Zur Gemeinde Salzatal gehören unter anderem die Orte Salzmünde, Bennstedt, Benkendorf, Lieskau, Wils und Zappendorf (Saalekreis).
Kaligrube der Gewerkschaft Salzmünde (1906-1925)
Durch den Einsatz von Kunstdünger und die wachsende Chemische Industrie stieg der Bedarf an Salzen. Überall in Deutschland wurde der Abbau vorangetrieben, auch im Raum Halle (Saale). Bei Tiefenbohrungen in der Nähe von Teutschenthal Bahnhof stieß die Internationale Bohrgesellschaft AG aus Erkelenz 1902 auf eine mächtige Salzlagerstätte. Zehn Preußische Normalfelder wurden ausgemacht, von denen fünf an das Kaliwerk Krügershall zu Teutschenthal gingen (Teutschenthal I; Langenbogen I-III, Bennstedt I). Die anderen fünf, Langenbogen I und Salzmünde I, IV und V auf der Gemarkung Zappendorf sowie Salzmünde II auf der Gemarkung Müllerdorf, schlossen sich 1906/1907 zur "Gewerkschaft Salzmünde" (Verwaltungssitz Halle) zusammen. Haupteigentümer waren die Vorstandsmitglieder Siegfried Weinstock aus Halle und Friedrich Heinrich Krüger aus Halberstadt (beide Bankiers). Direktor war Ferdinand Schweisgut aus Halle. 1906 war noch unter dem Name Gewerkschaft Ernst Albertshall mit der Teufe der Schachtanlage auf dem Feld Salzmünde II begonnen worden. Man traf auf ein 30 Meter mächtiges Salzlager. Geteuft wurde bis 910 Meter. Ende September 1907 war auch eine Grubenanschlussbahn betriebsbereit. Die Förderung begann im August 1909. Werkstätten, Magazine, Versorgungsgebäude und Unterkünfte wurden errichtet. Der Förderturm maß 30 Meter in der Höhe. Hinzu kam eine Chlorkalium- und Bromfabrik zur Weiterverarbeitung der Salze. 1912/13 wurde eine Verbindungsstrecke zur Kaligrube Teutschenthal begonnen (1925 fertiggestellt). 1921 und 1923 wurde die Grube bestreikt, 1924 die Förderung eingestellt - einerseits drosselte die Reichsregierung die Slazförderung wegen Überkapazitäten, andererseits waren die Vorräte in Salzmünde erschöpft. 1925 war auch in der Bittersalzfabrik Schluss. 1928/29 wurde Krügershall in Teutschenthal durch die Burbach-AG vereinnahmt. Die Gewerkschaft Salzmünde wurde liquidiert und 1928 ebenfalls an Burbach überführt. 1952 wurde der Schornstein des Kesselhauses gesprengt, 1962 die Eisenbahnverbindung Salzmünde-Teutschenthal eingestellt und 1982 der Verbindungsschacht nach Teutschenthal mit Beton verplombt.
Die Hauptförder- und Produktionsanlagen standen südwestlich von Zappendorf am Fuße des Rügenberges. (Fotos)
Gasthof zum goldenen Stern
Stand 2012: Der Gasthof zum goldenen Stern steht schon seit vielen Jahren leer und verfällt.
Halle-Hettstedter Eisenbahn (1896-1968)
Zwischen Benkendorf und Quillschina verkehrte die Halle-Hettstedter-Eisenbahn über zwei Brücken (eine über die Salza und eine über die ehemalige Bahnstrecke Salzmünde-Teutschenthal). Die HHE fuhr von 1896 bis 1968 auf der gesamten Strecke zwischen Halle (Saale) und Hettstedt. 2002 fuhr der letzte Zug auf einem Teilstück der HHE. Einige Eisenbahnfreunde wollten es dabei nicht belassen, gründeten 2007 einen Verein und begannen damit, an der Wiedereröffnung zu arbeiten. Schwierigkeiten mit der Deutschen Bahn und Schienendieben hielten die Freunde der HHE auf, konnte sie aber nicht von der kühnen Idee abbringen.
Sternwarte Bennstedt (verfallen)
Auf einem Hügel an der B80 bei Bennstedt wurde in den 80er Jahren zu DDR-Zeiten diese Mini-Sternwarte errichtet. Sie soll auch vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR (Stasi) genutzt worden sein. Im Herbst 2010 war die Sternwarte schon stark beschädigt und einsturzgefährdet, wie auch auf den Fotos gut zu erkennen ist.
