Tangermünde (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 12.09.2023

Tangermünde ist eine stolze Stadt an der Elbe, die mit mittelalterlichen Anlagen aus roten Ziegelsteinen beeindruckt, welche sich an einem Hang entlang des Flusses erheben. Weil Rot das Erscheinungsbild des Ortes dominiert, hatte Tangermünde früher den Beinamen "Nordisches Rothenburg". Die Stadt hat zahlreiche Baudenkmale und ist ein echter Geheimtipp für geschichtsbegeisterte Besucher. Nicht weit von Tangermünde befindet sich der Geburtsort von Otto von Bismarck, dem bedeutendsten deutschen Diplomaten und Vaters des deutschen Sozialversicherungssystems.

Getreidespeicher am Elbhafen

Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014 Getreidespeicher am Elbhafen, Foto: Martin Schramme, 2014

Die Elblagerhaus GmbH ließ 1941 am Hafen ein Getreidesilo mit 10.000 Tonnen Kapazität errichten, um Getreide, Hülsenfrüchten und Ölsaaten zu lagern. Heute noch ist die Anlage ein weithin sichtbares, attraktives Ensemble.

Brauerei Tangermünde (Roggkaffol)

Roggkaffol in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Roggkaffol in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Roggkaffol in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Roggkaffol in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Roggkaffol in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014

1900 als Brauerei errichtet war dieses herausragende Objekt im weiteren Verlauf der Geschichte Kakaofabrik, Flugzeugteile-Fabrik für Junkers, Lebensmittelfabrik, Müslifabrik und Ostprodukteversandhaus. Bekannt ist die Fabrik unter dem Namen Roggkaffol, ein Kofferwort aus den Zutaten der Produkte (Roggen, Kaffee, Oel), die man dort ab 1946 herstellte.

Meyersche Höfe

Meyersche Hoefe, Foto: Martin Schramme, 2014 Meyersche Hoefe, Foto: Martin Schramme, 2014 Meyersche Hoefe, Foto: Martin Schramme, 2014

Friedrich Theodor Meyer gründete 1826 in Tangermünde eine Zuckersiederei. Der Betrieb begann mit Rohrzucker aus Übersee und verarbeitete ab 1849 auch die einheimische Zuckerrübe. Die Produktion wurde ständig erweitert und der Zuckerabsatz durch besondere eigene Investitionen abgesichert: ab 1903 durch die Inbetriebnahme einer Obstkonservenfabrik und 1904 durch den Start einer Schokoladenfabrik. 1904 wurde das Unternehmen zur Aktiengesellschaft.

Neustädter Tor

Neustaedter Tor in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Das Neustädter Tor ist in Norddeutschland eine der schönsten Toranlagen aus dem Mittelalter. Der kleine, eckige Turm wurde um 1300 errichtet, der runde Turm Mitte des 15. Jahrhunderts. Der hohe eckige Turm im Bild gehört nicht zur Wehranlage, sondern zur dahinter befindlichen ältesten Pfarrkirche Tangermündes. Sie wurde Ende des 13. Jahrhunderts von Kolonisten aus den Niederlanden errichtet. Der eckige Turm entstand später um 1460/1470. Der Torbogen wurde unter Kurfürst Friedrich I. (1415-1440) errichtet und unter Kaiser Wilhelm II. 1897 wiederhergestellt. Sofort ins Auge fallen die Wappen auf den Schildblenden über der Tordurchfahrt. Aufgemalt 1897 sind von links nach rechts zu sehen: der Preußische Adler, der Reichsadler des Bismarck-Reichs von 1871 mit dem Schild der Hohenzollern, der Adler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis 1410 und der Adler des Landes Brandenburg.

Wasserturm in Tangermünde

Wasserturm in Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

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Schrotturm

Schrotturm, Foto: Martin Schramme, 2014 Schrotturm, Foto: Martin Schramme, 2014 Schrotturm, Foto: Martin Schramme, 2014 Schrotturm, Foto: Martin Schramme, 2014

Der Schrotturm war ursprünglich ein reiner Wachturm auf der Nordostecke der Stadtbefestigung. 1825 ziegelten Bauleute den Turm auf 47 Meter. Zum Turm gehörte dann eine Schrotgießerei.

