbauwerke Bäcker & Co., die Zuckerfabrik L. E. König und Erben sowie die Gesellschaft der Tabakproduktion Laferme. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten etwa 46.000 Deutschstämmige in Sankt Petersburg.

(Krasnij) Treugolnik - größte Gummifabrik der Welt

Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, Ruine der Gummischuh-Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik verlassen und verfallen, Foto: Martin Schramme, 2018 Treugolnik, einst groesste Gummischuh-Fabrik - Reklame aus der Zarenzeit, Archiv: Martin Schramme
Fabrik in Sankt Petersburg, Kontore in Moskau und Nishni-Nowgorod

Einheimische kennen das dreieckige, überwiegend mit roten Ziegelgebäuden bebaute Areal in Sankt Petersburg nur "Krasnij Treugolnik" (russ. für "Rotes Dreieck"). Tatsächlich handelt es sich um einen äußerst geschichtsträchtigen Ort, dessen Markenzeichen das Dreieck war und der einst Weltrang hatte. Was man heute sieht, sind nur Reste eines Wirtschaftsimperiums. Bis zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) war das Unternehmen die bedeutendste Gummischuh-Fabrik der Welt und zudem ein wichtiger Autoreifen-Hersteller. Ab 1929 Produktionssteigerung mit Förderbändern, 1949 neue Gummispritzhalle 70 Prozent Produktionssteigerung. 1860 gegründet als Towarizestwo Russko-Amerikanskou Resinoowou Manufakturui, kurz TRARM). Zweigbetriebe 1913 in Moskau, Riga, Odessa, Jekaterinburg, Rostow am Don, Irkutsk, Charkow, Tiflis, Taschkent, Kiew, Kasan, Saratow, Wilna, Wladiwostok, Perm, Tomsk, Warschau, Woronesch, Samara, Simferopol (Krim), Baku, Jaroslawl, Orjol, Witebsk, Batumi, Lodz, Kokant, Wladimir, Gesingfors, Bukarest, Paris, Stockholm, Ufa, Konstantinopel (Istanbul), Kischinew, Omsk, Blagoweschtschensk.

Die Fabrik Rotes Dreieck am Obwodui-Kanal nach der Oktoberrevolution 1917. Produktion von Galoschen (Überzieher aus Gummi zum Schutz der Schuhe vor übermäßiger Verschmutzung und Nässe), Gummispielzeug, Reifen, Gummibänder, Gummimanschetten, Riemen und so weiter. Gründer war der amerikanische Kaufmann Ferdinand Krauskopf mit russischen Kaufleuten. Erste Gummifabrik in Russland. Zwang britische Konkurrenten "Mackintosh" in die Knie. Verband der russisch-amerikanischen Gummimanufaktur. Modernstes Know How aus dem Ausland: Meister aus Deutschland, Galoschen aus England, Führungspersonal bis 1917 nur Deutsche. Dreieck Markenzeichen des Unternehmens, Triangle als Name seit 1908, Goldmedaille, Hoflieferant, 1900 an die Aktionäre 40 Prozent Dividende gezahlt (zum Vergleich: Putilov, Hersteller von Eisenbahnen und Militärtechnik zahlte bis zu acht Prozent). Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Monopolist für Gummi des Kraft- und Luftverkehrs. Seit 1918 verstaatlicht als Werk Nummer Eins der Staatlichen Kautschuk-Industrie. Seit 1922 hieß das Dreieck "Rotes Dreieck". Während des Zweiten Weltkriegs (1941-1945) wurde die Produktion auf die Verteidigungsgüterproduktion verlegt. Im Winter 1941/1942 standen große Teile der Anlage still. Starke Zerstörungen sowie Versorgungsengpässe aufgrund der Blockade durch die faschistische deutsche Wehrmacht waren der Grund dafür. Wiederholt war der Betrieb schweren Angriffen ausgesetzt. Allein 1943 schlugen auf dem Areal insgesamt 1500 große Granaten und 30 Luftbomben ein. In den 1980er Jahren kamen Galoschen aus der Mode. Das Ende der Sowjetunion 1991 bedeutete letztlich aus das Ende für Treugolnik. Die Fabrik stellte auch Schreibwaren her, Radiergummi zum Beispiel. Nach der Jahrtausendwende ließen sich Künstler auf dem zwischenzeitlich ausgesprochen maroden Gelände nieder. 1857 unter Zar Alexander II führte Russland Zoll für ausländische Gummiwaren ein, um die russische Gummi-Industrie zu schützen. Der Protektionismus zog auch ausländische Investitionen in Russland nach sich.

Ferdinand Krauskopf war Handlungsreisender und produzierte nach dem Patent von Charles Goodyear von 1844 Gummiwaren. Wegen der Strafzölle verlegte er seine Produktion schließlich nach Sankt Petersburg, der Hauptstadt des russischen Zarenreiches. Einige Informationen zum Treugolnik sind auch bei Wikipedia zu finden: Treugolnik auf Russisch.

