Rochlitz - Stadt des roten Porphyrs (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme und Alma | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 03.04.2023

Rochlitz ist eine Stadt an den Ufern der Zwickauer Mulde und am Fuß des Rochlitzer Bergs. Fluss und Berg hatten wesentlichen Einfluss auf Wirtschaft und Leben im Ort. Eindrucksvoll grüßt Rochlitz seine Besucher mit der Schlossmühle, der Muldentalbahn-Eisenbrücke und dem Schloss. Zum Markenzeichen der Gemeinde gehört der rote Porphyr (rhyolithischer Tuff), der seit Jahrhunderten abgebaut wird und an zahlreichen Orten primär in Sachsen verbaut ist, darunter an der Thomaskirche zu Leipzig, der Burg in Eilenburg, dem Schloss in Glauchau, Burg Kriebstein, dem Göhrener Viadukt und der Deutschen Bank in Chemnitz. Zu finden ist der Rochlitzer Porphyr aber auch am Brandenburger Tor in Deutschlands Hauptstadt Berlin und an der Grabstätte des Philosophen Immanuel Kant im fernen Kaliningrad (Königsberg), einem Kenotaph am Dom.

Eisenbahnbrücken Rochlitz (Beginn Eisenbahnzeitalter 1875)

Foto: Martin Schramme, 2022
Fachwerkbrücke Baujahr 1875
Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022

Rochlitz war ein Eisenbahnknoten und hatte in seiner Blütezeit Bahnverbindungen über Döhlen, Geringswalde und Hartha nach Waldheim, über Colditz nach Großbothen, über Wechselburg und Cossen nach Lunzenau und Penig und über Köttwitzsch und Breitenborn nach Narsdorf. Wegen der sich um Rochlitz schlängelnden Zwickauer Mulde musste man dafür drei Eisenbahnbrücken bauen.

Schlossmühle Rochlitz

Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Schlossmuehle Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022

Seit Jahrhunderten schon steht eine Mühle an den Schnellen der Mulde von Rochlitz. Die älteste Urkunde stammt von 1288. Bis 1838 hatten die Mühlenbetreiber Exklusivrechte. Nur sie durften hier eine Mühle bauen und alle umliegenden Bauern mussten bei ihnen mahlen (Mühlenzwang). Der Bau der heutigen Mühlenbauwerke erfolgte in den Jahren 1849 bis 1913. Man mahlte zunächst Ölfrüchte, am Ende aber arbeitete hier eine reine Weizen- und Roggenmühle. Um den Betrieb der Mühle abzusichern, entstand in den Jahren 1877 und 1878 ein Wehr quer durch die Mulde. Letzter privater Besitzer vor der Enteignung in der DDR war Carl Heinrich Leopold Schlobach. Von 1952 bis 1989 war die Mühle ein volkseigener Betrieb (VEB). Nach der Reprivatisierung endete der Mühlenbetrieb 1994. Seitdem ist die Mühle ein Wasserkraftwerk.

Alte Baderei (erbaut 1707)

Baderei Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Baderei Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022 Baderei Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2022

Die alte Baderei ist als ältestes Gebäude der Stadt Rochlitz ausgewiesen. Baujahr: 1707. Die Ersterwähnung einer Baderei an dieser Stelle geht sogar bis auf das Jahr 1464 zurück.

Alter Bahnhof der Muldentalbahn

Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022

Der Bahnhof Rochlitz der Muldentalbahn befindet sich an der ehemaligen Bahnstrecke Glauchau-Wurzen. In den Jahren 1875 und 1876 bekam die Kleinstadt Anschluss nach Großbothen und Penig. Die Gesamtstrecke ging im Juni 1877 in Betrieb. Zu den Bahnanlagen gehört auch das Bahnbetriebswerk Rochlitz mit Ringlokschuppen. Der komplette Bahnhof befand sich im Sommer 2022 in Privatbesitz und wurde von einer Metallbaufirma genutzt.

Hängebrücke über die Mulde in Rochlitz

Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022

Immer wieder bauten die Menschen Hängebrücken über die Mulde in Rochlitz, doch alle Brücken fielen dem regelmäßig wiederkehrendem Hochwasser zum Opfer. 1958 entschloss man sich solider zu bauen und einen Neubau auf zwei Pylonen zu gründen. 2006 war dann eine vollständige Sanierung fällig.


