Der Saale-Holzland-Kreis befindet sich im Osten Thüringens. Der Kreis entstand 1994 aus den Kreisen Jena, Eisenberg und Stadtroda.
Direkt an einer Schnelle des Zeitzbachs befinden sich die baulichen Relikte der oberen Papiermühlen, einer von zwei Mühlen zur Papierherstellung. Während man in der unteren Papiermühle unterhalb der Rabsburg Lumpen für die Papierherstellung aufbereitete, betrieb man in der oberen die eigentliche Herstellung des Papiers. Aus Aufzeichnungen des 17. Jahrhunderts ist etwas über die Fabrikation von Pergamentpapier zu erfahren. 1698 verzehrten Flammen die Papiermühle und ruinierten das komplette Geschäft. Nach dem Konkurs erwarb die Cansteinsche Bibelanstalt in Halle Saale beide Mühlen, die Lumpen- und die Papiermühle. Georg Hempel arbeitete als Pächter und kaufte den Betrieb später unter der Bedingung, weiter die Bibelanstalt in Halle zu beliefern. Mit der Weimar-Geraer Eisenbahn 1876 kam neues Leben in das lauschige Tal. Sommerfrischler kamen in Scharen. Es musste schließlich angebaut werden. Eine Gastwirtschaft entstand.
Sommerfrische Papiermühle zur Rabsburg im Zeitzgrund
Als Sommerfrische Papiermühle zur Rabsburg mit Restaurant, Logir- und Pensionshaus oder als Sommerfrische Roda ist das historische Gebäudeensemble in den Annalen zu finden. Die einst zahlreichen Sommerfrischler aus Stadt und Land fanden nebst Gastronomie auch "Concertplatz und Kegelbahn".
Janismühle im Zeitzgrund
Stand 2022: Die Janismühle Bollberg ist heute eine Sommerfrische mit Restaurant und Reiterhof. Zu DDR-Zeiten arbeitete die Mühle als VEB Janismühle Bollberg. Die Geschichte als Mühlenstandort reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die Lage im tiefen Tal des Zeitzbaches erwies sich als idealer Standort, wie etliche weitere Mühlen entlang des Gewässers zeigen. 1909 ließ Mühlenbesitzer Albin Weber mittels oberschlächtigem Wasserrad betriebenen Mahlmühle mit Reinigung und Mischerei umbauen. Am Bauwerk war noch im Herbst 2022 die ausgeblichene alte Aufschrift "Janismühle" zu erkennen. Auf der Nordseite war sie besser lesbar als auf der Südseite. Den Schriftzug auf der Nordseite konnte man früher wahrscheinlich von der benachbarten, etwas höher gelegenen Eisenbahntrasse aus gut sehen. Heute verdecken Bäume die Sicht.
Bahnhof zur Papiermühle bei Stadtroda (Bollberg)
Trotz der geringen Kundenfrequenz war der Bahnhof "Papiermühle Kreis Stadtroda" bis zum Jahr 2022 als Haltepunkt gesichert. Die Station befindet sich auf dem Streckenabschnitt Stadtroda (Roda)-Hermsdorf der Bahnverbindung zwischen Weimar und Gera. Überlegungen zu einer solchen Strecke gab es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, also in der Frühphase des deutschen Eisenbahnwesens. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung im Zuge der Industrialisierung des Deutschen Kaiserreiches hatte die zu jener Zeit hier federführende Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft jedoch zunächst andere Prioritäten. Verbindungen nach Zeitz, Weißenfels, Neustadt an der Orla und Eichicht hatten Vorrang. 1870 war endlich Vorplanungen und Verhandlungen zur Strecke von Weimar nach Gera soweit gediehen, dass die Finanzierung stand und konkrete weitere Schritt möglich waren. 1873 begannen die Bauarbeiten und am 29. Juli 1876 fuhr die erste Eisenbahn. 1934 brauchte der Zug von Weimar nach Gera knapp zwei Stunden. Zwischenzeitlich baute man die Strecke zweigleisig aus, weil sie sich zu einer wichtigen Ost-West-Verbindung entwickelte. Nach des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 kassierte die Sowjetunion das zweite Gleis als Reparationsleistung für die unvorstellbaren Schäden, welche die Deutsche Wehrmacht während ihres imperialistischen Raub- und Vernichtungsfeldzuges im größten Land der Welt hinterlassen hatte.