Der alte Standort des Unternehmens "Krasny Treugolnik" ist in großen Teilen verlassen oder verfallen. Doch in Sankt Petersburg gibt es nach wie vor einen Gummihersteller mit dem Namen "Krasny Treugolnik" und auf dessen Internetseite ist auch die Geschichte der legendären Gummischuh-Produktion zu lesen - hier. Nach Unternehmensangaben waren 2018 Kapazitäten für eine Tagesproduktion von bis zu 50 Tonnen Rohkautschuk vorhanden. Größter Kautschukhersteller der Welt war von 2004 bis 2014 Lanxess in Köln (Deutschland), eine Ausgründung der Bayer AG. Aufgrund der massiven Krise im Kautschukgeschäft bildete Lanxess 2014 durch die Fusion mit dem saudi-arabischen Petrochemie-Konzern Saudi Aramco das neue Unternehmen ARLANXEO (Hauptsitz in Maastricht, Niederlande). Im Sommer 2018 nahm Lanxess einen erneuten Kurswechsel vor und kündigte an, aus dem Kautschukgeschäft vollständig aussteigen zu wollen.

sehr umfangreiche Seite über Krasny Treugolnik (russ.)

Kombinat Roter Leuchtturm (Krasnij Majak, Spinnerei, gegr. 1899)

Kombinat Roter Leuchtturm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kombinat Roter Leuchtturm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kombinat Roter Leuchtturm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019

1899 begann die Geschichte der Textilfabrik Roter Leuchtturm auf dem Kai Vyborg. Damals handelte es sich um die Nikolaev-Papierspinnerei der Aktiengesellschaft Voronin, Lutsh und Chesher. 1919, zwei Jahre nach der sozialistischen Oktoberrevolution, kam die Verstaatlichung und 1923 die Umbenennung in "Roter Leuchtturm". Zur Sowjetzeit befand sich die Fabrik an der Batenina-Straße gegenüber vom Karl-Marx-Werk. Bis 1958 bekam die Fabrik immer neue Bezeichnungen, aber der Name Roter Leuchtturm blieb. 1958 sprach man endlich vom Kombinat. 1992 folgte die Reprivatisierung, 1997 der Konkurs. Seit 2001 ist der Gebäudekomplex in der "Liste der neu identifizierten Objekte von historischem, wissenschaftlichem, künstlerischem oder anderem kulturellen Wert". 2008 wurde bekannt, dass sich das Objekt offenbar in der Hand eines jüdischen Versicherungsgiganten befindet. In den Folgejahren sollte die alte Fabrik zum Büroobjekt ausgebaut werden.

Wyborg-Papierspinnerei der Aktiengesellschaft Voronin, Lutsh und Chesher

Revolutionäre, ringförmige Brotfabrik aus der Stalin-Zeit

Chlebosawod in Sankt Petersburg - Leningrad, Foto: Martin Schramme Chlebosawod in Sankt Petersburg - Leningrad, Foto: Martin Schramme Chlebosawod in Sankt Petersburg - Leningrad, Foto: Martin Schramme

In Leningrad und in Moskau entstanden in den 1930er Jahren Großbäckereien im Stile des Konstruktivismus. Die Idee der Erbauer war, den technischen Prozess der Brotherstellungen in seiner modernsten Form der Massenproduktion in die entsprechende architektonische Form zu übertragen. Das Bauwerk fällt auf durch seine großen runden Formen. Es handelt sich um ineinander geschnittene Zylinder. Die Russen kennen das Konzept als Chlebosawod.

Die Idee für die technische Lösung der Brotproduktion stammt von Georgi Marsakov. Er verwendete beim Bau der ersten großen Bäckereien in der Sowjetunion zum ersten Mal auf der Welt einen starren Ringförderer für eine optimierte, kontinuierliche Teigproduktion. Nach Leerstand und Verfall haben Investoren das Objekt zu Mehrfamilienhaus FUTURIST mit Garagen transformiert.

Während der faschistischen Blockade durch Deutsche und Finnen in den Jahren 1941 bis 1944 wurde in dieser Bäckerei weiter Brot gebacken. So wurde sie Teil des Kampfes ums Überleben.

Quellen
archi.ru
baker-group.net
citywalls.ru

Sportkomplex Dynamo

Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme Sportkomplex Dynamo Leningrad, Foto: Martin Schramme

Diese Bauwerke sind Teil des 1925 begonnenen Sportareals Dynamo nördlich des Stadtzentrums. Dynamo war ein 1922 in Leningrad gegründeter Fußballverein.

Alte Fabrik unter Denkmalschutz

alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 alte Fabrik unter Denkmalschutz, Foto: Lvova Anastasiya, 2008
Foto: Lvova Anastasiya

Die Wassiljewski-Insel sollte nach den Vorstellungen von Zar Peter I. (1672-1725) ein Verwaltungszentrum der Stadt Petersburg und des Russischen Reiches werden. Vorbilder waren die Lieblingsstädte des Zaren, Amsterdam und Venedig. Allerdings verwarf man das Kanalnetz schnell, weil die Kanäle immer wieder versandeten, so dass es besser war, gewöhnliche Straßen anzulegen.

versteckter Schatz

LOMO - Kultkamera und Spitzenoptik aus Leningrad (Sankt Petersburg)

Lomo - Kamerafabrik, Foto: Martin Schramme, 2018 Lomo - Kamerafabrik mit Weltruf, Foto: Martin Schramme, 2018 Lomo - Kamerafabrik mit Weltruf, Foto: Martin Schramme, 2018 Lomo - Kamerafabrik mit Weltruf, Foto: Martin Schramme, 2018

LOMO steht für Leningradskoje Optiko-Mechanitscheskoje Obedinenije (Leningrader Opto-Mechanische Gesellschaft). 1914 gegründet als russisch-französische Compagnie für die Produktion von Linsen und Kameras sowie die Herstellung optischer Instrumente für die russische Armee und Flotte. Die Revolution 1917 und die Kontrolle durch die Bolschewiki verhinderten den Transfer von 1,5 Millionen Rubel der AG ins Ausland auf Konten des Konzerns Schneider-Creusot (Schneider et Cie), einer französischen Eisen- und Stahlmühle, später Waffenschmiede. 1919 erfolgte die Verstaatlichung entsprechend einem Erlass vom Juni 1918, der zeitlich mit der Fertigstellung des ersten sowjetischen Filmprojektors "Rus" zusammenfiel.

