Trebsen (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 15.09.2022

Seit 1893 entstand in Trebsen ein neues Wahrzeichen: die Papierfabrik Wiede & Söhne. 1911 bekam Trebsen einen Anschluss an die Eisenbahn.

Papierfabrik Trebsen (gegr. 1893 als Papierfabrik Wiede & Söhne)

Papierfabrik Trebsen, Foto: Martin Schramme, 2015 nicht mehr ganz vollständige Papierfabrik in Trebsen in Sachsen, Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

Die von 1888 bis 1893 in der ersten Stufe ausgebaute Papierfabrik Wiede & Söhne, einst im Vorort Pauschwitz gelegen, konnte am 7. November 1895 den Betrieb seiner Werkbahn samt Brücke aufnehmen. Wenige Tage später entstand in Zöhda auf der anderen Uferseite eine Papierniederlage. Der Brückenbau war ursprünglich dadurch zustande gekommen, dass an der bereits vorhandenen Muldebrücke flussabwärts Brückenzoll zu entrichten war. 100 Meter maß das neue Bauwerk von Ufer zu Ufer und ruhte auf vier gemauerten Pfeilern, Mauerwerke aus Naturstein. Schon im Juli 1897 riss die Mulde das erste Mal Teile der uferseitig im Überschwemmungsgebiet gelegenen erweiterten Brückenkonstruktion weg.

Die Papierproduktion nahm eine beachtliche Entwicklung und stieg 4260 Jahrestonnen im Jahre 1896 auf 7320 Jahrestonnen im Jahre 1905. Weithin sichtbares Zeichen der Papierfabrik war seit 1917 die dritte, 104 Meter hohe Esse. Die zwei anderen waren kaum halb so hoch. Im Herbst 1911 erhielt die Papierfabrik über den neuen, auf ihrer Seite der Mulde gelegenen Bahnhof Trebsen-Pauschwitz endlich einen Normalspur-Anschluss. Wiede & Söhne nutzte zwar auch weiterhin die Feldbahnspur zum alten Bahnhof Nerchau-Trebsen, doch der Anteil am Gesamttransport fiel mit den Jahren deutlich hinter den in Pauschwitz zurück. Die Lokomotiven für den Werksbahnbetrieb bezog die Papierfabrik von der Firma Orenstein & Koppel in Leipzig. Zum schrittweisen Ausbau der Werksbrücke über die Mulde gehörte der Anbau einer Beleuchtung. Während der NS-Zeit produzierte die Papierfabrik unter anderem Schreibpapier für die Wehrmacht und als kriegswichtig eingestuftes Sackpapier. Ab dem 12. April 1945 stand die Papierfabrik zeitweise still. Die Entsatzarmee unter Panzer-General Walther Wenck hatte in der Gegend auf der Ostseite des Flusses Stellung bezogen. Gegen die aus Westen anrückenden US-Amerikaner waren die Brücken zur Sprengung vorbereitet. Durch den beherzten Einsatz eines Werkschutzarbeiters konnte die Werksbrücke der Papierfabrik am 16. April 1945 in letzter Sekunde vor der Sprengung gerettet werden.

Umfangreichere Informationen zur Papierfabrik sind auf der Internetseite zur Muldetal-Geschichte von Dirk Reinhardt zu finden.

Der VEB Zellstoff- und Papierfabrik Trebsen befand sich direkt an der Mulde. Im Mai 2015 war das Objekt geteilt, ein Teil der Gebäude abgerissen und ein Teil durch das Unternehmen Schulte modernisiert für die aktuelle Produktion. Unter Schulte firmiert die Fabrik seit dem Jahr 2000. Damals kauften die Gesellschafter der Schulte-Papierfabrik in Düsseldorf dem kanadischen Unternehmen Mercer International Inc. die Papierfabrik Trebsen ab. Mercer hatte die Fabrik 1993 im Paket bekommen beim Kauf der Dresden Papier AG, die 1990 von der Treuhand gegründet und bis zum Verkauf gemanagt wurde.

Filmtheater "Albert Kuntz" (Baujahr: 1954/55)

Foto: Martin Schramme, 2015

Im Jahr 2015 war das Albert-Kuntz-Filmtheater offenbar zum Wohnhaus umfunktioniert. Dass es sich um ein Kulturhaus oder Kino aus DDR-Zeiten (1949-1990) handeln muss, war für das geschulte Auge noch immer klar erkennbar. Im Kino hatten einst 265 Zuschauer Platz. Auch im Jahr 2010 wohnte noch der ehemalige Filmvorführer Hansdieter Schwieger in dem Objekt, wo er 1955 eingezogen war. Selbst Kinosaal und Kinotechnik waren noch vorhanden. Das Kino war einst der erste Nachkriegs-Kinoneubau im Bezirk Leipzig und hatte damit Modellcharakter. 1953 war Baubeginn an der Ernst-Thälmann-Straße 30. Mit dem Ende der DDR 1990 kam auch das Ende für das Kino. Die Treuhand verkaufte das Haus an eine GbR aus Bochum. Es blieb nicht der einzige Besitzer. Heute ist das ehemalige Kino mit architektonischen Einflüssen aus der Sowjetunion unter Stalin ein Einzeldenkmal.

LPG Trebsen

LPG Trebsen, Foto: Martin Schramme, 2015 LPG Trebsen, Foto: Martin Schramme, 2015

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Silo am Porphyrbruch Trebsen

Silo am Porphyrbruch Trebsen, Foto: Martin Schramme, 2015

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Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Elektrogeräte Trebsen
VEB Getreidewirtschaft Grimma, Investbauleitung Trebsen
VEB Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (OGS) Döbeln, Betriebsteil Grimma, Erfassungsstelle Trebsen
PGH Ihr Friseur Grimma, Damen- und Herrenfriseursalon, Rudolph-Breitscheid-Straße
GPG Leuchtfeuer, Am Anger 1
Minol-Vertrags-Tankstelle, Vertriebsstelle für Flüssiggas Trebsen (Propangas)
LPG Pflanzenproduktion Fortschritt Beiersdorf, Bereich Trebsen, Am Nußgarten 2
VEB Splittwerk Röcknitz-Höhnstedt Betriebsteil Trebsen
VEB Zellstoff- und Papierfabrik Trebsen, Fabrikstraße (VEB Kombinat Zellstoff und Papier Heidenau)
VEB Zellstoff- und Papierkombinat Trebsen

Wirtschaft und Leben in Trebsen vor 1945
Alfred Creutzmann Kraftfahrzeuge Trebsen
Gasthof zum Schwan (Ball- und Concertsaal)
Papierfabrik Wiede & Söhne, Fabrikstr. 6 (gegr. 1893)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An den Nebenlinien Trebsen-Wermsdorf-Oschatz und Wurzen-Großbothen (Station Nerchau-Trebsen) der Sächsischen Staatsbahnen. Holzschleiferei, Strohstoff- und Papierfabrikation und in der Nähe große Steinbrüche, nach denen eine Bahn gebaut wird (1895).

Begriffslegende
GPG = Gärtnerische Produktionsgenossenschaft
Albert Kuntz = Widerstandskäpfer der KPD im NS-Regime (1933-1945), organisierte Sabotage gegen V-Waffen-Produktion im Mittelbau Dora bei Nordhausen.

Quellen
albert-gieseler.de