Könnern (Cönnern, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 03.01.2023

Die Lage der Stadt Könnern an der Saale und inmitten fruchtbarer Böden war eine gute Basis für die positive wirtschaftliche Entwicklung des Ortes seit der Industrialisierung. Seit 1916 gibt es die Eisenbahnstrecke Könnern–Rothenburg. Einen Bahnhof hatte die Stadt aber schon 1871, denn die Strecke von Halle nach Vienenburg ging zu jener Zeit in Betrieb. Eine weitere Bahnverbindung besteht seit 1889 nach Baalberge.

Malzfabrik Könnern Saale (teilweise abgerissen)

malting plant, Foto: Martin Schramme, 2013 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2013 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: pappel pictures malting plant, Foto: pappel pictures malting plant, Foto: pappel pictures malting plant, Foto: pappel pictures malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017 malting plant, Foto: Martin Schramme, 2017

Im Herbst 2011 war das Objekt teilweise abgerissen, aber an den verbliebenen großen Ziegelbauten war die Aufschrift "Malzfabrik Könnern - Saale" noch gut zu erkennen. Traurige Reste erinnern an die einstige Aktienmalzfabrik Könnern, die 1871 ihren Betrieb aufnahm.

Im Geschäftsjahr 1941/42 erzielte die Fabrik einen Überschuss von 627.427 Reichsmark. Der Erlös verringerte sich im Laufe des Krieges weiter wegen der Produktionseinschränkungen. 1939/40 hatte der Rohüberschuss noch 0,9 Millionen Reichsmark betragen. 1933/34 hatte der Rohgewinn gar bei 1,26 Millionen Euro gelegen. Die sich ständig verschlechternden Bilanzen wurden seitens des Unternehmens auch mit der "Preisschleuderei auf dem Malzmarkt" erklärt.

Im Aufsichtsrat der AG saßen auch zwei Hallenser: Rudolf Steckner und als stellvertretender Vorsitzender Walther Flakowski (Geschäftsinhaber des Halleschen Bankvereins K. G. a. A.). Den Vorsitz hatte Franz Heinrich aus Könnern. Veranstaltungsort für die ordentliche Generalversammlung war beispielsweise am 3. Dezember 1935 das Hotel "Stadt Hamburg" zu Halle (Saale). In dem Jahr wurde mehr produziert, aber weniger abgesetzt. Der Jahresgewinn lag bei 122.475 Reichsmark.

Nach dem Krieg wurde die Malzfabrik Könnern enteignet und verstaatlicht zum VEB Malzfabrik Könnern. 1959 erfolgte die Verlagerung der AG nach Hamburg. Der 20. Januar 1971 ist der Tag der Löschung der Gesellschaft.

Ursprünglich gab es in Könnern noch zwei weitere Malzfabriken: die "Saale-Mälzerei Könnern" und die Malzfabrik G. Schulze und Co. Im Landesarchiv Sachsen-Anhalt liegt zur ersten Archivmaterial für die Jahre 1926 bis 1951 vor, zur zweitgenannten von 1918 bis 1926.

Dampfziegelei Könnern (Abriss im Herbst 2017)

Dampfziegelei Koennern, Foto: pappel pictures, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Dampfziegelei Koennern, Foto: pappel pictures, 2017 Foto: pappel pictures, 2017 Foto: pappel pictures, 2017 Foto: pappel pictures, 2017 Foto: pappel pictures, 2017

1840 wurde in Könnern-Georgsburg an der Saale westlich des Saalbergs eine Dampfziegelei errichtet, die als Roths Dampfziegelei und Cementfabrik firmierte und sich nach dem Ausbau zum Kalk- und Zementwerk Bertram entwickelte. Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Dampfziegeleien, weil der Bedarf an Ziegeln im Zuge der Industrialisierung des Deutschen Reiches sprunghaft anstieg. Nach vielen Jahren Leerstand und Verfall kamen im Herbst 2017 die Abrissbagger. Das in Hinblick auf die Industriegschichte vielfach geschichtsvergessene Sachsen-Anhalt hat damit erneut die Zerstörung eines geschichtsträchtigen Ortes zugelassen. Wenigstens blieb der uralte, wahrscheinlich denkmalgeschütze Schornstein stehen. Doch inzwischen wird der Schornstein von einer gigantischen Betonhalle verdeckt, die im Juni 2019 in Bau war.