Friedrich Aly KG Tangermünde

Friedrich Aly KG Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Friedrich Aly KG Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014 Friedrich Aly KG Tangermuende, Foto: Martin Schramme, 2014

In diesem Gebäude wirkte einst die Friedrich Aly KG Tangermünde. Der ungewöhnliche Name mit dem seltsamen Buchstaben ÿ (Ypsilon mit Umlaut) war im Sommer 2014 noch gut lesbar (Siehe Foto) und steht für eine ungewöhnliche Geschichte. Die Geschichte beginnt im Jahre 1686, als der Osmane Heydar Ali bei den Kämpfen um Wien in Gefangenschaft geriet und nach Berlin verbracht wurde. Aly, gerade einmal 15-jährig, kam in die Hände der späteren Königin Sophie Charlotte. Man taufte den Knaben, gab ihm den Namen Friedrich und machte ihn zum Kammer-Türken. 1694 heiratete Friedrich Aly die eingedeutschte Türkin Sophie Henriette Elisabeth. In Grieben bei Tangermünde starb besagter Christian Friedrich Aly 1716. Sein Sohn Ernst August blieb im Brandenburgischen. Dessen Sohn, Christian Friedrich Wilhelm Aly, wiederum verschlug es nach Burg bei Magdeburg, wo er Kaufmann und Brauer war. Sein Sohn Friedrich Karl Aly war dann in Tangermünde als Kaufmann tätig und starb dort 1843. Schließlich lebte noch ein Friedrich Wilhelm Werner Aly, Sohn von Carl Friedrich Wilhelm Aly, von 1866 bis 1929 in Tangermünde.

Zum Gebäude: Der Ziegelsteinbau entspricht in seiner Bauweise einem Kontor. Wie man an den farblich unterschiedlichen Mauerungen unterhalb der mittleren Fenster in der 1. und 2. Etage sehen kann, befanden sich auch dort ursprünglich Türen, so wie sie noch Parterre und in der 3. Etage erhalten sind. Das Haus befindet sich im Denkmalbereich Lange Fischerstraße.

Rossfurth und Elbtor

Rossfurth und Elbtor, Foto: Martin Schramme, 2014 Rossfurth und Elbtor, Foto: Martin Schramme, 2014 Rossfurth und Elbtor, Foto: Martin Schramme, 2014

Das Elbtor war lange die einzige befestigte Verbindung durch die Stadtmauern zur Elbe. Damit war das ein wichtiger Weg für den Warentransport. Datiert ist das mächtige Mauerwerk auf das 15. Jahrhundert. Auf alten Karten ist das Elbtor als "Rosspforte" zu finden. Bei Hochwassern kommt es immer wieder vor, dass das Elbwasser durch das Elbtor in die Rossfurt flutet.

Konsumgenossenschaftsverband Sachsen-Anhalt eGmbH, Sitz: Halle (Saale)

Konsumgenossenschaftsverband Sachsen-Anhalt eGmbH, Foto: Martin Schramme, 2014

Der Konsumgenossenschaftsverband Sachsen-Anhalt war einer der füf Konsumgenossenschaftsverbände, die 1949 in der Sowjetischen Besetzungszone (SBZ) existierten. Sitz der Konsumgenossenschaftsverband Sachsen-Anhalt eGmbH war der Thälmannplatz 3 in Halle an der Saale. Die Genossenschaft hatte mehr als eine halbe Millionen Mitglieder. Zu ihr gehörten 36 Genossenschaften von Zeitz bis Salzwedel und von Wernigerode bis Elsterwerda. 1946 hatte der Vorsitzende Georg Handke das Ziel formuliert, dass die Genossenschaftsbewegung zum ausschlaggebenden Bestandteil des Wirtschaftslebens im neuen Deutschland sein soll.

Alter DDR-Slogan: Einheit und ...

Einheit und ..., Foto: Martin Schramme, 2014

An dieser Mauer steht der verblasste Rest einer Losung aus der Anfangszeit der DDR, als der Osten die deutsche Einheit wollte und der Westen nicht.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Bekleidungsbetrieb Tangermünde, Arneburger Str. (VEB Kombinat Baumwolle)
VEB Druckhaus Tangermünde
VEB Eisengießerei Tangermünde
VEB Faser- und Spanplattenwerk Tangermünde (VEB Kombinat Holzwerkstoffe, Beschläge, Maschinen)
Getreidewirtschaft Stendal, Betriebsteil Tangermünde (VEB Kombinat Getreidewirtschaft Magdeburg)
VEB Holzausformungswerk Tangermünde
VEB Industriebau Tangermünde (VEB BMK Magdeburg)
Hermann Saalfeld Technischer Industriebedarf Tangermünde, Leninstr. 42 (gegr. 1891)
Konsum Marmeladen- und Konservenfabrik Tangermünde
Konsum-Schokoladenfabrik "KONSÜ" Tangermünde
Konsum-Schokoladenfabrik "Tangetta" Tangermünde
VEB Leimfabrik Tangermünde, An der Hämertschen Chaussee (seit 01.01.1990, davor Gelatine und Leimwerk BT Tangermünde, Betrieb im VEB Fotochemisches Kombinat Wolfen)
Obst- und Zuckerverarbeitung Tangermünde (VEB Kombinat OGS Magdeburg)
VEB Ogema Tangermünde (Ogema = Obst-Gemüse-Marmelade, Betrieb im VEB Kombinat OGS Magdeburg)

