Unterwellenborn

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 09.10.2021

Unterwellenborn ist ein Örtchen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, das maßgeblich durch die Stahlindustrie geprägt ist.

Maxhütte Unterwellenborn (MHU)

Maxhuette Unterwellenborn, Foto: Martin Schramme, 2014 Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014 Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014 Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014 Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014 Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014 Gully-Deckel aus der Maxhuette Unterwellenborn | Foto: Martin Schramme, 2014

Die Geschichte der Stahlindustrie reicht in Unterwellenborn bis in das Jahr 1872 zurück. Die 1853 gegründete Eisenwerkgesellschaft Maximilianhütte Sulzbach-Rosenberg aus Haidhof in Bayern, benannt nach dem bayerischen König Maximilian II., bestimmte das Geschehen. Sie hatte zunächst 1859 Erzfelder bei Sulzbach gekauft und eine erste Hütte 1863 in Rosenberg eingerichtet. Für die Roh- und Gusseisengewinnung wandten sich die Bayern 1872 nach Unterwellenborn. 1877 kauft die Maxhütte Erzfelder im Revier Auerbach. 1929 erwirbt Friedrich Flick die Aktienmehrheit. Am 7. und 9. April 1945 erleben Saalfeld und Unterwellenborn schwere Bomberangriffe, wobei auch die Hütte schwer getroffen werden. Im Februar 1946 läuft die Stahlproduktion wieder an, zu dem Zeitpunkt die einzige im der ganzen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Unterwellenborn wird zum wichtigsten Stahlwerk der Ostzone. Die Maxhütte ist zum Glück für den Osten von den umfangreichen Demontagen und Reparationsleistungen an die Sowjetunion ausgenommen.Im April 1947 geht das Werk aus der Hand der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wieder an die Deutschen über. Im Kampf um den wichtigen Rohstoff Stahl erzeugen die Kumpel in der "Stahlschlacht" vom 31.12.1948 binnen 24 Stunden 804 Tonnen Roheisen und 653 Tonnen Thomasstahl. Stahl galt nach dem Krieg als überlebenswichtig, da der ganze Aufbau der Wirtschaft davon abhing. "Aus Stahl wird Brot" hieß daher ein Slogan jener Zeit. Im Januar 1948 läuft die Aktion "Max braucht Wasser" an. Für den Betrieb der vier Hochöfen soll Wasser der Saale über den Roten Berg nach Unterwellenborn transportiert werden. Freiwillige der DDR-Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) lösen die Aufgabe in einer 85 Tage-Hauruck-Aktion. Mehrfach heißt es auch "Max braucht Schrott". Die Maxhütte wird eines der Symbole für den Aufbau des Sozialismus und so entsteht dort die Parole "Hau ruck oder hau ab!" 1950 kommen Tausende Tonnen Roheisen sogar vom "Klassenfeind" aus Salzgitter in der BRD. In den 50er Jahren wird das Werk ausgebaut. Gebaut werden unter anderem Betriebsberufsschule, Forschungsstelle, Poliklinik, Kindegarten, Betriebskino und das Erholungsheim "Aktivist". 1958 geht der VEB Saalfelder Eisenerzgruben in den VEB Maxhütte Unterwellenborn auf. Zum 1. Januar 1969 bildet die Maxhütte mit vier weiteren volkseigenen Stahl- und Walzwerken das VE Qualitäts- und Edelstahlkombinat Brandenburg (QEK). 1971 hat die Maxhütte mehr als 6300 Werktätige. Die Hütte verfügt über eine Ferieneinrichtung für die Kinder seiner Werktätigen: das Pionierlager "Hanno Günther" in Gottesberg (Vogtland). 1974 startet das Werk mit neuer Technologie und produziert nun sauerstoffärmere Stähle. 1979 kommt der erste Industrieroboter zum Einsatz. 1985 verfügt Unterwellenborn über die modernste kombinierte Formstahlstraße Europas. Belgier haben die Produktion von 1980 bis 1984 aufgebaut (Siemag). Am 18. Mai 1990 wird der VEB Maxhütte Unterwellenborn in die Maxhütte Unterwellenborn GmbH umgewandelt und aus dem VE Qualitäts- und Edelstahlkombinat Brandenburg herausgelöst. Das Werk hat arge Absatzschwierigkeiten in einem allgemein schweren Umfeld für die Weltstahlproduktion. Die Maxhütte im Westen war bereits 1987 mit 4500 Beschäftigten erstmals in Konkurs gegangen. Am 9. April 1992 verkauft die Treuhand wesentliche Teile der Maxhütte an die ARBED Gruppe aus Luxemburg. Der letzte Hochofenabstich erfolgt am 10. Juli 1992. Das neue Unternehmen ersetzt die alten Öfen 1994/1995 durch den Neubau eines Elektrostahlwerkes. Es reagierte damit unter anderem auf das hohe Schrottaufkommen in der Region. 1996 wurde die Maxhütte aus dem Handelsregister gestrichen. Seit 2012 gehört das Stahlwerk zum brasilianischen Stahl-Konzern Companhia Siderúrgica Nacional.

