Bad Frankenhausen ist bekannt als bedeutender Schauplatz des Deutschen Bauernkrieges (1524-1526). Hier fand die Entscheidungsschlacht statt, die mit der Niederlage der Bauern endete. An das Gemetzel erinnert ein gigantisches, 123 x 14 Meter großes, von Werner Tübke (1929-2004) gemaltes Wandbild, das im Panorama-Museum zu sehen ist. Weit über die Stadtgrenzen hinaus war auch das 1896 gegründete Kyffhäuser Technikum (Polytechnisches Institut) bekannt, das hunderten Studenten eine Ausbildung in Landwirtschaftstechnik und Elektrotechnik anbot. Andere Besucher lernten Frankenhausen als Heilbad kennen. Ein besonderes Ereignis auf dem Weg zur Industrialisierung der Stadt war 1831 die Eröffnung der ersten Fabrik für Perlmuttknöpfe.
Knopffabrik in der Stadt der Knöpfe
Stand November 2012: 2010 gab es im Bad Frankenhäuser Ortsteil Esperstedt die Firma Mechtold GmbH, die mit der Fabrikation von Knöpfen und Schnallen die weit und breit die letzte Knopffabrik war. Dabei war Bad Frankenhausen einst die Stadt der Knöpfe. Ein Fabrikationsort befand sich in der Kreuzgasse. Für die Erweiterung des 1924 von August Böttcher eröffneten Standortes gab es keine Genehmigung und daher sitzen Mechtolds seit 1992 in Esperstedt und produzieren nun dort Millionen Knöpfe im Jahr. Die Blütejahre der Knopfproduktion erlebte Bad Frankenhausen in der Zeit zwischen 1880 und 1930, als es zeitweise fast 30 Produktionsstätten gab. Erstmals erwähnt wird das Knopfmachen 1701. Im großen Stile angefangen hatte alles mit August Zierfuß (1803-1867), der 1831 die erste Fabrik zur Perlmuttverarbeitung gründete. Zierfuß entstammte einer Nadelmacher-Familie und lernte die Perlknopffabrikation auf seiner Wanderschaft im Wiener Vorort Ottakring kennen. Der Kontakt nach Wien war naheliegend, weil die Nähnadeln aus Frankenhausen vor allem an die Wiener Perlmuttknopfmacher verkauft wurden. Einen Namen machte sich Zierfuß mit dem Schwarzbeizen das Perlmutts mit in Salmiak aufgelöstem Chlorsilber. Der letzte Großversuch war 160 Jahre später die KATOGA Knopf GmbH. Sie startete 1991 und ist inzwischen Geschichte. 1999 hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" noch berichtet, dass die Katoga mit ihrer neuen Produktionsstätte weltweite Anerkennung errungen habe. Heute sitzen die großen Knopf-Hersteller in Westdeutschland: Krila in Neuwied-Niederbieber, zum Beispiel.
Bahnhof Bad Frankenhausen mit Wasserturm und Wasserkran (Kyffhäuserbahn)
1894 wurde die Bahnstrecke Bad Frankenhausen-Bretleben eröffnet und bis 1898 bis nach Sondershausen verlängert. In Esperstedt kam 1907 ein Abzweig nach Oldisleben (Zuckerfabrik) dazu, auf dem bis zum Sommer 1992 noch Güterzüge fuhren, der aber 1993 stillgelegt und 2012 entwidmet und damit endgültig aufgegeben wurde. Die Strecke Sondershausen-Bretleben wurde im Herbst 2008 stillgelegt. Die Reaktivierung der Strecke wurde mehrfach diskutiert. 2011 sah man zumindest für den Abschnitt Bretleben-Bad Frankenhausen eine Realisierungschance. Unter anderem die Bundeswehr meldete Interesse an. Passiert war jedoch auch im Jahr 2012 nichts. Immerhin hat die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE), welche die Stilllegung von Strecken verhindern will, einen Pachtvertrag.
Fachwerkhaus in Bad Frankenhausen
Dieser Fachwerkbau erinnert an das alte Frankenhausen. Wer weiß mehr darüber? Bitte hier melden!
Kurbad Drogerie
Auf alten Postkarten aus DDR-Zeiten ist die Kurbad Drogerie am Anger im Solbad Frankenhausen noch mit dem intakten Schriftzug zu sehen. Der Platz davor war nicht wie 2012 komplett aus Stein, sondern als parkartige Grünanlage mit Blumenrabatten, Springbrunnen, Gras und Bäumen ausgestattet.
Altstädter Kirche St. Petri
Das ist der Rest einer ursprünglich viel größeren, im 10. Jahrhundert erbauten romanischen Kirche. Es ist die älteste Kirche in Bad Frankenhausen. 2002 wurde die restaurierte Kirche wieder feierlich eingeweiht. mehr
Logo vom Agrochemischen Zentrum (ACZ) Artern Sitz Bad Frankenhausen
Auf diesem Logo sind ein Flugzeug und ein Lkw zu sehen, die von Ähren umgeben sind. Dazu kommt die Abkürzung ACZ für Agrochemisches Zentrum. In dem Fall handelt es sich um das Agrochemische Zentrum (ACZ) Artern Sitz Bad Frankenhausen. Das ACZ war in der DDR für Umschlag, Lagerung und Ausbringung von chemischen Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Mitteln zur biologischen Prozesssteuerung per Flugzeug und Lkw zuständig.