Porphyrsteinbrüche Rochlitz
einer der größten Vulkane weltweit

Der Rochlitzer Porphyrtuff stammt vom 350 Meter hohen Rochlitzer Berg, der im Zeitalter Perm, also vor mehr als 260 Millionen Jahren, ein Vulkan war. Es handelte sich um einen der größten Vulkane der Welt gemessen an seiner Aufwurfmasse, die bisher entdeckt wurden. Vor 3000 Jahren schon nutzten die Menschen den Porphyrtuff von Rochlitz. Sie nahmen Gestein, das lose herumlag, und fertigten daraus Mahlsteine. Im Mittelalter begann man mit dem Bergbau, unter anderem um die Steine für das Benediktinerkloster Wechselburg zu verwenden. Auch für; den Bau von Brücken kam das vulkanische Gestein zum Einsatz. Aus dem Jahr 1585 ist überliefert, dass die Familie Haberkorn den ersten Steinbruch im Manufakturbetrieb begann. Um 1900 schlossen sich verschiedene Steinmetze zusammen und gründeten einen industriellen Bergbaubetrieb. Die im Grund seit dem 10. Jahrhundert anhaltende Abbautätigkeit hat bis zu 100 Meter Steinbrüche hinterlassen.

Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH

Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023
Vereinigte Porphyrbrüche
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Luftstromanzeige

Die Firma Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH entstand 1897 durch den Zusammenschluss von sieben Steinbrüchen, darunter Haberkorn und Seidel.

Gleisbergbruch

Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023
Förderzeug am Gleisbergbruch
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Schrämmaschine zum Schlitzen des Schrams (oberflächlicher Spalt im Gestein)
Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023

Der Gleisbergbruch wurde bis 1960 betrieben. Einige Jahreszahlen, die den Stand des Abbaus markieren, sind an einer der Felswände noch heute zu sehen: 1936, 1940, 1942, 1947. Der Gleisbergbruch ist heute quasi ein Freiluftmuseum, wo nebst dem tiefen Abbauloch zwei Kräne und eine Schrämm-Maschine sowie Loren und Gleisreste aus der Zeit der Porphyrgewinnung zu sehen sind.

Haberkornbruch

Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023
Bergkeller im ehemaligen Haberkornbruch
Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023
Weidmanns Heil und Swastika

Die meisten Brüche am Rochlitzer Berg waren in der Hand der Familie Haberkorn, die bereits im 16. Jahrhundert ihr Werk begann. In diesem Areal befand sich einst auch ein Pferdestall und ein Bergkeller samt Wasserversorgung. An der Felswand oberhalb des Bergkellers hat sich Max Kiesel 1934 verewigt mit Weidmanns Heil und einem Hakenkreuz (Swastika). Das Hakenkreuz wurde abgeschlagen und den vielen kleinen Löchern nach zu urteilen zuvor mit einem Kleinkalibergewehr beschossen. Kiesel war der letzte Besitzer des Berglokals "Waldschlößchen", das sich nur wenige Schritte vom Bergkeller entfernt befindet.

Seidelbruch am Rochlitzer Berg

Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Porphyrbrueche in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023

Der Seidelbruch ist heute ein beliebtes Ziel für Kletterer. Steile gesägte, rötliche Bergbau-Wände aus Porphyrtuff ziehen Besucher aus nah und fern an. "Dem Begründer des Fremdenverkehrs auf dem Rochlitzer Berge Christian Gottlieb Seidel, Steinmetz-Meister zum Gedächtnis", steht auf dieser Platte an einer Porphyrwand im Eingangsbereich des Seidelbruchs.

Links
Geopark Porphyrland

Geopark Porphyrland

Video vom Gleisbergbruch

3 D-Modell des Gleisbergbruchs


Denkmal für die Sowjetsoldaten des Zweiten Weltkriegs

Sowjetdenkmal, Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022 Foto: Martin Schramme, 2022

Am ehemaligen Bahnhof der Muldentalbahn befindet sich ein Denkmal für die Sowjetsoldaten, die 1945 nach Deutschland kamen: Porphyrkubus mit Feuerschale auf dreistufigem Sockel und Soldat. Auf der Vorderseite des Bauwerkes steht ein Soldat mit Sowjetstern und Karabiner, auf der Rückseite ist die Inschrift zu lesen: "1945 Jahr der Befreiung" und "Zu Ehren der Helden der Sowjetunion, die ihr Leben für die Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus gaben." Am Denkmal befanden sich einst auch Gräber sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, deren sterblichen Reste bettete man zwischenzeitlich aber nach Chemnitz um. Den Platz wurde schon in den 1930er Jahren als Schmuckplatz am Bahnhof Rochlitz angelegt.

Unbekanntes Objekt

Unbekanntes Objekt an der alten Bahnstrecke in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023 Unbekanntes Objekt an der alten Bahnstrecke in Rochlitz, Foto: Martin Schramme, 2023

Google Maps weist dieses Objekt, das 2023 bereits seit Jahren komplett leerstand und verfiel, als Leipziger Straße 3 aus. Es befindet sich direkt an der alten Bahnstrecke in Rochlitz. Wer weiß mehr darüber? Bitte hier melden!