Neben optischen Instrumenten produzierte LOMO seit 1920 unter anderem Gewichte, Schaufeln und Lockenstäbe. 1928 war die Fertigstellung eines Zwei-Meter-Stereo-Entfernungsmessers zu vermelden. Ende der 1920er Jahre wollte LOMO die Produktion ausbauen und strebte eine Kooperation mit Carl Zeiss an. Der Plan wurde jedoch verworfen, weil die Deutschen sklavische Bedingungen stellten.

1930 baute man die "Photocor", die erste sowjetische Fotokamera, zunächst mit Hilfe der Deutschen, ab 1932 komplett in eigener Produktion. Vorbild war eine entsprechende Leica-Kamera von den Kamera-Profis aus Wetzlar. 1933 folgte die erste sowjetische Filmkamera in Anlehnung an die Technik von Carl Zeiss in Jena (Deutschland). 1935 kam die Kamera "Tourist" hinzu und 1939 gehörten bereits sieben Kameras zum Sortiment.

Das Kerngeschäft von LOMO waren Optiken und optische Instrumente für Labore. Bei den kreativen Tüfteleien kamen zahlreiche Neuentwicklungen heraus, unter anderem eine Fotokanonenkugel. Charakteristisch für LOMO in jenen Jahren war die Kooperation zwischen Wissenschaft und Produktion. Ein bahnbrechender Erfolg dieser Zusammenarbeit war 1936 das europaweit einzige Astro-Teleskop für Himmelskörper im Pulkovo-Observatorium, das 1839 gegründet worden war.

1941 unterbrach der Angriff der Deutschen die planmäße Entwicklung. Die Sowjetunion begann in Hauruck-Aktionen wichtige Teile der Industrieproduktion weit ins Hinterland zu verlagern. Das galt auch für LOMO. Teile der Produktion kamen an die Wolga in die Region der Stadt Kasan. Dazu führte man sieben Transporte im Juli und August 1941 durch. Dem deutschen Generalstab war das Industrieunternehmen in Leningrad, das damals noch und bis 1965 unter GOMZ firmierte, ein Begriff. Es galt als bedeutend und kriegswichtig. So bombardierten sie die Fabrik am 4. und 29. Oktober 1941. Produktion in Leningrad lief jedoch weiter. Die Front hatte einen großen Bedarf an LOMO-Produkten.

Nachdem Deutsche und Finnen Leningrad komplett eingeschlossen hatten und offenbar auszuhungern gedachten, kam zur Rüstungsfrage noch die der Lebensmittelversorgung als prioritär. So baute LOMO im März 1942 eine Anlage zur Herstellung von Kiefer-Extrakt, das reich an Vitamin C ist. Am Ende wurden insgesamt 117.000 Portionen hergestellt, die vielen Menschen das Leben retteten. Viele Menschen starben gleichwohl an Kälte, Hunger und Erschöpfung. Die Blockade dauerte vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944. Schwerer Artilleriebeschuss am 14. Januar 1943 mit Großkalibergeschossen richtete innerhalb von mehr als zwei Stunden großen Schaden an. Die zerstörten Anlagen konnten gleichwohl innerhalb von zwei Wochen wiederaufgebaut werden.

1946 begann die Produktion der Kamera "Komsomolez". Das war der Start in die Nachkriegszeit. In den 1950er Jahren erfüllte LOMO einen Großauftrag zur Ausstattung der Moskauer Staatlichen Universität mit optischen Geräten. 1960 installierte man dann das größte Teleskop in Europa (ZTSH, 2,6 Meter Spiegeldurchmesser) im Krim-Observatorium der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken). Für diese "Heldentat" bekam LOMO den Lenin-Orden. Drei Lenin-Orden befanden sich noch im Herbst 2018 über dem Eingang des alten LOMO-Hauptgebäudes (siehe Fotos).

Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 kam es zur Privatisierung. Nun stellte LOMO Optik vor allem für Deutschland, insbesondere Militäroptik, her. 2005 verlagerte das Unternehmen die Produktion nach China. LOMO produziert nun Hightech-Mikroskope, Teleskope, medizinische Endoskope, Beobachtungsgeräte, Nachtsichtgeräte, Spektralinstrumente und meteorologische Geräte, Technik für Kriminalistik, Lasertechnik und Geodäsie.

