Rochlitz ist eine Stadt an den Ufern der Zwickauer Mulde und am Fuß des Rochlitzer Bergs. Fluss und Berg hatten wesentlichen Einfluss auf Wirtschaft und Leben im Ort. Eindrucksvoll grüßt Rochlitz seine Besucher mit der Schlossmühle, der Muldentalbahn-Eisenbrücke und dem Schloss. Zum Markenzeichen der Gemeinde gehört der rote Porphyr (rhyolithischer Tuff), der seit Jahrhunderten abgebaut wird und an zahlreichen Orten primär in Sachsen verbaut ist, darunter an der Thomaskirche zu Leipzig, der Burg in Eilenburg, dem Schloss in Glauchau, Burg Kriebstein, dem Göhrener Viadukt und der Deutschen Bank in Chemnitz. Zu finden ist der Rochlitzer Porphyr aber auch am Brandenburger Tor in Deutschlands Hauptstadt Berlin und an der Grabstätte des Philosophen Immanuel Kant im fernen Kaliningrad (Königsberg), einem Kenotaph am Dom.
Eisenbahnbrücken Rochlitz
In Rochlitz schlängelt sich die Zwickauer Mulde in großen Bögen durch die Stadt. Die Folge: Der Ort hat gleich drei Eisenbahnbrücken, die den Fluss queren.
Schlossmühle Rochlitz
Seit Jahrhunderten schon steht eine Mühle an den Schnellen der Mulde von Rochlitz. Die älteste Urkunde stammt von 1288. Bis 1838 hatten die Mühlenbetreiber Exklusivrechte. Nur sie durften hier eine Mühle bauen und alle umliegenden Bauern mussten bei ihnen mahlen (Mühlenzwang). Der Bau der heutigen Mühlenbauwerke erfolgte in den Jahren 1849 bis 1913. Man mahlte zunächst Ölfrüchte, am Ende aber arbeitete hier eine reine Weizen- und Roggenmühle. Um den Betrieb der Mühle abzusichern, entstand in den Jahren 1877 und 1878 ein Wehr quer durch die Mulde. Letzter privater Besitzer vor der Enteignung in der DDR war Carl Heinrich Leopold Schlobach. Von 1952 bis 1989 war die Mühle ein volkseigener Betrieb (VEB). Nach der Reprivatisierung endete der Mühlenbetrieb 1994. Seitdem ist die Mühle ein Wasserkraftwerk.
Alte Baderei (erbaut 1707)
Die alte Baderei ist als ältestes Gebäude der Stadt Rochlitz ausgewiesen. Baujahr: 1707.
Alter Bahnhof der Muldentalbahn
Der Bahnhof Rochlitz der Muldentalbahn befindet sich an der ehemaligen Bahnstrecke Glauchau-Wurzen. In den Jahren 1875 und 1876 bekam die Kleinstadt Anschluss nach Großbothen und Penig. Die Gesamtstrecke ging im Juni 1877 in Betrieb. Zu den Bahnanlagen gehört auch das Bahnbetriebswerk Rochlitz mit Ringlokschuppen. Der komplette Bahnhof befand sich im Sommer 2022 in Privatbesitz und wurde von einer Metallbaufirma genutzt.
Hängebrücke über die Mulde in Rochlitz
Immer wieder bauten die Menschen Hängebrücken über die Mulde in Rochlitz, doch alle Brücken fielen dem regelmäßig wiederkehrendem Hochwasser zum Opfer. 1958 entschloss man sich solider zu bauen und einen Neubau auf zwei Pylonen zu gründen. 2006 war dann eine vollständige Sanierung fällig.
Porphyrsteinbrüche Rochlitz, einer der größten Vulkane weltweit
Der Rochlitzer Porphyrtuff stammt vom 350 Meter hohen Rochlitzer Berg, der im Zeitalter Perm, also vor mehr als 260 Millionen Jahren, ein Vulkan war. Es handelte sich um einen der größten Vulkane der Welt gemessen an seiner Aufwurfmasse, die bisher entdeckt wurden. Vor 3000 Jahren schon nutzten die Menschen den Porphyrtuff von Rochlitz. Sie nahmen Gestein, das lose herumlag, und fertigten daraus Mahlsteine. Im Mittelalter begann man mit dem Bergbau, unter anderem um die Steine für das Benediktinerkloster Wechselburg zu verwenden. Auch für; den Bau von Brücken kam das vulkanische Gestein zum Einsatz. Aus dem Jahr 1585 ist überliefert, dass die Familie Haberkorn den ersten Steinbruch im Manufakturbetrieb begann. Um 1900 schlossen sich verschiedene Steinmetze zusammen und gründeten einen industriellen Bergbaubetrieb. Die im Grund seit dem 10. Jahrhundert anhaltende Abbautätigkeit hat bis zu 100 Meter Steinbrüche hinterlassen.
Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH
Die Firma Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH entstand 1897 durch den Zusammenschluss von sieben Steinbrüchen.
Gleisbergbruch
Schrämmaschine zum Schlitzen des Schrams (oberflächlicher Spalt im Gestein)
Der Gleisbergbruch wurde bis 1960 betrieben. Einige Jahreszahlen, die den Stand des Abbaus markieren, sind an einer der Felswände noch heute zu sehen: 1936, 1940, 1942, 1947.
Seidelbruch
Der Seidelbruch ist heute ein beliebtes Ziel für Kletterer. Steile gesägte, rötliche Bergbau-Wände aus Porphyrtuff ziehen Besucher aus nah und fern an. "Dem Begründer des Fremdenverkehrs auf dem Rochlitzer Berge Christian Gottlieb Seidel, Steinmetz-Meister zum Gedächtnis", steht auf dieser Platte an einer Porphyrwand im Eingangsbereich des Seidelbruchs.
