Dahlen (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 09.09.2022

Seit Herbst 1838 hatte Dahlen einen Bahnhof an der Bahnstrecke Leipzig-Dresden und war damit eine der ersten deutschen Städte mit Bahnanschluss.

Löwenbrauerei (gegr. 1884, Name seit 1938, Ende 1995)

Loewenbrauerei, Foto: Martin Schramme
Relikte am Eingang: Brauerei, Mälzerei, Löwen-Brauerei
Loewenbrauerei, Foto: Martin Schramme Loewenbrauerei, Foto: Martin Schramme Loewenbrauerei, Foto: Martin Schramme

Im Dezember 2016 war das Objekt Löwen-Brauerei Dahlen in einem äußerst desolaten Zustand. Es sah trotz des Hinweisschilds eines Investors über das Vorhaben, Einfamilienhäuser zu bauen, nicht so aus, als ob an dem Ort noch einmal Leben einziehen würde, auch wenn das Gemäuer aus Natur- und Ziegelsteinen sicherlich einst eine lange Haltbarkeit garantierte. Jahrlanger Leerstand, Wind und Wetter und sicherlich auch Vandalismus hatten dem Bauwerk zugesetzt.

1884 war der Braubetrieb aufgenommen worden, damals noch als Rittergutsbrauerei von Leo Freiherr Sahrer von Sahr, Mitglied der 1. Kammer des Sächsischen Landtages und Sohn eines Adelsgeschlechts, dem seit 1851 das Schloss Dahlen gehörte. Zum Löwenbräu kam es erst 1938. Ab 1946 hieß der Betrieb Löwenbrau Dahlen KG und verband Mälzerei und Brauerei unter einem Dach. Im Vergleich zu anderen Brauereien und Mälzereien handelte es sich um ein kleines Unternehmen in einem kleinen Gebäude. 1950 wurde der Betrieb verstaatlicht und arbeitete seitdem als VEB Löwenbrauerei Dahlen. Ab 1975 war Löwenbräu Betriebsteil des VEB Brauerei Torgau. Schon 1970 gehörte das Werk in Dahlen zum VEB Getränkekombinat Leipzig. Mit dem Ende der DDR 1990 kam die Reprivatisierung, Lothar Goldhahn übernahm die Geschäfte, doch 1995 gingen die Lampen für immer aus. Die mächtige Konkurrenz aus dem Westen schluckte oder verdrängte die Betriebe im Osten. Auch neue Produkte wie die Kenjon Cola konnten das nicht verhindern. Zu DDR-Zeiten hatte Löwenbräu Bock-, Pilz-, Weizen-, Malz-, Voll- und Dunkelbier gebraut und geliefert. Außerdem kamen von dort die Dahlener Brause oder Limonade und Diabetiker-Fruchtsaft. Anfang der 1990er Jahre versuchte sich die Brauerei an Gose, einer historischen Brauspezialität, und einer Kola "Lambada".

Ende 2019 schrieb die Leipziger Volkszeitung von Zwangsversteigerung. im Februar 2020 berichtete dasselbe Blatt, es gebe einen neuen Besitzer. Im Mai 2022 schließlich, war Medienberichten zufolge offenbar klar, dass die Brauereibauten abgerissen werden und auf die freiwerdenden Flächen neu gebaut wird. Dass die Brauerei samt Fabrikantenwohnhaus jahrelang im Denkmalverzeichnis stand, war inzwischen vergessen. Die Zukunft am Standort gehört dem Vernehmen nach Netto. Immerhin: Bier hat die Supermarktkette auch im Sortiment.

Konsum Lebensmittel (Bahnhofstr. 58)

Konsum Lebensmittel, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme
Konsum

Die Aufschrift "Konsum" war 2016 nur noch zu erahnen. Etwas besser zu erkennen war der offenbar etwas ältere Schriftzug "Schweineschlachterei ...". Wer weiß mehr darüber? Konsumgenossenschaften gab es schon in der Weimarer Republik. Sie entstanden aus der puren Not der Arbeiterklasse und waren zudem eine Antwort auf Wucher und Betrug.