Weil die sowjetische Amateurkameratechnik von Lomo mitunter sehr eigenwillige Bilder lieferte, die eher nach Malerei als nach Fotografie aussahen, entwickelte sich daraus eine Kunstrichtung, die Lomo-Graphie.

sowjetische Kameras von LOMO

Kunstrichtung Lomo-Graphie

Siemens & Halske Sankt Petersburg

Siemens-Halske in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2020 Siemens-Halske in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2020 Siemens-Halske in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2020

Aktiengesellschaft des Russischen Elektrotechnischen Werkes Siemens und Halske, Sankt-Petersburg, Kabelwerk - das war die offizielle Bezeichnung des Unternehmens, dessen Artefakte hier zu sehen sind. Die Geschichte von Siemens & Halske begann 1847 mit der Gründung einer Telegraphen Bau-Anstalt durch Werner Siemens und Johann Georg Halske in Berlin (Deutsches Kaiserreich). Siemens & Halske entwickelte sich zu einem der ersten multinationalen Industrieunternehmen Europas. So entstand 1863 ein Kabelwerk in London-Woolwich und 1882 das Kabelwerk in Sankt Petersburg. 1892 folgten Aktivitäten in Japan und den USA. Seit 1897 wurde des Unternehmen eine Aktiengesellschaft.

Erste Kontakte nach Russland kamen bereits 1849 zustande. 1851 lieferte Siemens 75 Schreibtelegraphen für die Strecke Sankt Petersburg-Moskau. So konnten man Texte elektrisch fernübertragen. Eine Revolution. Erste Werkstätten betrieb Siemens ab 1853 in Sankt Petersburg. Auf der Strecke von Oranienbaum nach Kronstadt legten die Deutschen das weltweit erste gummierte Unterseekabel. In den 1880er Jahren baute Siemens seine Geschäfte in Russland aus und baute elektrische Beleuchtungen und Straßenbahnen. Die Allrussischen Industrieausstellung 1882 in Moskau nutzte Siemens als Gelegenheit, um sein Business im Zarenreich weiter voranzutreiben.

Mit einer Lizenz zur Verwendung von Edison-Lampen baute Siemens an 1883 bauten die Deutschen in Sankt Petersburg eine Fabrik zur Herstellung von Kabeln, Lampen und Schaltern und statteten unter anderem den Newski-Prospekt, die Hauptstraße von Sankt Petersburg, mit elektrischen Lampen aus. Schließlich ließ der Zar seinen Winterpalast mit der deutschen Technik ausrüsten. Derweil erweiterte man die Produktpaletten und baute auch Dynamos und Elektromotoren. Siemens trieb auch den Bau von Straßenbahnlinien und Kraftwerken voran.

Auch die Oktoberrevolution konnte Siemens die Geschäfte nicht verderben. Unter Lenin hatte die Elektrifizierung Russlands oberste Priorität und wurde gar als Sinnbild des Kommunismus gepriesen. Die Propaganda kam nicht von ungefähr. Auch der die Tatsache, dass der ehemalige Technische Direktor von Siemens in Sankt Petersburg (später Leningrad), Leonid Krasin, ein Vertrauter Lenins war, könnte dabei eine Rolle gespielt haben.

Sewkabel

Alte Brennerei auf der Gutuevsky-Insel

alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik, Foto: Martin Schramme, 2019

Das sind die im 19. Jahrhundert errichteten Gebäude einer alten Brennerei und Destille auf der Gutuevsky-Insel am Jekateringofka-Fluss.

Kulturpalast der Seeleute

Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast der Matrosen, Foto: Martin Schramme, 2019

Nach den Entwürfen des Architekten Nikolai Saburov und im Stile des Konstruktivismus wurde der erste Teil des Kulturpalasts der Matrosen 1932/33 errichtet. Bis 1937 wurde der gesamte Komplex fertiggestellt. Die Restaurierung des Gebäudekomplexes, der im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde, erfolgte 1959 nach den Plänen von Elena Chilingarova. 2003 ging das Licht aus im Palast. 2011 kursierten Berichte, wonach das Gebäude als Freizeitzentrum ausgebaut werden sollte. 2019 war das Objekt noch immer verwaist. Immerhin erinnerten die ramponierten Leuchtreklamen noch an Namen und Funktion des Hauses. Demnach gab es auch ein Kino. Im Sommer 2023, so berichtete die Peterburger Online-Zeitung Fontanka, fand in den leeren Hallen des noch immer unsanierten Objekts eine Ausstellung von Iwan Tschemakin statt, die allerdings unmittelbar nach ihrer Eröffnung von Vandalismus betroffen war. weitere Bilder vom Palast

Architekturdenkmal Kulturpalast S. M. Kirow (erbaut 1930-1937)

Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020 Foto: Martin Schramme, 2020

Der Palast der Kultur "S. M. Kirow" wurde in den Jahren 1930 bis 1937 im Architekturstil des Konstruktivismus mit Elementen des Neoklassizismus erbaut. Zu den Attraktionen des monumentalen Bauwerks im typischen Stil der Stalinzeit gehörte ein Theatersaal mit 4000 Plätzen.

Kulturpalast der Fernmeldearbeiter der Sowjetunion, ehemals deutsche reformierte Kirche

Foto: Tatiana Vorotneva, 2018 Foto: Tatiana Vorotneva, 2018 Foto: Tatiana Vorotneva, 2018

Am Moika-Fluss in Sankt Petersburg (Leningrad) befindet sich dieses eindrucksvolle Gebäude. Es handelt sich um das Kulturhaus der Fernmeldearbeiter der Sowjetunion (1917-1991). Dabei handelt es sich um eine architektonisch komplett überformte ehemalige reformierte deutsche Kirche. Die Kirche stammte aus den Jahren 1862 bis 1865. Im Sozialismus der Sowjetunion, wo Religion als "Opium für das Volk" (Lenin) galt und einige Kirchen zu Bibliotheken oder Schwimmhallen umfunktioniert wurden (wenn sie nicht gar verfielen), ließen die Stadtväter von Leningrad das Objekt in den Jahren 1932 bis 1940 zum Kulturhaus umgestalten. Zuletzt war in dem Gebäude das regionale pädagogische Zentrum der russischen Post untergebracht.

