1880 wurde Krumpa - bis dahin ein Rittergut - von der Zuckerfabrik Körbisdorf AG erworben. Während der NS-Zeit (1933-1945) rückte das damals zunächst noch benachbarte Lützkendorf in den Fokus der chemischen Industrie. Seit 1936 entstand ein Mineralölwerk.
Kulturhaus "Ernst Thälmann" und Schwimmhalle in Krumpa
Zur Unterhaltung der Werktätigen am Geiseltal wurde zu DDR-Zeiten (1949-1989) in Krumpa ein Freizeitareal errichtet mit Kulturhaus, Schwimmhalle, Plantschbecken unter freiem Himmel sowie Spiel- und Liegewiese. Das Kulturhaus bekam den Name des Arbeiterführers Ernst Thälmann (1886 Hamburg - 1944 KZ Buchenwald). Zeitzeugen erinnern sich, dass sich neben dem Objekt die Berufsschule des Mineralölwerkes befand und dass im Kulturhaus Gruppen wie Electra und Leuna II auftraten.
Die Berufsschule für Petrochemie baute man 1951, das Kulturhaus 1952. Bis 1992 war Betrieb im Gebäude, dann gingen die Lichter aus. Viele Jahre des Leerstands und Verfalls folgten bis das Objekt endlich neue Liebhaber fand, die sich an den Wiederaufbau wagten: den 2019 gegründeten Verein etappem. Für Neugierige hat der Verein nebst Tag des Offenen Denkmals und diverser Konzerte auch zwei virtuelle Rundgänge durch das Objekt erstellt.
Mineralölwerk Lützkendorf (1936 gegründet, in der DDR Addinol)
Noch viele Jahre nach dem Ende der DDR 1990 und dem Aus für den Mineralölhersteller Addinol waren in Krumpa alte Tankanlagen zu finden. Sie erinnerten nach 2015 an ein Mineralölwerk, dass sich dort einst befand. Denn 1936 wurde an dem Standort das Mineralölwerk Lützkendorf als Mitteldeutsche Öl & Benzin AG gegründet. Es entwickelte sich zu einer der Kraft- und Schmierstoff-Raffinerien im Großdeutschen Reich. Errichtet wurde das Werk vom Mineralölkonzern Wintershall AG Kassel. In den 1930er Jahren übernahm die Wintershall die Naphtha-Industrie und Tank-Anlagen AG (NITAG) und firmierte sie vor 1938 in NITAG Deutsche Treibstoffe AG um. Die Nitag übernahm einen wesentlichen Teil des Vertriebs der Mineralöle aus Lützkendorf über ihr Netz von 650 Tankstellen. Am 12. Mai 1944 wurde das Werk erstmals schwer bombardiert. Bis zum letzten schweren Bombenangriff am 8. April 1945 wurde das Werk noch mehrfach stark angegriffen. Insgesamt fielen 5414 Tonnen Bomben auf die Chemiefabrik. Am Kriegsende war das Werk zu 80 Prozent zerstört. Trotzdem lief die Produktion bereits am 12. Juli 1945 wieder an. 1955 deckte Krumpa fast die Hälfte des Schmierstoffbedarfs der DDR ab. Von 1956 bis 1964 wurde eine neue Schmierölfabrik inklusive Industriekraftwerk errichtet. Im Chemieprogramm der DDR unter dem Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht und der Losung "Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit" errichtete der VEB Chemieanlagenbau Magdeburg Tanks in verschiedenen Größen. Im Jahr 2017 standen noch 25 Tanks in verschiedenen Größen mit 2000, 1000, 160, 100 und 35 Kubikmeter Fassungsvermögen. Die kreisrunden Standflächen von rund 35 weiteren großen und kleineren Tanks waren auf Luftbildern noch gut zu erkennen. Zum Ende der DDR 1989/90 lag die Jahresproduktion an Mineralölprodukten bei 800.000 Tonnen. Nach der Wende ging es schnell bergab. 1994 wurden dann zwei Schornsteine des Addinol-Werkes gesprengt. Im Jahr 2000 verlagerte die Addinol Lube Oil GmbH den Sitz des Unternehmens nach Leuna. Spatenstich am neuen Standort war bereits 1999.
weitere Informationen zur Geschichte
Mitteldeutschen Treibstoff- und Oelwerke A. G. Kassel
Wintershall ist heute der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent. Hauptsitz ist Kassel (Hessen).
Kohlechemie im Geiseltal nach dem Zweiten Weltkrieg
Bomberkrieg und Luftschutz im Zweiten Weltkrieg
Das erste Foto zeigt Teile einer britischen Sechs-Tonnen-Bombe, die im Zweiten Weltkrieg am 6. April 1945, sieben Tage vor dem Einmarsch der US-Amerikaner, auf das stark hochindustrialisierte Krumpa abgeworfen wurde. Das Geiseltal war der am stärksten bombardierte Landkreis Deutschlands. Auf den anderen Bildern ist ein Luftschutzbunker B134A vom Typ "Salzgitter" zu sehen, der nach Beginn der alliierten Treibstoffoffensive (12. Mai 1944) binnen neun Wochen errichtet wurde. 2017 war der Bunker als einziger Bunker dieser Art in Deutschland öffentlich zugänglich (April bis Oktober an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat).
Angriffsdokumentation der Royal Airforce (Englands Luftstreitkräfte):
4./5. April 1945: 258 Lancasters and 14 Mosquitos of Nos 1 and 8 Groups attacked the oil refinery at Lützkendorf. Bomber Command claimed 'moderate damage'. 6 Lancasters lost.
8./9. April 1945: 231 Lancasters and 11 Mosquitos of No 5 Group attacked the Lützkendorf oil refinery, which had escaped serious damage the previous night. The refinery was rendered 'inactive'. 6 Lancasters lost.
Transformatorenhaus mit Drosselspulen für Hochspannungswechselstrom
Dieses Trafohaus mit Drosselspulen stand um 2015 beinahe verwaist auf dem Industriegelände, wo sich einst das Mineralölwerk befand. Drosselspulen werden zur Trennung von Gleich- und Wechselstrom verwendet.
Opfer des Braunkohle-Bergbaus
Dem Braunkohle-Tagebau im Geiseltal bei Krumpa mussten über die Jahrzehnte 16 Orte weichen. Diese Orte verschwanden zwischen 1929 und 1975 für immer von der Landkarte: Runstädt, Kleinkayna, Naundorf, Wernsdorf, Körbisdorf, Benndorf, Neumark, Petzkendorf, Zützschdorf, Geiselröhlitz, Kämmeritz, Lützkendorf, Möckerling, Zorbau, Zöbigker und Eptingen. Die meisten der Orte befanden sich einst entlang des Flüsschens Geisel zwischen Mücheln und Frankleben. Ihr Verschwinden markiert die Geschichte eines der größten zusammenhängenden Abbaugebiete in Deutschland.
Betriebe in der DDR
VEB Mineralölwerk Lützkendorf, Betriebsteil des Hydrierwerkes Zeitz (VEB Hydrierwerk Zeitz Mineralölwerk Lützkendorf, VEB Petrochemisches Kombinat Schwedt, PCK Schwedt, Kombinatsbetrieb Zeitz Betrieb Lützkendorf, Kohlewerkstoffe VVB)
Wirtschaft in Krumpa vor 1945
Gasthof zum Geisselthal, Crumpa
Wintershall AG Werk Lützkendorf, Krumpa
Zuckerfabrik Körbisdorf AG
Quellen
dasgeiseltal.de