Betriebe in der DDR (1949-1900)
VEB Druckerei und Kartonagenfabrik Bad Frankenhausen oder VEB Druckerei und Kartonagenwerk Bad Frankenhausen (VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle)
VEB Elektroanlagen Bad Frankenhausen
VEB Fanal Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik Bad Frankenhausen (bis 1946 J. Landgraf & Sohn Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik Frankenhausen (Kyffh.), seit 1970er Jahren Betrieb im Kombinat Kyffhäuserhütte Artern, Fanal lautete ein Typenname von Mühlentechnik aus dem Hause Landgraf)
VEB Format Bad Frankenhausen (VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle, staatlicher Zusammenschluss aller Knopfhersteller in Bad Frankenhausen zu einem Betrieb mit 600 Werktätigen, Schließung 1991)
VEB Kfz-Instandsetzung Bad Frankenhausen
VEB Knopffabrik Bad Frankenhausen (VEB Knopfgalant Bad Frankenhausen)
VEB Kreisbetrieb für Landtechnik, Sitz Bad Frankenhausen (VEB Kombinat für landtechnische Instandhaltung Halle)
VEB Modische Knöpfe Bad Frankenhausen
VEB Nahrungs- und Genußmittelbetriebe Bad Frankenhausen
VEB Obertrikotagen mülana Werk IV Bad Frankenhausen
VEB OGIS Bad Frankenhausen (VEB Kombinat OGS Halle)
VEB Strickmoden Bad Frankenhausen
VEB Technische Gebäudeinstallation Bad Frankenhausen
VEB Werksteine Bad Frankenhausen
Alfred Mähler Manufaktur- und Modewaren (Strümpfe, Wäsche, Damenbekleidung)
Decor-Knopf KG
Hotel zum Mohren
Gastst"tte "Zur guten Quelle"
LPG "Thomas Müntzer" Bad Frankenhausen
Wirtschaft und Leben in Frankenhausen vor 1945
A. Linde Hofphotograph Frankenhausen Kyffhäuser
Chemische Fabriken Kyffhäuser GmbH
Dampfbrauerei Otto Schütze, Frankenhausen am Kyffhäuser (Export-, Lager- und Doppelbier)
Frankenhäuser Aktienbrauerei (Lagerbier, Kyffhäuser-Bräu, alkoholfreie Erfrischungsgetränke: Bilz-Brause)
Frankenhäuser Intelligenz-Blatt
Frankenhäuser Perlmutter-Knopffabrik eGmbH
Fritz Alverdes Gartenbau (Gartengestaltung, Blumenspenden-Vermittlung)
F. Schumann Nachf. Liqueur-Fabrik und Obstwein-Kelterei (Inhaber: Otto Rost, Mineralwasser-Anstalt und Colonialwaarenhandlung)
Gasthaus zum Adler
Gasthaus "Zum grünen Wald"
Gast- und Logierhaus "Zur Quelle"
Gothe & Ostwald Knopffabrik (Spezialität: Perlmutter-Kappen, Manschetten- und Konfektionsknöpfe)
Hotel Thüringer Hof
J. Landgraf & Sohn Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik (gegr. 1853, seit 1875 in Frankenhausen, Technisches Bureau: Ausarbeitung von Taxen, Nivellements, Wassermessungen, Gutachten, Pläne, Kostenanschläge usw. usw., Getreidespeicher- und Silo-Anlagen, Reinigungs- und Sortieranlagen für Mühlen, Brauereien, Malzfabriken und Getreidehändler)
Marie Ziegenhorn Textilwaren-Stickerei-Tappisseriewaren, Bad Frankenhausen, Langestr. 31
Mechtold GmbH (Produktion von Knöpfen und Schnallen)
Rabener & Becker Cigarren-Fabriken, Frankenhausen/Kyffhäuser (gegr. 1867, Cigaretten en gros)
Robert Schlotter Tapezierer und Sattlermeister, Bad Frankenhausen, Klosterstr. 18 (Anfertigung und Lager von Arbeitsgeschirren, Kutschgeschirren, Reit-, Fahr- und Reiseutensilien, feine Lederwaren: Hand- und Reisetaschen, Hand- und Reisekoffer, Portemannaies, Hosenträger etc., Lager in Sofas, Matratzen und Bezügen, Linoleum-Teppichen und Läufern sowie zum Auslegen ganzer Zimmer in allen Preislagen, Gardinen- und Portierenstangen in Holz und Messing, verstellbare Zugeinrichtungen, Anfertigen und Aufmachen von Dekorationen usw.)
Soolbad Frankenhausen
Willy Sperling Stabeisen-, Ofen-, Werkzeug- und Kurzwaren-Handlung, Doppel-T-Träger, Bausäulen und Stallfenster, Magazin für Haus- und Küchengeräte, Tischlerbedarfsartikel, Tafel-, Ornament und Spiegel-Glas)
Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An einem im 12. Jahrhundert geschaffenen Abzweig der Wipper. Post erster Klasse, Telegraph. Eine Zuckerfabrik, Cigarren- und zahlreiche Perlmutterknopffabriken. Die Saline zu Frankenhausen liefert jährlich etwa 20.000 Tonnen Kochsalz und ist mit einem Solbad (eröffnet 1818; 1892: 1630 Kurgäste) mit drei Badeanstalten verbunden.
Kürzel
OGIS = Obst, Gemüse, industrielle Speisekartoffeln