Seite über Deutsche in Sankt Petersburg und das Schicksal an der Moika

Haus der Offiziere

Haus der Offiziere, Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019

Eines der markantesten historischen Gebäude in Sankt Petersburg ist das Haus der Offiziere.

Kaufhaus "Au Pont Rouge"

Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus Au Pont Rouge in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019

Das Kaufhaus "Au Pont Rouge" war eines der ersten Kaufhäuser der Welt, steht am Eingang des Gebäudes. Doch mit der Eröffnung des Hauses 1907 war man recht spät dran, denn das erste Kaufhaus der Welt ("Le Bon Marche") wurde bereits 1852 in Paris eröffnet.

Baltisches Werk

Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018
Wappen aus der Sowjetunion: Orden mit Lenin, mit Hammer und Sichel als Zeichen des
Kommunismus, über die Oktoberrevolution 1917 in Gestalt des Panzerkreuzers Aurora und
der kommunistische Slogan PROLETARIER ALLER LAENDER VEREINIGT EUCH!

1856 ist das Gründungsjahr des Baltischen Werkes in Sankt Petersburg. In den mehr als 150 Jahren Betriebsgeschichte verließen Schiffe aller Art (Schlachtschiffe, U-Boote, Eisbrecher, Handelsschiffe), aber auch Dampfmaschinen, Diesellokomotiven und Russlands erstes Kampf-U-Boot (1903) die Werft. 2016 wurde "Arktika", der weltweit größte Atom-Eisbrecher, fertig.

Geschichte des Werkes auf der Internetseite des Unternehmens.

Altes Feuerwehrhaus (erbaut 1872-1874)

historisches Feuerwehr-Haus in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018

Der rote Ziegelbau mit dem markanten Turm zieht sofort alle Blicke auf sich. So ein schickes Gebäude hat nicht jede Feuerwehr.

Pracht-Villa unter Denkmalschutz

Pracht-Villa unter Denkmalschutz, Foto: Martin Schramme, 2018 , Foto: Martin Schramme, 2018 , Foto: Martin Schramme, 2018

Architektur-Denkmal: Villa Preiselbeere, erbaut in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, umgebaut 1860. Architekten A. S. Andrejew, E. E. Anikin. Umgebaut in den Jahren 1884 bis 1885. Architekt A. S. Kowscharow. Geschützt durch den Staat.

Fliesenwände an ehemaligem Kaufhaus in Leningrad

Kaufhaus aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2018 Kaufhaus aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2018 Kaufhaus aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2018

Während der Zeit der Sowjetunion (1917-1991) hieß das heutige Sankt Petersburg Leningrad. Aus der Zeit stammen die Fliesenwände eines alten Kaufhauses unweit des Newa-Flusses.

Kulturpalast Gorki

, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast Gorki, Foto: Martin Schramme, 2019 Kulturpalast Gorki, Foto: Martin Schramme, 2019

Im November 1927 war die Eröffnung des Kulturpalasts. Die sozialistische Revolution 1917 war gerade zehn Jahre alt. 1937 gab es für den Palast einen Grand Prix der Weltausstellung in Paris. mehr (russisch)

Metallfabrik seit 1857

Leningrader Metallfabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Leningrader Metallfabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Leningrader Metallfabrik, Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019

1857 ist das Jahr der Gründung des Leningradskii Metallicheskii Zavod (LMZ - Leningrader Metallwerk), das damals noch Sankt Petersburger Metallwerk hieß. Kaufmann S.M. Rasterjaew machte den Anfang. In den Anfangsjahren stellte der Betrieb Drähte, Schalen, Mörser und Samoware her. In den 1870er Jahren entwickelte sich das Unternehmen zum Hersteller größerer Stahlbauwerke wie Kräne und Brücken. Noch vor der Jahrhundertwende 1900 kamen Kessel, Werkzeugmaschinen, Wagen und Militärprodukte hinzu. Die Ingenieure zeichneten in den Jahren vor der Revolution unter anderem auch für den Bau von Kriegsschiffen und Kuppeln etwa für das Observatorium in Pulkovo verantwortlich. Im Zweiten Weltkrieg konzentrierte man sich im Metallwerk auf die Waffenproduktion. Dabei war die Fabrik massivem Beschuss durch die Deutschen ausgesetzt. Es gab 651 mal Luftalarm. 1907 war die Produktion von Turbinen nach dem Vorbild des Franzosen Auguste Rateau angelaufen. Das Werk bekam während der Zeit der Sowjetunion (1917-1991) zwei Lenin-Orden und stellte beim Bau von Dampf- und Wasserturbinen mehrere Weltrekorde auf. 1991 ging das Unternehmen ein Joint Venture mit deutschen Traditionsunternehmen Siemens ein. Ziel: der Bau von Gasturbinen. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde vom Namen der Fabrik die Wörter Leningrader sowie der Name XXII. Kongress der KPdSU entfernt. Das rote Gebäude an der Newa ist das Verwaltungsgebäude der Schwermaschinenfabrik. Der Turm mit der Uhr wurde offenbar erst nach der sozialistischen Oktoberrevolution 1917 erbaut.