Teerofen, auch bekannt als Pechofen
Das Thüringer Landesamt für archäologische Denkmalpflege Weimar zählt den Teerofen im Wald des Zeitzgrundes zu den geschützten Bodendenkmalen. Vom Original existiert nur das Fundament. Alle weiteren oberirdischen Bestandteile des Bauwerks, die heute zu bewundern sind, wurden rekonstruiert und dienen als Schau- und Lehrobjekt. Im Ofen destillierte man einst in einer Hitze bis zu 400 Grad Celsius aus kienreichem Kiefernholz Kienöl (Medizin), Holzteer (Wagenschmiere) und Pech (Schiffbau, Sattlerei). Außerdem entstand Holzkohle für metallurgische Prozesse und für Schmieden.
Wirtschaft und Leben in Stadtroda VOR 1945
Ferienheim Neumühle im Zeitzgrund bei Stadtroda (zu NS-Zeiten Eigentum der Deutschen Arbeitsfront)
Gasthof Zeitzgrund, Stadtroda
Klosterbrauerei Stadtroda AG
Schürzenfabrik-Weberei Sachsenwerkstätte Stadtroda (Schürzen für Damen und Kinder)
Wirtschaft und Leben in Stadtroda und Kreis Stadtroda NACH 1945
VEB Brauerei Stadtroda
VEB Getränkebetrieb Stadtroda im VEB Getränkekombinat Gera
VEB Klosterbräu Stadtroda
VEB Ostthüringer Brauereien Pössneck Getränkebetrieb Stadtroda
VEB Janismühle Bollberg
FDGB-Erholungsheim "Neumühle" bei Stadtroda
HO Gaststätte zum Hirsch
Konsumgenossenschaftsverband Kreis Stadtroda eGmbH Biervertrieb/Mineralwasser
Wasserturm in Schleifreisen (Baujahr 1929, Sanierung 2008 bis 2010)
60 Kubikmeter Wasser fasst dieser sanierte Betonwasserturm aus dem Jahr 1929, der in der Gemeinde Schleifreisen steht. 1971 hatte man den Turm schon einmal repariert, aber 1986 setzte der Frost dem Bauwerk massiv zu. 1990/91 folgte eine umfassende Sanierung des Turms.
Alter Hochspannungsmast in Schleifreisen
Dieser Hochspannungsmast am Ortsrand von Schleifreisen wirkt alt und daher interessant als Artefakte für das Patifakte-Projekt. Wer kennt sich aus mit Elektrotechnik oder Hochspannungstechnik und kann mehr sagen über diesen Mast? Bitte hier melden und schreiben!
Wirtschaft und Leben in Hermsdorf VOR 1945
F. Louis Klaus Leiterngerüstfabrik (Leiterngerüste sowie Steigeleitern und starke Berliner Bauleitern)
HESCHO Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Gesellschaft Zweigniederlassung der Porzellanfabrik Kahla (chemisch-technisches Porzellan)
Porzellanfabrik Hermsdorf
Thüringer Holzwaren-Fabrik Schröder & Schubarth, Hermsdorf (Spezialität: Leiter- und Kastenwagen für Handbetrieb)
Wilhelm Hegemann Hematect-Werk Asphalt-Bitumen- und Teerdachpappen-Fabrik, Teerdestillation, Hermsdorf
Kulturhaus Rauda
Das einst stolze Kulturhaus Rauda stand 2014 schon lange leer. Wer weiß mehr darüber? Bitte melden!
Seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Hartmannsdorf zum Industriedorf und wurde wohlhabend. 1903 leistete man sich ein eigenes Gaswerk, 1905 kam die Elektroenergie hinzu, 1919 ein Wasserwerk.
Gasthaus Hartmannsdorf - Wandreklame
Juli 2014: "Gasthof Hartmannsdorf - nur 4 Minuten - Tanzsaal - schattiger Garten - Kegelbahn - Garagen - Fremdenzimmer - Gute Küche - mäße Preise - Köstritzer Biere" steht an einer Giebelwand in Hartmannsdorf.
Hartmannsdorfer Betriebe in der DDR (1949-1990)
Da es mehrere Orte mit dem Namen Hartmannsdorf in Sachsen und Thüringen gibt, sind Verwechslungen möglich. Für konkrete Hinweise mit länderspezifischer Zuordnung ist der Autor dankbar.
