Teutschenthal (Saalekreis, Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 13.01.2024

Der Salz- und Kohlebergbau prägten das Industriezeitalter in Teutschenthal. Der Anschluss an die Eisenbahnlinie von Halle (Saale) nach Kassel im Jahre 1864 unterstützte den wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes. In den ersten Jahren der Deutschen Einheit (1990er Jahre) ereignete sich in Teutschenthal der größte Wirtschaftsskandal jener Zeit. Windige Geschäftsleute wollten die Region ganz groß rausbringen und in Teutschenthal investieren.

LPG (P) "Lenin" Teutschenthal (Feldstraße 5) - Sparkassen-Skandal (!)

LPG Lenin Teutschenthal, Foto: Martin Schramme LPG Lenin Teutschenthal, Foto: Martin Schramme LPG Lenin Teutschenthal, Foto: Martin Schramme LPG Lenin Teutschenthal, Foto: Martin Schramme

An der Feldstraße 5 befanden sich zu DDR-Zeiten (1949-1990) die LPG Pflanzenproduktion "Lenin" Teutschenthal und die Verwaltung der LPG Tierproduktion "Sieg des Sozialismus".

Dieses unscheinbare, leerstehende ehemalige Gebäude der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) "Lenin" in Teutschenthal (Saalekreis / Sachsen-Anhalt) war kurz nach der politischen Wende in der DDR Teil des Areals Feldstraße 5, auf dem der größte Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte eingefädelt wurde. Betroffene Bank war die Stadt- und Saalkreisparkasse Halle. Sie ging windigen Geschäftsleuten auf dem Leim, die unter anderem in München und Frankfurt/Main mit Schmuck und Autos gehandelt hatten und sich nun Millionenkredite beschafften unter anderem für das angebliche Vorhaben, das LPG-Gelände in einen blühenden Gewerbepark zuverwandeln. Am Ende ging es um 70 Kredite und 700 Millionen Mark, von denen schließlich 434 Millionen Mark als Verlust verbucht werden mussten. Das Geld sollte nicht nur nach Teutschenthal, sondern unter anderem auch nach Leipzig fließen. In Teutschenthal endete die Geschichte ernüchternd: Die windigen Geschäftsleute verschwanden und mit ihnen das Geld. Zurük blieben verlassene LPG-Gebäude, die zuletzt von der DDR 1989 modernisiert worden waren mit Technik der NAGEMA (NAhrungs GEnussmittel MAschinenbau).

Quelle: Die Zeit - Kredit ohne Wiederkehr

Russen-Kaserne (2011 abgerissen, stand zwischen Köchstedt und Teutschenthal Bahnhof)

Russen-Kaserne, Foto: Martin Schramme Kasernengebäude aus Betonfertigteilen mit Funkmasten
Russen-Kaserne, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme ehemalige Tankstelle
Foto: Martin Schramme Modell 220-508 IYA-112A GOST 5513-75 steht auf dem Reifen sowie ein großes "D"
und Made in USSR. Der Reifen wurde also in der Sowjetunion hergestellt. Das D
steht für Dnepropetrowsk (Ukraine). Der Reifen würde an einen Lkw des Herstellers
GAZ (Nischni Nowgorod) oder SAZ passen. GOST 5513-75 definiert den "Staatlichen
Standard" des Reifens. In diesem Fall ist der Reifen für Temperaturen bis minus
45 Grad ausgelegt.
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Google Maps-Luftbild vom ehemaligen Kasernengelände
Foto: privat zwei Sowjetsoldaten stehen auf der östlichen Kalihalde von Teutschenthal
Bahnhof. Im Hintergrund ist die "Russenkaserne" sehr gut zu erkennen.
Foto: Martin Schramme, 2007

Bis 1991 waren Soldaten der Roten Armee (Sowjetunion) in Teutschenthal Bahnhof stationiert. Nach ihrem Abzug waren die Gebäude, Funk- und Tankanlagen dem weiteren Verfall preisgegeben. 2010 wurde für Teile des Geländes der Bau eines Solarkraftwerks angekündigt, was ein Jahr später auch geschah. Ende der 90er Jahre hatte an gleicher Stelle ein Motorsport-Park mit Hotel, Go-Card-Bahn und Jeep-Savari-Strecke entstehen sollen. Reste bescheidener Anfänge in dieser Richtung waren selbst im Sommer 2010 noch zu finden.