Link zur Fabrik

Alte Tuchfabrik, gegr. 1847 als A.U.H. AG

alte Fabrik in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019

Diese Fabrik zur Herstellung feiner Tuchstoffe wurde 1847 als A.U.H. AG gegründet. 1884 errichtete man die wesentlichen Gebäude des auf den Bildern zu sehenden Industriekomplexes im Kirow-Bezirk von Sankt Petersburg. Im März 1919 fiel die Fabrik in Staatshand und wegen des Mangels an Rohstoffen und Facharbeitern vorerst stillgelegt. 1925 nahm man den Betrieb wieder auf. Die Fabrik hieß fortan "Lensukno" und produzierte Wollprodukte. 1941 herrschte erneut Stillstand; diesmal wegen der Blockade Leningrads durch die deutschen Faschisten. 1945 erfolgte die Eingliederung in die Leichtindustrie. Seit 1. Oktober 1955 wurde das Unternehmen dem Ministerium für Textilindustrie der UdSSR zugerechnet. Auf einer Erinnerungstafel zum Objekt ist zu lesen, dass es sich um das Kombinat dünner und technischer Tücher Namens Ernst Thälmann handelt.

Russisch-amerikanische Bilderrahmen und Rahmen Fabrik H. Hoffmann

In diesem markanten Ziegelbau Michurinskaja 19 in Sankt Petersburg befand sich die erste russische Bilderrahmenfabrik. Das Unternehmen startete 1882 als russisch-amerikanische Bilderrahmen- und Rahmen-Fabrik Hoffmann und nutzte dabei die langjährigen Erfahrungen in Fabriken der Vereinigten Staaten von Amerika. Man produzierte Baguettes, also spezielle Holzrahmen mit geschnittenem Profil. Es kam wiederholt zu Erweiterungsbauten. Ende 1910 wandelte sich das Produktionsunternehmen in ein Handelshaus für künstlerisch gestaltete Rahmen. Alle Produkte der Fabrik produzierte man aus den besten lokalen und ausländischen Materialien und unter der persönlichen Aufsicht des Firmengründers und -Inhabers.

Alte Fabrik

alte Fabrik in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 alte Fabrik in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019

Diese alte Fabrik ist eine von vielen Altstandorten in Sankt Petersburg, die im krassen Kontrast zur schicken Innenstadt rund um die Eremitage stehen.

Alter Wasserturm einer Nagelfabrik (Baujahr um 1930)

alter Turm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 alter Turm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019 alter Turm in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2019

Dieser alte Wasserturm im Stil der sowjetischen Avantgarde des Konstruktivismus stammt aus der Zeit um 1930 und gehörte zur Nagelfabrik auf der Wasilyewsky-Insel in Sankt Petersburg, damals Leningrad. Mit diesen Bauwerk als Teil der Fabrik "Der rote Nagelschmied" setzte sich der Architekt Jakow Georgijewitsch Tschernichow (1889-1951) ein Denkmal und fand damit auch international Beachtung. Tschernichow war ein Kind des 1920 von Wassily Kandinsky gegründeten Instituts für künstlerische Kultur (INChUK), konnte sich aber unter Stalin nicht in dem von ihm gewünschten Umfang verwirklichen.

Die Geschichte des Industriestandortes, an dem der Turm steht, begann 1857 mit einer Eisengießerei und Brronzefabrik. 1921 entwickelte sich das Objekt zur Nagelfabrik. 1922 bekam die Fabrik den Namen "Roter Nagler". Seit 1957 bis zum Ende der Sowjetunion galt der Name Leningrader Staatliches Stahlwerk.

2021 gab es Berichte über die Absicht, die alte Fabrik samt dem Wasserturm schonend zu sanieren.

Kronstadt auf der Insel Kotlin vor Sankt Petersburg

Kronstadt, Foto: Martin Schramme, 2019 Kronstadt, Foto: Martin Schramme, 2019 Kronstadt, Foto: Martin Schramme, 2019 Kronstadt, Foto: Martin Schramme, 2019

Kronstadt befindet sich auf der Insel Kotlin in der Ostsee, die Sankt Petersburg vorgelagert ist. Damit kam der Insel beizeiten eine wichtige strategische Bedeutung zum Schutz der neuen Hauptstadt des Russischen Reiches zu. Zuvorderst galt es, die Angriffe der Schweden abzuwehren. Zuletzt kam Kronstadt eine sehr wichtige Rolle bei der Verteidigung Leningrads während es Zweiten Weltkrieges zu. Den Faschisten aus dem Deutschen Reich und Finnland gelang es letztlich nicht, Kostlin und Kronstadt einzunehmen, was Leningrad (wie Sankt Petersburg damals hieß) davor bewahrte, auch noch aus nächster Nähe von der Ostsee aus beschossen zu werden. Im Juni 1941 griff Hitler-Deutschland die Sowjetunion an und stieß schnell ins Landesinnere vor. Ende September 1941 begann die deutsche Luftwaffe damit, schwere Angriffe primär gegen die Ostseite der Insel zu fliegen, wo sich Industrie- und Militäranlage konzentrierten. Es gab gewaltige Explosionen und Verluste auf beiden Seiten, berichten Historiker in Russland. Die Deutschen konnten Kotlin nicht einnehmen. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Russen das Radar besaßen, ein anderer Grund, dass die Deutschen zu arrogant an die Operation herangingen. Die Baltische Flotte konnte sich behaupten und wurde vom Generalstab in einem Bunker geleitet, der sich in einem Bunker im Stadtgebiet Sankt Petersburg befand.