Links
Geopark Porphyrland
3 D-Modell des Gleisbergbruchs
Denkmal für die Sowjetsoldaten des Zweiten Weltkriegs
Am ehemaligen Bahnhof der Muldentalbahn befindet sich ein Denkmal für die Sowjetsoldaten, die 1945 nach Deutschland kamen: Porphyrkubus mit Feuerschale auf dreistufigem Sockel und Soldat. Auf der Vorderseite des Bauwerkes steht ein Soldat mit Sowjetstern und Karabiner, auf der Rückseite ist die Inschrift zu lesen: "1945 Jahr der Befreiung" und "Zu Ehren der Helden der Sowjetunion, die ihr Leben für die Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus gaben."
Betriebe in der DDR
VEB Hydraulik Rochlitz (seit 2. Halbjahr 1962 in der Massenbedarfs-Produktion "Klein-Hebebühne 1 MP" für Pkw)
VEB Kfz-Instandhaltung ELAN Karl-Marx-Stadt Betriebsteil 7 Tauscha Betriebsstätte 2 Rochlitz
VEB Kombinat Schaltelektronik Betrieb Elektroschaltgeräte Rochlitz, Sofienplatz 5-6 (Elgero, Gebäude wurde 2008/2009 abgerissen)
VEB (K) Natursteinwerk Rochlitzer Porphyr, Rochlitz
VEB Schädlingsbekämpfungsgeräte Rochlitz
VEB Schlossmühle Rochlitz
VEB Stern-Radio Rochlitz, Sternstraße 1 (Schließung 1995, Radios aus Rochlitz: Kreis-Super "Stern 4 U 65", Stern 1, Juwel 2, Stradivari 3, Koffersuper "Stern 2")
Rochlitzer Treibriemenfabrik V. Eckardt & M. Nelde Nachf.
Wirtschaft und Gesellschaft in Rochlitz vor 1945
Arthur Seidel Möbelfabrik (gegr. 1875)
Gaswerk Rochlitz / Ferngaswerk Rochlitz G.m.b.H.
Gebrüder Hanf Spezialfabrik für Badeapparate, Rochlitz in Sachsen (gegr. 1905, Kupferschmiederei, Klempnerei, Schlosserei, Dreherei, Drückerei, Tischlerei,
Verzinnerei, Lackiererei, Galvanische Anstalt)
Gebrüder Schneider & Co., Spulenfabrik
Gustav Ziems Tischlereibedarfsartikel (gegr. 1910, Holzwaren, Leisten, Eisenkurzwaren, Baubeschläge, Werkzeuge, Küchen-Einbau-Artikel)
Johannes Opitz Versandgeschäft, Sophienplatz (Lager in Wagenfett, schwarzes und gelbes Vas.-Lederfett, amerik. und russ. Maschinen- und Motorenöl,
Separatorenöl con. Maschinenfett, Riemenwachs, Treibriemenöl, Moritzburger Fluid, Franzes Kräutersalmiak, Köhlers Ausschwitz-Essenz, Seronalsturz,
Perafoline, Diamantine, Fischtran, Viehledertran, Schmierseifen, Seifen, Seifenpulver, wollene und wasserdichte Pferdedecken, Schlafdecken, Sommerdecken,
Ackernetze, Ohrenkappen, Planen, Getreidesäcke, Hauptlager von Bockmanns phosphors. Futterkalk zu Fabrikpreisen, Berliner Kälbermehl, Spezialität:
rohe und geröstete Kaffees, Landesprodukte, Tabak, Zigarren, Kognak, Liköre, Himbeersaft, Citronensaft und -most, Hauptlager von Lauchstädter Brunnen)
Leder Lackir Fabrik Friedrich Kuntze Rochlitz
Mechanik GmbH (seit 1938, Rüstungsbetrieb)
Paul Stein Schokoladen- und Zuckerwarengroßhandlung, Markt Nr. 11
Rochlitzer Tageblatt (1838-1945)
Schubertsche Ziegelwerke AG Sitz Rochlitz in Sachsen (Klinkerwerk, Schuzag-Klinker, Fabrikation von: Eisen-Schmelz-Klinkern für Hoch- und Tiefbau, rote
und bunte Verblend- und Pflaster-Klinker, rote Radial-Steine, poröse Deckensteine, Drainage-Rohre)
Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH (im Familienbesitz seit 1613, Rochlitzer Porphyr für Werkstein- und Bildhauerarbeiten, sieben große Porphyr-Steinbrüche, Steinsägerei, Dreherei, 120 Arbeiter, Gleisanschluss)
Walter Plume Zucht-, Milch- und Schlachtviehhandlung, Rochlitz Sachsen
Auszüge aus dem Brockhaus-Lexikon von 1895
An der Zwickauer Mulde, über die hier eine steinerne Brücke und eine eiserne Eisenbahnbrücke führt an der Linie
Glauchau-Großbothen und der Nebenlinie Penig-Waldheim
der Sächsischen Staatsbahnen, hat (1890) 6186 Einwohner, in Garnisionen die 1., 2. und 5. Eskadron des Ulanenregiments Nr. 18, Postamt erster Klasse, Telegraph,
drei Kirchen, ein Schloß mit zwei hohen, viereckigen Türmen (bereits 1109 erbaut), Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt; Kammgarnweberei, Handelsmühle, Fabrikation
von Lederwaren, Wagen und Cigarren. In früherer Zeit blühte in Rochlitz die Leinenindustrie, im Silberthal wurde Bergbau auf Silber getrieben.
Quellen
albert-gieseler.de
freiepresse.de
geopark-porphyrland.de
picclick.de
rochlitzer-geschichtsverein.de
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