Betriebe in der DDR
VEB Brauerei Torgau, Betriebsteil II Löwenbrauerei Dahlen (VEB Getränkekombinat Leipzig, produzierte unter anderem Dahlener Limonade, das Erfrischungsgetränk "chico", Löwenbräu und Heide-Pils)
VEB Chemische Fabrik Dahlen, Am Bahnhof
VEB Dienstleistungskombinat Hauswirtschaft Oschatz, Komplexannahmestelle, Hermann-Wiedner-Str. 13
VEB Getränkekombinat Leipzig Werk Löwenbrauerei Dahlen, Bahnhofstr. 63
VEB Löwenbrauerei Dahlen (Dahlener Brause mit Fruchtgeschmack, Dahlener Löwen-Bräu)
VEB Minol Großtankstelle, Molkereiweg 1
VEB Vereinigte Holzindustrie Finsterwalde (NL), Sägewerk Dahlen, Bahnhofstr. 111
Agrochemisches Zentrum (ACZ) Oschatz, Abteilung Dahlen, Hainstr. 8
Filmtheater Hermann Wiedner
Getreidewirtschaftsbetrieb Grimma, Betriebsteil Oschatz, Erfassungsstelle Dahlen
Handelsbetrieb Obst-Gemüse-Speisekartoffeln Döbeln, Betriebsteil Oschatz, Erfassungsstelle Dahlen
Hotel Käthe-Kollwitz-Hütte
KfL Oschatz, BT Dahlen (Kreisbetriebe für Landtechnik)
Konsum WtB Dahlen
LPG "Walter Ulbricht" Dahlen
Molkereigenossenschaft eG Oschatz, Teilbetrieb Dahlen, An der Molkerei
Paul Aldinger KG Chemische Fabrik (Isolierung, Bedachung, "Heveasol")
PGH Ausbau / Friseure Souvenir Oschatz / Holzverarbeitung / Kraftfahrzeuge Oschatz / Kürschner und Bekleidung / Mechanik Oschatz

Ferien- und Erholungsheime in der DDR: Erholungsheim Schmannwitz (FDGB), Ferienheim Käthe-Kollwitz-Hütte, Ferienheim der GHG Haushaltwaren Leipzig, Ferienheim des VEB Leipziger Wollkämmerei, Ferienheim des VEB Porzellanwerk Freiberg. Kinderferienlager des VTA Paul Fröhlich Leipzig Bucha, Kinderferienlager Philipp Müller des VEB Braunkohlenwerk Thräna. Jugendherberge Georgi Dimitroff.

Wirtschaft in Dahlen vor 1945
Brauerei Dahlen (seit 1884, mehrfach wechselnder Name, 1938 schließlich Löwenbräu, Bock-Bier, Doppelmalz, Weizenbier, Löwen-Bräu)
Brauerei Hermann Hiersemann Nachf.
Dr. Gotthard Bulnheim Doppel-Töpfe
Ed. Tannenhauer Wagenfabrik (gegr. 1836, Wagen aller Art von den einfachsten bis zu den elegantesten)
Gasthof zum goldenen Engel
Hotel zur Tanne
Schmidt & Steinbach Armaturen-Fabrik, Metall- und Eisengießerei, Dahlen (gegr. 1885)
Wilhelm Starke Holzhandlung

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Linie Leipzig-Riesa der Sächsischen Staatsbahnen. Post mit Zweigstelle, Telegraph und Fernsprechverbindung mit Lampertswalde, Calbitz und Luppa. Landwirtschaft, daneben Eisengießerei, Cigarrenfabrikation, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Kram-, Vieh- und Schweinemärkte.

Quellen
"Sächsische Brauereien: Braustätten der Vergangenheit & Gegenwart" von Robin Hermann