Mysteriöse Experimentalbauten auf dem Areal des Pulkovo Observatoriums

Kosmosforschung und futuristische Architektur der Sowjetunion, Foto: Martin Schramme, 2019 Kosmosforschung und futuristische Architektur der Sowjetunion, Foto: Martin Schramme, 2019

Das Observatorium in Pulkovo ist eines der bedeutendsten Observatorien in Europa und weltweit. Auf dem Forschungsgelände befinden sich auch etliche Beispiele futuristisch anmutender Architektur der Sowjetunion.

Alte Kreativwerkstatt

Kreativwerkstatt in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2021 Kreativwerkstatt in Sankt Petersburg, Foto: Martin Schramme, 2021

In diesem Gebäude der Kreativwerkstatt des Bildhauerakademikers Alexander Michailowitsch Opekushin wurde das erste Denkmal in Russland geschaffen für Alexander Puschkin geschaffen und 1880 in Moskau aufgestellt.

Sowjetisches Kaufhaus

Kaufhaus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2019 Kaufhaus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2019

Im Stil unverkennbar - ein Kaufhaus aus der Zeit der Sowjetunion (1917-1991).

Wandbild der revolutionären Arbeiter

Arbeiterwandbild aus der Sowjetunion, Foto: Martin Schramme, 2019 Arbeiterwandbild aus der Sowjetunion, Foto: Martin Schramme, 2019

"Proletarier aller Länder vereinigt Euch" ist auf diesem sowjetischen Wandbild in Sankt Petersburg (ehemals Leningrad) zu lesen. Es handelt sich um den letzten Satz im "Kommunistischen Manifest" von Karl Marx (1848) und den weltbekannten Slogan der kommunistischen Internationale.

Panzerkreuzer Aurora (erbaut 1897 bis 1900)

Panzerkreuzer Aurora, Foto: Martin Schramme, 2019 Panzerkreuzer Aurora, Foto: Martin Schramme, 2019 Panzerkreuzer Aurora, Foto: Martin Schramme, 2019

Die "Aurora" wurde 1897 in der neuen Admiralitätswerft von Sankt Petersburg auf Kiel gelegt. Stapellauf war im Mai 1900, die Indienststellung im Juli 1903. Fortan gehörte die Aurora zur russischen Pazifikflotte, kam aber erst 1905 gegen Japan zum Einsatz. Am Ende konnte die Besatzung allerdings von Glück reden, bei der desaströsen Niederlage der russischen Flotte gegen die angreifende japanische lebend davongekommen zu sein. Die meisten Kameraden der anderen Kriegsschiffe zahlten mit dem Leben. 1906 kehrte die Aurora in die Ostsee zurück und kam in den Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 primär in zivilen Missionen zum Einsatz. Für die Rückkehr in den Kriegsmodus, rüstete man das Kriegsschiff zeitgemäß aus. 1916 kam die alte Dame zur Reparatur nach Sankt Petersburg. 1917 entwickelte sich das Schiff zum Teil der Kulisse der Revolten gegen Zar Nikolaus. Am Abend des 25. Oktobers 1917 war schließlich die Stunde, in der die Aurora zu dem Schiff wurde, das heute die ganze Welt kennt: Ein Platzpatronenschuss aus der Bugkanone war das Signal für den Sturm revolutionärer Garden auf das Winterpalais, den Sitz der russischen Regierung. Es war der Beginn der Oktoberrevolution, die das Ende des Russischen Zarenreiches einleitete und in 74 Jahre kommunistische Diktatur führte.

1929 war die zum Schulschiff umfunktionierte Aurora zu Gast in Deutschland und ging in Swinemünde vor Anker. Im Zweiten Weltkrieg kamen die demontierten Kanonen des Kriegsschiffs bei der Verteidigung Leningrads zum Einsatz (Sankt Petersburg war nach dem kommunistischen Revolutionsführer Lenin umbenannt worden). Am 30. September 1941 sank die Aurora, nachdem sie bei einem Luftangriff der Deutschen schwer getroffen worden war. Erst am 20. Juli 1944 konnte das Schiff gehoben werden. Nach der Instandsetzung von 1945 bis 1947 kam die Aurora am 17. November 1948 auf ihren heutigen Ehrenliegeplatz an der Newa, wo sie seit 1956 Mahnmal und Museum ist.

Aurora ist das lateinische Wort für Morgenröte.

Setzmaschine aus Leningrad in der Sowjetunion

Setzmaschine aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme Setzmaschine aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme

Leningrader Fabrik für polygraphische Maschinen (Polygraphisches Maschinen-Fabrik = PMF), Modell Rossia N-140, Nummer 6247, im Jahr 1981 hergestellt in der UdSSR

Vorbild für diese Setzmaschine aus der Sowjetunion war die 1962 erstmals vorgestellte Setzmaschine Linotype Elektron aus den USA, die zum Zeitpunkt ihrer Einführung offiziellen Angaben zufolge die schnellste Setzmaschine der Welt war. Das amerikanische Modell konnte die Lettern für 15 Zeitungszeilen pro Minute setzen.

Gullydeckel aus der Sowjetunion

Gully aus der UdSSR, Foto: Martin Schramme, 2018 Gully aus der Sowjetunion, Foto: Martin Schramme, 2018

1983 installierten Arbeiter diesen Gullydeckel im Zentrum von Leningrad. Im Herbst 2018 verrichtete dieses Relikt aus Sozialismus-Zeiten in der Stadt, die nun Sankt Petersburg heißt, noch immer seinen Dienst.