Wirtschaft und Leben in Tangermünde vor 1945
Albert Spötter Grösstes und ältestes Schuhwaren- und Massgeschäft am Platze (Gesundheits-Stiefel, Herren-, Damen- und Kinderstiefel, Lavesschuhe und -Stiefel, Filzwaren, Schuhcreme Guttalin, Rattaplan und Conservol)
Altmärker Hartsteinwerke GmbH zu Tangermünde, Lüderitzer-Chaussee (dem Verein der Kalksteinfabriken Berlin angeschlossen)
Appretur- und Stärkefabrik Hartwig und Kindscher
Bank- und Sparverein eGmbH zu Tangermünde
Carl Guth Handelsgärtnerei, Arneburgerstr. 57
Carl Jacob Selterswasserfabrik, Stendalerstr. 65
Carl Schaeffer Großhandel in Kohlen, Koks, Briketts und Torf, Tangermünde
Cementwarenfabrik Albert Bernau, Chaussee 86
Cementwarenfabrik Louis Mörder, Lindenstr. 5
C. F. Nethes Sohn Oel-Fabrik
Consum-Verein für Tangermünde eGmbH, Hauptgeschäft: Langestr. 47
Dampfmolkerei Tangermünde e. G., Stendalerstr. 32
Dampfsägewerk Fr. Bettins Söhne, Schiffswerft, Carlbau 10
Dampfsägewerk Brünicke & Co., Stendaler Chaussee
Elblagerhaus GmbH Tangermünde
Fabrik für Chemische Produkte vormals H. Scheidemantel, V. d. Hühnerdorf 6
"Falter" Tangermünder Schokoladenfabrik GmbH, Langensalzwedlerstraße
Friedrich Aly KG Tangermünde
Hotel "Schwarzer Adler" (erstes, ältestes und vornehmstes Hotel der Stadt)
James Keiller & Son Konservenfabrik, Tannenstraße (Germany Ltd.)
Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwaren-Fabrik Tangermünde GmbH
Karl Doelle Buch- und Papierhandlung, Langestr. 59
Karl Lutzack Zeitungsverlag, Kirchstr. 65/66 (Verlag der Zeitung "Tangermünder Anzeiger")
Kartoffelflockenfabrik G. Bierstedt
Oelfabrik C. F. Nethes Sohn, Kirchstr. 4
Paul Reiche & Co. Tangermünde (Fahrräder, Nähmaschinen, Musikapparate, Schallplatten, Motorfahrzeuge, Auto-Benzin und -Öle, Dreherei für Fahrradteile, Gussteile, Metalle und Werkzeuge)
Schokoladenfabrik Tangermünde (gegr. 1903, youtube-Video, Abteilung der Zuckerraffinerie)
Stendal-Tangermünder Eisenbahn-Gesellschaft (gegr. 1884)
Tangermünder Actien-Brauerei-Gesellschaft (1900-1927)
Tangermünder Konserven- und Schokoladenfabriken Fr. Meyer & Co.
Tangermünder Obst- und Erfrischungshallen Ernst Holland (geöffnet von April bis Oktober an der Elbpromenade und Fährdamm am Hafen)
Tangermünder Schokoladenfabrik GmbH Fr. Meyer & Co.
Wilhelm Neubauer Bau- und Möbeltischlerei
Ziegelei Karl Gentz, Vor der Neustadt 5 a
Ziegelei Kehr & Kunst, Vor der Neustadt 3
Ziegelei August Franke, Friedrichstr. 32
Zuckerraffinerie Tangermünde Fr. Meyers Sohn AG (gegr. 1905, Produkt u. a. Tangermünder Diadem Raffinade und Meyers Schnittwürfel; Abteilung Schokoladenfabrik: Feodora und Falter)
Zuckerraffinerie Tangermünde Fr. Meyer & Co. (gegr. 1826 von Friedrich Theodor Meyer)

Anmerkung: Einige der genannten Unternehmen können miteinander identisch sein, zum Beispiel weil sie im Laufe der Zeit verschiedene Namen hatten.

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Elbe und der Privatbahn Stendal-Tangermünde. Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Winterhafen. Große Zuckerraffinerei mit Kandisfabrik, Fabrikation von Rüböl und Knochenmehl, Molkerei, Brauereien, Ziegeleien, Schiffbau, Schiffahrt, Fischerei, Landwirtschaft, Handel mit Getreide und Kohlen. Über die Elbe führt eine Dampffähre. In der Nähe das Eisenwerk Tangerhütte.

Quellen
eslam.de
gw.geneanet.org
hugojunkers.bplaced.net