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Gasmaschinenzentrale

Gasmaschinenzentrale, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Von 1922 bis 1924 und 1926 bis 1928 entstand die 95 Meter lange Gasmaschinenzentrale, die von 1948 bis 1950 auf 121 Meter erweitert wurde. In Großgasmaschinen wurden die Abgase der Hochöfen genutzt, um Energie für die Stahlproduktion zu gewinnen. Sie lösten die Dampfmaschinen ab. An der Entwicklung der Technik war die Berlin-Anhaltinische Maschinenbau AG maßgeblich beteiligt. 1988 legte die DDR die letzte Großgasmaschine, nach 65 Betriebsjahren, still und erklärte sie zum technischen Denkmal. Seit 1992 steht die Gasmaschinenzentrale in der Denkmalliste des Freistaates Thüringen.

Schaudenkmal Gasmaschinenzentrale

Kulturpalast "Johannes R. Becher" (erbaut 1952-1955)

der ehemalige Kulturpalast Johannes R. Becher in Unterwellenborn, Foto: Martin Schramme, 2014 der ehemalige Kulturpalast Johannes R. Becher in Unterwellenborn, Foto: Martin Schramme, 2014 der ehemalige Kulturpalast Johannes R. Becher in Unterwellenborn, Foto: Martin Schramme, 2014

Kulturelle Bildung hatte in der DDR einen hohen Stellenwert. Auch beim großen Bruder Sowjetunion stand die Kultur ganz oben. Dabei halfen auch Prominente vor Ort, in Unterwellenborn unter anderem der Schriftsteller Jan Koplowitz, der dort einen Zirkel schreibender Arbeiter gründete. Schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden noch im ärgsten Mangel die ersten Bühnen eröffnet. 1955 war es auch in Unterwellenborn soweit. Nach fast drei Jahren Bauzeit stand der Kulturpalast des VEB Maxhütte Unterwellenborn, den Hans Hopp entworfen hat. Der Kulturpalast hatte einen Theatersaal mit 800 Plätzen, einen Musiksalon mit 200 Plätzen, einen Ballettsaal, ein Bibliothek, Vortragsräume, zwei Restaurants sowie ein Betriebsfilmstudio. Zur Eröffnung des neuen Hauses gab es im Park vor dem Kulturpalast auch sportliche Darbietungen. Fortan konnten die Kumpel, ihre Familien und sonstige Besucher Kunst erleben oder sich selbst künstlerisch betätigen. Mit der Aktion "Max braucht Kunst" förderte das Stahlwerk schließlich zeitgenössische Malerei. 1990 wurde der Kulturpalast zeitweise zum Möbelhaus. Dann kaufte eine Investor aus Kronach das Objekt und investierte immer wieder Geld, um das Gebäude zu sichern und zu sanieren. 2013 gründete sich der Verein Kulturpalast Unterwellenborn, um in Zusammenarbeit mit dem Investor die Kultur in das Haus zurückzuholen. Der Kulturpalast ist prächtig ausgestattet und wurde im Jahr 2015 von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) angeboten.

Kulturpalast Unterwellenborn e.V.

Betriebe in der DDR
VEB Maxhütte Bergbau- und Hüttenkombinat Unterwellenborn
VEB Maxhütte Unterwellenborn (VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinat Brandenburg, Betriebe in Unterwellenborn, Ohrdruf, Schmiedefeld, Wünschendorf, Produktion: Roheisen, Stahl, Walzwerkerzeugnisse, Gesenk- und Freiform-Schmiedestücke, Baustoffe, Düngemittel)
FDGB-Ferienheim "Aktivist", Bucha-Unterwellenborn
Wissenschaftlich-technisches Institut des bezirksgeleiteten Bauwesens des Bezirkes Gera Unterwellenborn

Wirtschaft in Wellenborn vor 1945
Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte Unterwellenborn
Maschinenfabrik Donauwörth GmbH Werk II Unterwellenborn
Robert Rub Bau- und Maschinenschlosserei mit Kraftbetrieb Röblitz bei Unterwellenborn

Quellen
Wikipedia
Förderverein Schaudenkmal Gaszentrale e.V.
mdm-online.de