Köchstedt

VEB Betonwerke Gröbzig | Gleisbau Röblingen GmbH | ehemals Deutsche Molybdaen-Werke (2014 Teilabriss)

Foto: Martin Schramme, 2014
Betonbau Groebzig, Gleisbau Roeblingen, Molybdaen-Werke, Foto: Martin Schramme, 2014 Betonbau Groebzig, Gleisbau Roeblingen, Molybdaen-Werke, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme Industrieanlage an der Bahnstrecke Halle-Kassel nahe Teutschenthal-Bahnhof
mit den gut lesbaren Firmennamen Gleisbau Röblingen GmbH und Klebl.
Foto: Martin Schramme Schon etwas verblichen ist die Aufschrift "Gröbziger Betonwerke GmbH -
Niederlassung Teutschenthal".
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Förderanlage: Rollen ohne Transportband für Schüttgut
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme, 2017 2017 war die alte DDR-Losung an der Firmenmauer noch zu erahnen: "Je stärker der Sozialismus,
desto sicherer der Frieden."
Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Das Werk startete 1914 an der Casseler Bahn (Halle-Cassel). Das historische Bild, das hier zu sehen ist, stammt von einer Postkarte aus dem Jahr 1917. Die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron (CFGE) kaufte es 1920 als neues Standbein in der Metallchemie für neun Millionen Mark. 1921 folgte die Übernahme. Der Betrieb ging bis 1923/25. Ab 1934 wurde dort Molybdän hergestellt, das anstelle von Wolfram zum Härten von Stahl genutzt wurde und Die Rüstungsindustrie hatte entsprechenden Bedarf. Nach dem Zweiten Weltkrieg demontierten die Russen den Rüstungsbetrieb und nahmen die Maschinen in die Sowjetunion mit. Ab 1950 dienten die Werkshallen dann zur Herstellung von verschiedenen Betonerzeugnissen wie Hohlblocksteinen und Leichtbetonkörpern. Im Jahr 1964 wurden die selbstständigen Betonwerke in Teutschenthal und Plötz mit dem Gröbziger Werk vereint. Bis zur Wende 1990 trug das Werk in Teutschenthal nun die Bezeichnung VEB Betonwerke Gröbzig. Nach der Wende waren unter anderem die Firmen Gleisbau Röblingen und das Schotterwerk Röblingen auf dem Fabrikgelände beheimatet. Der Gleisbau Gröbzig ging 1992 von der Treuhand an die bayerische Klebl-Gruppe über, doch 1995 schlitterte die deutsche Baubranche in eine zehnjährige Strukturkrise. Der Gleisbau GmbH Röblingen (Teutschenthal-Bahnhof) wurde im Spätsommer 2006 als Betrieb der Eichholz-Gruppe im Zuge eines Insolvenzverfahrens aufgelöst. Nachfolgebetrieb wurde die STRABAG SE.

Mehr dazu, was es mit dem Molybdän auf sich hatte.

Wasserturm in der Siedlung Teutschenthal-Bahnhof

Wasserturm in der Siedlung Teutschenthal-Bahnhof, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

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Wasserturm an der Bahnstrecke Halle-Eisleben

Wasserturm an der Bahnstrecke Halle-Eisleben, Foto: Martin Schramme Wasserturm an der Bahnstrecke Halle-Eisleben, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017
Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Dieser Wasserturm mit Barkhausen-Behälter (eine Sonderform des Hängebodenbehälters, die von 1870 bis 1910 bei Bahn- und Industriewassertürmen eingesetzt wurde) steht an der Bahnstrecke Halle-Kassel Höhe GTS Grube Teutschenthal in Teutschenthal Bahnhof.

Wassertürme in Sachsen-Anhalt

LPG-Rundbau aus HP-Schalen

Silo aus HP-Schalen, Foto: Martin Schramme, 2014 Silo aus HP-Schalen, Foto: Martin Schramme, 2014 Silo aus HP-Schalen, Foto: Martin Schramme, 2014

Dieser Rundbau aus HP-Schalen ist der Rest der Zuckerfabrik Eisdorf, deren historischer Teil 1864 als Zuckerfabrik Reußner & Co. startete und nach dem Jahr 2000 für den Schwarzen Netto (Einzelhandel) abgerissen wurde. In der DDR wurde die Zuckerfabrik Eisdorf an der Halleschen Straße 1 zuletzt als Betrieb 7 des VEB Zuckerkombinat "Vorwärts" Halle geführt (Vgl. Fernsprechbuch Bezirk Halle 1983, Seite 440).

Kalibergbau Teutschenthal

Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme, 2014 Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme, 2014 Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme Kalibergbau Teutschenthal, Foto: Martin Schramme

Wer von Halle entlang der B 80 nach Westen fährt, sieht immer wieder große Halden. Sie zeigen, wie intensiv die Menschen jahrhundertelang wirtschaftlich interessante Hinterlassenschaften des Zechsteinmeeres abgebaut haben: Salz und Kupfer. Zwischen Teutschenhal und Langenbogen befindet sich die Kalihalde, die auf den Fotos hier zu sehen ist. 1905 begann der Schachtbau und 1907 der industrielle Abbau des Steinsalzes durch die Kaliwerk Krügershall Aktiengesellschaft mit Sitz im nahen Halle (Saale). Seit 1925 war die Grube in Teutschenthal mit den Gruben in Angersdorf und Salzmünde verbunden. Zur Krügershall AG gehörten diverse Fabriken für Chlorkalium, Kalimagnesia und Sulfat sowie Salinen. Der Salzabbau im Revier wurde bis zum Ende der DDR betrieben. Nach der Wende 1989/90 konzentrierte man sich auf Sicherungsarbeiten und begann mit dem Versatz von Schutt und anderen Abfällen, was zeitweise zu heftigen Protesten der ortsansässigen Bevölkerung führte. Das Bergwerk erlebte drei Bergstürze, den heftigsten am 11.11.1996, als 2,5 Kilometer Abbaufeld zusammenbrachen und ein 20-sekündiges Erdbeben der Stärke 4,8 auf der Richter-Skala auslösten. Im nahen Halle-Neustadt bangten Menschen um ihr Leben. Es gab Schäden an umliegenden Gebäuden und instablen Geländeteilen.