Betonwerk Könnern

DDR-Slogan in Koennern, Foto: Martin Schramme, 2017 windmill, Foto: Martin Schramme, 2017

2017, 27 Jahre nach dem Ende der DDR, war in Könnern-Georgsburg noch eine Aufschrift zu sehen, die an den Sozialismus im deutschen Osten erinnerte: "Betonfertigteile aus Könnern - ein Begriff für die sozialistische Landwirtschaft".

Speicher am Güterbahnhof Könnern

Speicher am Gueterbahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Speicher am Gueterbahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Speicher am Gueterbahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Speicher am Gueterbahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Speicher am Gueterbahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017

Zu DDR-Zeiten war der Speicher am Güterbahnhof Könnern zuletzt ein Objekt der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) Bernburg.

VEB Ofenwerke Könnern

Ofenwerke Koennern, Foto: Martin Schramme, 2017 Ofenwerke Koennern, Foto: Martin Schramme, 2017

1921 entstand aus der Freymuth & Co. GmbH Dampfziegelei und Schamottewerk die Ziegel- und Schamotte-Werke AG. Zu den Großaktionären gehörte 1945 der Hallesche Bankverein. In der DDR gehörte der VEB Ofenwerke Könnern zur Papier-, Glas- und Keramikindustrie. Zur Produktpalette gehörte unter anderem der Dauerbrandofen "Saale". 2017 war das Werk total heruntergekommen. Bereits 2011 hatte die Sächsische Grundstücksauktionen AG das Areal als abrissreife Gewerbefläche mit Objekten der Baujahre 1870 bis 1990 zur Versteigerung angeboten.

Turmwindmühle holländischer Bauart (Andritzkys Mühle)

windmill, Foto: Martin Schramme, 2010 windmill, Foto: Martin Schramme, 2010 windmill, Foto: Martin Schramme, 2010

Am Ortsrand von Könnern steht linker Hand an der B6 in Richtung Halle Saale der Rest einer Turmwindmühle holländischer Bauart. mehr 1, mehr 2, mehr 3

Landambulatorium Könnern

Landambulatorium aus der DDR, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Ambulatorien waren Teil des Gesundheitssystems der DDR (1949-1990). Ein Ambulatorium bestand aus bis zu vier Facharztpraxe und war somit die kleinere Versorgungseinheit zur Poliklinik mit fünf und mehr Fachabteilungen der ambulanten Versorgung von Patienten. Aus medizinischer und fiskalischer Sicht waren diese Einrichtungen für alle die Patienten die bessere Wahl, deren Behandlung nicht zwingend in einem Krankenhaus stattfinden musste.

Zickeritz

DDR-Losung an altem Gut

Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019

Fast 30 Jahre nach der Wende in der DDR, genau im Juni 2019, befand sich an einem alten Gut im Örtchen Zickeritz folgende Losung: "Jetzt erst recht - alles für das Wohl des Volkes, alles für den Frieden." Der Kampf für den Frieden war ein zentrales Anliegen, aber auch Propagandamittel in der DDR (1933-1945). Auch vom Wohl des Volkes war gerne und viel die Rede, auch wenn dieses Volk nicht immer so wollte wie die Partei (SED). Das trotzige "Jetzt erst recht ..." ist im Grunde eine alte Mobilisierungsformel der deutschen politischen Linken und ist bis heute zum Beispiel bei der SPD regelmäßig zu hören. Der Spruch in Zickeritz könnte aus dem Jahr 1953 stammen und nach dem Aufruhr vom 17. Juni 1953 angebracht worden sein.