VEB Arbeitsschutzbekleidung Hartmannsdorf
VEB Brauerei Hartmannsdorf (Braha, Bock-Bier, Vollbier, Deutsches Pilsner, Malzbier, )
VEB Damenunterwäsche Hartmannsdorf
VEB Flachstrickmaschinenbau Hartmannsdorf (VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt)
VEB Handschuh- und Trikotagenkonfektion Hartmannsdorf
VEB Handschuhstrickerei Hartmannsdorf
VEB Hartmannsdorfer Poliererei (VEB Kombinat Holzwerkstoffe Beschläge Maschinen)
VEB Herren- und Kinderuntertrikotagen Hartmannsdorf
VEB Industriewirkwaren Hartmannsdorf
VEB Lederhandschuhwerk Hartmannsdorf
VEB Metallwaren Hartmannsdorf
VEB Silsatikveredlung Hartmannsdorf
VEB Splitt- und Schotterwerk Hartmannsdorf (VEB Kombinat Zuschlagstoffe und Natursteine Dresden)
VEB Sportwäsche Hartmannsdorf
VEB Stickerei Hartmannsdorf (VEB Kombinat Baumwolle Karl-Marx-Stadt)
VEB Stricktex Hartmannsdorf
VEB Strumpfwerke Eskimo Hartmannsdorf (VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim)
VEB Textilveredlung Hartmannsdorf
VEB Torfwerk Hartmannsdorf
VEB Trikotagenkonfektion Hartmannsdorf
VEB Trikotwäsche Hartmannsdorf
VEB Zentrales Ersatzteillager Trikotagen und Strümpfe Hartmannsdorf (VEB Kombinat Trikotagen Karl-Marx-Stadt)
Brauerei Hartmannsdorf Hoppe & Co. (Brause, Selterswasser)
Herbert Mainz Dampf-Vulkanisierwerkstatt, Runderneuerungen, Autoreifen, Zubehör, Leipziger Str. 47 c
Wirtschaft und Leben in Hartmannsdorf vor 1945
Bäckerei Laßmann
Chemische Fabrik H. A. Nitzsche
Emil Erler Getreide, Kolonialwaren
Emil Hoppe Atelier für Photographie
Emil Wirth Wirkmaschinenfabrik Hartmannsdorf bei Chemnitz (gegr. 1870, Rechts-Rechts-Wirkmaschine, Doppelketten- oder Fangkettenstuhl)
F. Ernst Vogel Wirkwarenfabrik (gegr. 1888, Spezialität: Unterhosen ohne Beinnaht, Trikot- und Interlock-Einsatzhemden, Unterjacken, Hosen, Leibchenhosen, Unterkleidung für Damen, Herren und Kinder und Kombinationen, FEVO)
Friedrich M. Vogel Wirkwarenfabrik Hartmannsdorf, Chemnitzer Str. 10 (Dubarry, die neue, anmutig schöne Legovia-Unterwäsche für Sommer und Winter)
Gasthof Stadt Chemnitz
G. Hermann Bauer Sägewerk und Spezialfabrik (Gotthold Bauer Säge- und Hobelwerk; Hartholzriemenscheiben, Schleifpolierscheiben für Glasschleiferei, Pantinen- und Holzschuhhölzer)
Gustav A. Pfau Kohlen- und Brikett-Grosshandlung (gegr. 1875)
Hotel Kronprinz (erbaut 1886, später mit Automobil-Haltestelle, größtes und schönstes Konzert- und Ball-Etablissement der Umgegend, nach Beschuss durch US-Amerikaner 1945 abgebrannt)
Hotel zur Post
Moritz Voigt & Kaiser, Strumpfwirkerei (gegr. 1846)
Ottomar Liebers jr. Eierteigwaren, Nährmittel und Kunstmühlen-Werke, Hartmannsdorf, Bezirk Leipzig
P. Usemann Warenhandlung
RECENIA Wirkwarenfabrik GmbH
Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Nebenlinien Wittgensdorf-Limbach der Sächsischen Staatsbahnen. Post, Telegraph, Gasanstalt. Fabrikation von baumwollenen, ganz- und halbseidenen Handschuhen und Strumpfwaren, Färbereien, Bleicherei, Appreturanstalten, Ziegeleien und Granulitbrüche, darunter der Stadt Chemnitz gehörige.sogenannte Ratsbruch (100 Arbeiter) mit Seilbahn und Steinzerkleinerungsmaschine.
Begriffslegende
Kien = viel Harz enthaltendes Holz
Silastik = im Sprachgebrauch der DDR in Analogie zu Elastik für elastische Texturseide aus Kunstfaser
Sommerfrische = wohl aus Italien kommende Idee, dass man im Sommer zur Kühlung (Erfrischung) von der Stadt aufs Land geht
Quellen
berlin.museum-digital.de
gemeinde-hartmannsdorf.de
hartmannsdorf.info
ol.wittich.de
picclick.de