Industrie und Handel Petersburgs im Brockhaus-Lexikon von 1895:
"Petersburg ist eine der wichtigsten Fabrikstädte Russlands. Es hatte Anfang 1893: 514 Privatfabriken mit 77.426 Arbeitern und 151,7 Millionen Rubel Produktion. Am wichtigsten sind die Baumwollfabriken, die Eisengießereien und Maschinenfabriken, darunter in der Nähe der Obuchowschen und die Putilowschen Eisenhüttenwerke; ferner 17 Wollwaren-, 26 Papier- und Kartonnage-, 27 chemische, 14 Tabak-, 29 Leder- und 7 Glasfabriken. Dazu die großartigen kaiserlichen Glas- und Porzellanfabriken und die kaiserliche Maschinenfabrik in Alexandrowsk. Im Großhandel sind gegen 12.000 Firmen thätig mit einem Umsatz von 1785 Millionen Rubel."

Wirtschaft in Petrograd/Sankt Petersburg/Leningrad bis 1945
Aktien-Gesellschaft für Waggon- und Maschinenbau "Phönix" (gegr. 1895, Verwaltung in St. Petersburg, Produktion in Riga: Eisenguss, Stahlwerk, Walzwerk, Waggonbau und Reparatur von Lokomotiven)
Brauerei "Bavaria" (gegr. 1863)
Brennerei Keller & Co. (gegr. 1863 von einem Deutschen, Wodka-Herstellung)
Elektrotechnische Fabrik N. K. Geisler und Co.
Fabrik für Papier und Cellulose (Papierfabrik aus Frankreich, gegr. 1913)
Galvanoplastische Anstalt des Herzogs von M. Leuchtenberg
Gusseisen-Gießerei und mechanische Anlage "G. Neddermeyer & Co."
Kaiserliche Porzellanmanufaktur (gegr. 1744 als Newa-Porzilin-Manufaktur, Besuch Zar Peter des Großen 1718 in Sachsen, eigene, russische Porzellanrezeptur von Dimitri Iwanowitsch Winogradow)
Kalinkinsky Brauerei
Kohlen-Handel und Industrie AG "Paul Boeckel" (Pawel Bekel, 1899 gegr., Handel mit Steinkohle, Koks, Gusseisen, Ton, Ziegeln und Zement, Betrieb von Brikettfabriken)
Papierspinnerei Chernorechenskaya Koenig
Papierspinnerei-Manufaktur AG "Voronin, Lütsch und Chesher"
Pasta-Fabrik AG M. Iwanow und M. Goldberg
Petrograd-Tula Land-Bank
Russian & English Bank
Russisch-Bayerische Bierbrauerei-Gesellschaft unter der Firma "Bavaria" (gegr. 1863, Kapital primär aus München)
Russische Elektrotechnische AG ASEA (gegr. 1915, Deutsche und Schweden brachten die Elektrotechnik nach Russland, auch hier bewährte sich der Technologietransfer aus dem Ausland, auf den Russland immer wieder und auf breiter Front setzte, ASEA produzierte Elektromotoren erst in Schweden und exportierte sie nach Russland, geriet aber wegen der Aktivitäten der Konkurrenz in Russland zunehmend ins Hintertreffen)
Russische Elektrotechnische Werke Siemens & Halske AG (gegr. 1893)
Russische Gesellschaft "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft" (gegr. 1898, AEG-Tochter zur Erschließung des russischen Marktes, 1902 Umwandlung in russische AG)
Russisch-Norwegische Forstindustrie AG (gegr. 1917)
Sankt Petersburger Gesellschaft Hoffnung für Fluss-, See- und Land-Transport-Versicherung
Sankt Petersburger Internationale Handelsbank
Société Cuivre de Sibérie (gegr. 1913, Abbau von Kupfererz in Sibirien, in der Hand englischer Investoren)
Société Russe "Naphte" pour l'Extraction, le Transport, la Conservation et le Commerce des Produits de Naphte (Naphte = alte Bezeichnung für Erdöl)
Stadt Sankt Petersburg (Obligation der Stadt SPB, ausgegeben um 1900, Mittel wurden zum Aufbau des Telefonnetzes, dem Bau von Markthallen, Brücken, Krankenhäusern, des Schlachthofes und den Umbau von Pferdeeisenbahnen verwendet)
Süd-Ost-Eisenbahn-Gesellschaft
Süßwarenfabrik George Bormann
Tabakfabrik A. N. Shaposhnikov und Co. Sankt Petersburg
Usines Franco-Russes (gegr. 1881 zur Übernahme der Admiralitätswerft in Sankt Petersburg sowie eines Kupferwalzwerkes, eigentlich Baird-Werft nach dem Schotten Charles Baird, der 1815 Russlands erstes Dampfschiff bauen ließ)
Versicherungs-Gesellschaft "Russischer Lloyd"
Wodka-Fabriken Beckmann
Zarskoje Selo-Eisenbahngesellschaft (erste Eisenbahn Russlands, die 27 Kilometer lange Strecke verband Sankt Petersburg mit Zarskoje Selo und Pawlowsk, im Herbst 1837 wurde die Gesamtstrecke eröffnet, der Österreicher Franz Anton von Gerstner initiierte den Bau)

Quellen
dompalazzo.ru
kirill-kravchenko.narod.ru