Zellewitz

Evangelische Kirche

Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019 Foto: Martin Schramme, 2019

Klein, aber eindrucksvoll ist die Kirche von Zellewitz. Doch das Gotteshaus ist einsturzgefährdet, der Turm des Objekts mit einem Korsett aus dicken Holzbalken gesichert.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Beschläge und Metallwaren Könnern
VEB Getränkefabrik Könnern
VEB Kfz-Reparaturwerk Könnern
VEB Kraftfuttermischwerk Könnern/Saale (VEB Kombinat Getreidewirtschaft Halle)
VEB Landbaubetrieb und Betonwerk Könnern
VEB Likörfabrik Könnern
VEB Malzfabrik Könnern
VEB Ofenwerk Könnern
VEB Raumgestaltung Könnern (VEB Möbelkombinat Dessau)
VEB Rohrleitungszubehör Könnern
VEB Saale-Mälzerei Könnern
VEB Schamotte- und Ziegelwerke Könnern/Saale
VEB Stahl- und Massivbrücken Könnern (VEB Autobahnbaukombinat Magdeburg)
Beuchelt & Co. KG - Betrieb mit staatlicher Beteiligung (Brücken- und Stahlhochbau, Beton- und Tiefbau)

Wirtschaft in Cönnern vor 1945
Aktien-Malzfabrik Könnern (gegr. 1872, Fabrikation von Malz und Schwingflachs samt Nebenprodukten, Handel mit Gerste, 1945 enteignet; Zweigniederlassungen in Niemberg und Nienburg an der Saale: Malzfabrik Niemberg und Schloßmälzerei Nienburg)
Bernhard Hüther Feinkosthandlung (Kolonialwarenhandel, Fische, Konserven, Weine, Liköre, Südfrüchte)
Creditverein Thorwest, Nägler & Co., KG auf Aktien, Bankgeschäft, Könnern/Saale
Dampfziegelei Freymuth & Co. GmbH
E. Külz & Co. Eisengießerei
Flanschenwerk Bebitz (gegr. 1911)
G. Schulze und Co., Malzfabrik
Heinrich Ziegler Flora-Drogerie
Herker & Egert Teigwaren- und Mostrich-Fabrik (gegr. 1900, Spezial-Erzeugnisse: Merkur-Nudeln, -Suppeneinlagen, -Makkaroni und Paniermehle nach patentierten Trockenverfahren, feinster Tafelmostrich)
Kraege & Co. - Fabrik feiner Tafelliköre und Essenzen, Coennern a. Saale (auch Kraege & Kreidner, Essigfabrik, Weingroßhandlung, Cognak-Destillerie, alleinige Fabrikation der echten Magentropfen "Bunte Kuh", Fruchtsaftpresserei; Niederlagen Hamburg Bartelstrasse 100, Berlin Ritterstrasse 41, Halle a. S. Jacobstrasse 59)
Kleinbahn Aktiengesellschaft Könnern-Rothenburg (gegr. 1915)
Otto Lederbogen - Kolonial-, Kurz-, Eisenwaren, Küchen- und Wirtschaftsgegenstände (grosses Lager in Ofen und Kochherden, Glas, Porzellan und Geschenkartikel)
Tabak- und Zigarrenfabrik Julius Hecklau
U. Roths Dampfziegelei und Cementfabrik Könnern
Verlag Knauff & Sohn Cönnern
Ziegel und Schamotte-Werke AG (gegr. 1921 als Freymuth & Co. GmbH Dampfziegelei und Schamottewerk)
Zorn & Egert, Nahrungsmittel-Fabrik, Könnern (gegr. 1900, Abteilung A: Teigwarenfabrik, Spezialität: Eierteigwaren Marke "Merkur", Abteilung B: Senffabrik, feinster Tafelsenf, Konsum-Senf)
Zuckerfabrik Könnern/Zuckerfabrik Cönnern (gegr. 1850)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Stadt im Saalkreis des preußischen Regierungsbezirks Merseburg. Zwischen der Fuhne und der Saale an der Linie Halle-Halberstadt und der Nebenlinie Grizehne-Cönnern der Preußischen Staatsbahnen. Post zweiter Klasse, Telegraph. Eisengießerei mit Maschinenfabrik, zwei Malzfabriken, eine Zuckerfabrik, Ziegeleien, Dampfsägewerk, Steinbrüche.

Quellen
albert-gieseler.de
lha.sachsen-anhalt.de
picclick.de