Das Zechsteinmeer war ein gigantisches Meer, das im Perm vor mehr als 250 Millionen Jahren weite Teile Mitteleuropas bedeckte. Im Zuge der geotektonischen Weiterentwicklung des Areals lagerte sich zunächst Kuferschiefer ab, danach folgten mehrere Schichten Salze, die während der langfristigen Hebung und Austrocknung des Meeres in der Reihenfolge ihrer Lösligkeit ausfielen. Den Anfang machten die schwer löslichen Karbonate, gefolgt vom Kochsalz (Natriumchlorid), den Kalium- und Magnesiumchlorid sowie den Sulfaten (Kalisalz). Es entstand ein in seiner Ausdehnung gigantisches Flöz mit einer Mächtigkeit von bis zu 1500 Meter. Als besonders attraktiv für den Salzabbau erwies sich die Region Staßfurt.

Betriebe in der DDR
Hinweis: Wenn Betriebe mehrere Namen hatten, können sie in der Liste auch mehrfach stehen.
VEB Apparate- und Behälterbau Teutschenthal (VEB Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann Magdeburg) VEB Desco Halle Betriebsteil Teutschenthal
VEB Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln Halle, Erfassungsstelle Eisdorf
VEB Kali- und Steinsalzbetrieb Saale Werk Teutschenthal (VEB Kombinat Kali Sondershausen)
VEB Kali- und Steinsalzbergwerk Deutschland, Bhf. Teutschenthal
VEB Kaliwerk Deutschland Teutschenthal
VEB Meliorationsbau Halle Betriebsteil
VEB Stahlbau Teutschenthal
LPG Pflanzenproduktion "Lenin" Teutschenthal
LPG Tierproduktion "Sieg des Sozialismus"
VEB Trocknungsbetrieb Halle Betrieb 4, Trocknungswerk Teutschenthal
Produktionsgenossenschaft des Bauhandwerks "Grundstein", Teutschenthal
VdgB Bäuerliche Handelsgenossenschaft Teutschenthal

Betriebe in Teutschenthal vor 1945
Buchbinderei Otto Thieme (Buch-, Papier- und Schreibmaterialien-Handlung, Leih-Bibliothek, Journal-Lesezirkel, Anfertigung aller Buchbinder-, Galanterie- und Lederwaaren-Arbeiten, Garnirung von Stickereien, Einrahmung von Bildern, Annahme von Drucksachen jeder Art, Annahme von Abonnements auf alle Zeitschriften, Romane, Lexikons, Litteraturwerke etc., Lager von Schultaschen, Tornistern, Bilderrahmen, Albums, Kassetten, Spielwaaren, Portemannaies und Cigarren-Etuis, Schreib- und Copirtinte, Düten und Cigarrenbeutel, Einladungs-, Tauf- und Gratulationskarten, Papierwäsche von Mey & Edlich, geschnitzte Holzwaaren, Krankenkassen-An- und Abmeldescheine, Lohnbücher, Lohnzettel, Conto- und Cassabücher)
Deutsche Molybdaen-Werke (gegr. 1914)
Firma Hahn Holzgeschäft, Lager und Kontor: Bahnhof Teutschenthal
Gasthof zum schwarzen Ross
Herzog & Co. Dampf-Presskohlenstein-Fabrik Teutschenthal
Hugo Nathan Ingenieur-Büro für elektrische Licht-, Kraft- und Radio-Anlagen Teutschenthal (Motoren-Reparaturwerkstatt, Elektromotoren und Zubehör, moderne Beleuchtungskörper, Prüfstation bis 3000 Volt, Koch- und Heizapparate, Telefon-, Signal- und Blitzableiter-Anlagen, Radio-Apparate und -Zubehörteile)
Krügershall AG (gegr. 1906, Salzbergbau)
Vereinigte Sächsisch-Thüringische-Paraffin- und Solarölfabriken zu Teutschenthal (Drahtbahn nach Entwürfen von Adolf Bleichert aus Schkeuditz, 740 Meter lang zum Transport von Braunkohle aus einer nahen Grube bis zu den Theerschwelereien)
Zuckerfabrik Teutschenthal Reußner & Co. oHG

Legende
Presskohlenstein = Pressling aus getrocknetem Kohlenstaub, ab 1875 zunehmen als Brikett bekannt nach dem französischen Wort "briquette" für "Ziegelsteinchen".

Quellen
grube-teutschenthal.de
klebl.de
mineralienatlas.de
wortblende.com/2021/01/31/seilbahnen-postalischer-nachtrag/