Aken an der Elbe (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 20.06.2023

Die Lage an der Elbe war für das kleine Aken seit jeher ein strategischer Vorteil, wenn man von den wiederkehrenden Hochwässern einmal absieht. 1795 kam es zur Gründung der Kreuter-Werft, die später von Georg Placke übernommen wurde und bis zur Verstaatlichung 1972 in der Hand der Familie Placke blieb. 1991 erfolgte die Reprivatisierung. 2014 meldete die Werfteigner Insolvenz an, doch die Übernahme des Standortes durch die Heinrich-Rönner-Gruppe, ein gigantisches Stahlbauunternehmen mit 1200 Mitarbeitern, erfolgte faktisch nahtlos. Die Werft in Aken wurde der Roßlauer Schiffswerft zugeordnet. Der Bau und das Abwracken von Schiffen und Schiffsteilen war für Aken lange bedeutend.

1890 bekam der Ort einen Bahnanschluss nach Köthen und damit auch eine Bahnverbindung nach Leipzig und Magdeburg. Die I. G. Farben entdeckte später den Standort für den Bau eines Aluminium- und eines Leichtmetallwerkes, das schließlich Teil der nationalsozialistischen Rüstungsmaschinerie wurde und aus eben diesem Grund nach dem Kriegsende 1945 die Demontage erlebte. Das war jedoch nicht das Ende des Industriestandortes, weil im Zuge des Aufbaus des Sozialismus ein Flachglaswerk und ein Magnesitwerk entstanden.

Hafen Aken | Hafen- und Lagerhaus-AG

Hafen- und Lagerhaus in Aken, Foto: Martin Schramme Hafen- und Lagerhaus in Aken, Foto: Martin Schramme

Seit 1889 ist der heutige Hafen in Aken samt Lagerhaus in Betrieb. Die Lage an der Elbe bot sich an für die gewerbliche Schifffahrt.

Magnesitwerk Aken (ehemals I.G. Farben, gegr. 1834)

Magnesitwerk Aken, Foto: Martin Schramme Magnesitwerk Aken, Foto: Martin Schramme Magnesitwerk Aken, Foto: Martin Schramme
LS Bunker = Luftschutzbunker am Magnesitwerk Aken

Das Magnesitwerk in Aken wurde 1834 gegründet. Der erste Leiter des VEB Magnesitwerk Aken hieß Karl Kettmann. 1946 stemmte er sich gegen die Demontage. Er leitete den Wiederaufbau von 1947 bis 1951. Der VEB bestand von 1947 bis 1990. Er gehörte zuletzt zum VEB Bandstahlkombinat "Hermann Matern" Eisenhüttenstadt (seit 1990 EKO Stahl AG). Kernstück des Werkes in Aken war ein Drehrohofen für Sintermagnesit. 2014 wurden drei Schornsteine des Werkes gesprengt.

Magnesit ist ein extrem feuerfestes Material (bis 3000 Grad Celsius) und wird daher für Hochofen-Ziegel eingesetzt.

Betriebe in der DDR
VEB Anlagenbau Aken (VEB Kombinat Schwermaschinenbau Karl Liebknecht Magdeburg)
VEB Binnenhäfen Saale
VEB Einspritzgerätewerk Aken
VEB Flachglaswerk Aken (VEB Flachglaskombinat Torgau)
VEB Hausschuhfabrik Aken
VEB Magnesit-Werke Aken, Dessauer Landstr. 61 (VEB Bandstahlkombinat Hermann Matern Eisenhüttenstadt / VEB Rohrkombinat Karl Marx Riesa, Produkte: Deutzodont-Zahnpasta, Haarwäsche, Spezial Haarwäsche, Haarfixativ, Schuppenwasser, Creme mit Lanolin, Mundwasser-Konzentrat)
VEB Makosidwerk Aken (VVB Feuerfest-Industrie)
VEB Kombinat Metallaufbereitung, Werk Dessau, Verschrottungswerft
VEB Mischfutter und Nährmittel Aken
VEB Schiffsreparaturwerft Aken
Eugen Deutz Aken, Fabrikation chemischer, technischer, pharmazeutischer und kosmetischer Artikel, Grosshandel

Wirtschaft in Aken vor 1945
Akener Speiseöl und Pflanzenbutter-Fabriken GmbH Magdeburg und Aken (Schutzmarken: ZETT = feinstes Pflanzen-Fruchtschmalz Kunstspeisefett, ZAKA = Pflanzenbutter Margarine)
Aktiengesellschaft für Chemische Industrie Aken
Chemische Fabrik Eugen Deutz, Aken (Fabrikation chemischer, technischer, pharmazeutischer und kosmetischer Artikel, Grosshandel)
Hafen- und Lagerhaus-Aktien-Gesellschaft (gegr. 1889, Wasserumschlag, Spedition, Lagerei, Getreidekonservierung)
Hydronaliumwerk Aken (Betreiber: I.G. Farben und Metallgesellschaft AG, NS-Rüstungsindustrie)
Lichtmetallwerk (I.G. Farben)
Schiffswerk Aken (Eigentümer nach 1876 Georg Placke, 1848-1930)

Eintrag im Brockhaus von 1911
Schiffbau, Tuchweberei, Zucker- und Essenzenfabriken.

Eintrag im Brockhaus von 1894
Fabrikation von Zucker, ätherischen Ölen und Essenzen (Romershausensches Augenwasser), Tuchweberei, Schiffbauerei, Schiffahrt und Handel, vor allem mit Nutzholz.

Begriffslegende
Hermann Matern (1893-1971) = namhafter Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)
Hydronalium = Familie von Aluminium-Magnesium-Legierungen
Lanolin = Wollwachs, Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen

Quellen
Akener Nachrichtenblatt Nr. 412, 3. November 2006
albert-gieseler.de
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