Betriebe in der DDR
VEB Hydraulik Rochlitz (seit 2. Halbjahr 1962 in der Massenbedarfs-Produktion "Klein-Hebebühne 1 MP" für Pkw)
VEB Kfz-Instandhaltung ELAN Karl-Marx-Stadt Betriebsteil 7 Tauscha Betriebsstätte 2 Rochlitz
VEB Kombinat Schaltelektronik Betrieb Elektroschaltgeräte Rochlitz, Sofienplatz 5-6 (Elgero, Gebäude wurde 2008/2009 abgerissen)
VEB (K) Natursteinwerk Rochlitzer Porphyr, Rochlitz
VEB Schädlingsbekämpfungsgeräte Rochlitz
VEB Schlossmühle Rochlitz
VEB Stern-Radio Rochlitz, Sternstraße 1 (Schließung 1995, Radios aus Rochlitz: Kreis-Super "Stern 4 U 65", Stern 1, Juwel 2, Stradivari 3, Koffersuper "Stern 2")
Rochlitzer Treibriemenfabrik V. Eckardt & M. Nelde Nachf.

Wirtschaft und Gesellschaft in Rochlitz vor 1945
Arthur Seidel Möbelfabrik (gegr. 1875)
Gaswerk Rochlitz / Ferngaswerk Rochlitz G.m.b.H.
Gebrüder Hanf Spezialfabrik für Badeapparate, Rochlitz in Sachsen (gegr. 1905, Kupferschmiederei, Klempnerei, Schlosserei, Dreherei, Drückerei, Tischlerei, Verzinnerei, Lackiererei, Galvanische Anstalt)
Gebrüder Schneider & Co., Spulenfabrik
Gustav Ziems Tischlereibedarfsartikel (gegr. 1910, Holzwaren, Leisten, Eisenkurzwaren, Baubeschläge, Werkzeuge, Küchen-Einbau-Artikel)
Johannes Opitz Versandgeschäft, Sophienplatz (Lager in Wagenfett, schwarzes und gelbes Vas.-Lederfett, amerik. und russ. Maschinen- und Motorenöl, Separatorenöl con. Maschinenfett, Riemenwachs, Treibriemenöl, Moritzburger Fluid, Franzes Kräutersalmiak, Köhlers Ausschwitz-Essenz, Seronalsturz, Perafoline, Diamantine, Fischtran, Viehledertran, Schmierseifen, Seifen, Seifenpulver, wollene und wasserdichte Pferdedecken, Schlafdecken, Sommerdecken, Ackernetze, Ohrenkappen, Planen, Getreidesäcke, Hauptlager von Bockmanns phosphors. Futterkalk zu Fabrikpreisen, Berliner Kälbermehl, Spezialität: rohe und geröstete Kaffees, Landesprodukte, Tabak, Zigarren, Kognak, Liköre, Himbeersaft, Citronensaft und -most, Hauptlager von Lauchstädter Brunnen)
Leder Lackir Fabrik Friedrich Kuntze Rochlitz
Mechanik GmbH (seit 1938, Rüstungsbetrieb)
Paul Stein Schokoladen- und Zuckerwarengroßhandlung, Markt Nr. 11
Rochlitzer Tageblatt (1838-1945)
Schubertsche Ziegelwerke AG Sitz Rochlitz in Sachsen (Klinkerwerk, Schuzag-Klinker, Fabrikation von: Eisen-Schmelz-Klinkern für Hoch- und Tiefbau, rote und bunte Verblend- und Pflaster-Klinker, rote Radial-Steine, poröse Deckensteine, Drainage-Rohre)
Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH (im Familienbesitz seit 1613, Rochlitzer Porphyr für Werkstein- und Bildhauerarbeiten, sieben große Porphyr-Steinbrüche, Steinsägerei, Dreherei, 120 Arbeiter, Gleisanschluss)
Walter Plume Zucht-, Milch- und Schlachtviehhandlung, Rochlitz Sachsen

Auszüge aus dem Brockhaus-Lexikon von 1895
An der Zwickauer Mulde, über die hier eine steinerne Brücke und eine eiserne Eisenbahnbrücke führt an der Linie Glauchau-Großbothen und der Nebenlinie Penig-Waldheim der Sächsischen Staatsbahnen, hat (1890) 6186 Einwohner, in Garnisionen die 1., 2. und 5. Eskadron des Ulanenregiments Nr. 18, Postamt erster Klasse, Telegraph, drei Kirchen, ein Schloß mit zwei hohen, viereckigen Türmen (bereits 1109 erbaut), Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt; Kammgarnweberei, Handelsmühle, Fabrikation von Lederwaren, Wagen und Cigarren. In früherer Zeit blühte in Rochlitz die Leinenindustrie, im Silberthal wurde Bergbau auf Silber getrieben.

Quellen
albert-gieseler.de
freiepresse.de
geopark-porphyrland.de
picclick.de
rochlitzer-geschichtsverein.de