Bergbau im Raum Bennstedt
Relikte des Bergbaus im Revier Bennstedt im Saalekreis
Erste Kohlefunde im Bennstedter Revier sind auf das Jahr 1795 datiert. Beim Abbau von Ton war man auf ein Flöz Braunkohle gestoßen. Grund für die späte Entdeckung der Braunkohle: Die drei Becken im Norden und Südosten des Ortes traten nirgends an die Oberfläche. Doch nun wurden Abbau und Verwertung beim Bergamt in Wettin zunächst abgeschlagen. Im Zuge der Napoleonischen Besetzung änderte sich das Bergrecht. Privatpersonen hatten nun auch Zugriff auf Berggüter. J. G. Boltze aus Salzmünde und A. E. Zimmermann aus Friedeburg machten davon sofort Gebrauch und trieben den Bergbau auch in Richtung Bennstedt voran. Das bewegte Großgrundbesitzer Moritz Koch, seit 1810 Eigentümer des Ritterguts Bennstedt, dazu, selbst nebst Ton und Kalk auch Kohle abzubauen. Kaufmann Ludig Wucherer aus Halle soll ihn ebenfalls dazu angeregt haben. Nach längeren Vorarbeiten konnte es 1821 endlich losgehen mit dem Kohleabbau in der Grube "Sophie". Doch nach nur 175 Tonnen Kohle musste die Abbaurichtung geändert werden. Außerdem waren einige kaum einträgliche Jahre zu überstehen, ehe sich der Absatz nicht zuletzt nach Halle zu rentieren begann. Immer wieder gab es Probleme mit Qualität und Menge. Schließlich bot der Auftrag von Baumeister Stengel aus Halle, acht Jahre in Folge jährlich 3000 Tonnen Kohle für Stengels Kalkbrennerei in Lieskau zu fördern, eine Langzeitperspektive. 1836 ging die erste Kohle im Zuge dieses Kontrakts nach Halle. Die Förderung von 3000 Jahrestonnen gelang jedoch erst 1839 zum ersten Mal und in den Folgejahren nicht immer.
umfangreiche wissenschaftliche Arbeit zum Kohleabbau in Bennstedt (PDF-Datei)
Speichergebäude von Johann Gottfried Boltze (VEB Kombinat Getreidewirtschaft Halle / KGW)
An diesem Motor sind zwei Herstellerschilder zu finden: Elbtalwerk EAG Heidenau SA.
- seit 1970 Teil des VEB Kombinat Elektromaschinenbau Dresden -
und Maschinenfabrik Hartmann AG Offenbach.
Blick auf Transportschaufeln für das Getreide. Zu sehen ist ein Ausschnitt eines
Firmenschilds mit der Aufschrift
MIAG Braunschweig (Mühlenbau & Industrie AG).
Direkt an der Saale in Salzmünde (Saalekreis) befindet sich dieser Getreidespeicherkomplex von Johann Gottfried Boltze (1802-1868). Boltze war durch Heirat einer Müllerstochter an die Salzke-Mühle gelangt. Zu DDR-Zeiten gehörte der Mühlenbetrieb als Volkseigenes Gut (VEG) Salzmünde zum VEB Kombinat Getreidewirtschaft Halle (KGW). An die Anfangsjahre der DDR erinnerte auch ein fast verblichener Spruch in Weiß auf Rot an der Laderampe: "... in Ost und West werden ... die Einheit Deutschlands".
Mühle (VEG Salzmünde, abgerissen)
Blick von der Muehle zum Speicher. Gut zu erkennen ist, dass ein Rohr der Muehle
zum Speicher geht.
Volkseigenes Gut (VEG) Salzmünde zeichnete sich durch die besondere Aktivitäten in der Jugend- und Parteiarbeit aus. So fand der 1. Kulturtag der DDR in der Landwirtschaft 1952 in Salzmünde statt. Die Mühlentechnik kam unter anderem vom VEB Mühlenbau Dresden (VEB Kombinat NAGEMA).
Ziegelei, später Saatzucht (begonnen 1832 von Boltze)
Die Ziegelei war zum Zeitpunkt ihrer Gründung mit 27 Öfen eine der größten Ziegeleien Preußens. In der DDR wurde das Gebäude-Ensemble in Salzmünde als Saatzuchtstation genutzt. Einem Zeitzeugen zufolge gehörten Tulpenzwiebeln zum besagten Saatgut. Seit 1990 gehört das Gelände wieder der Familie Wentzel.
Kaolin- und Tonwerke Salzmünde
Die Kaolin- und Tonwerke Salzmünde gerieten in die Hand der Treuhand-Niederlassung Halle und wurden von dieser im September 1992 für eine D-Mark verkauft. Aussagen über den Verkehrswert hatten zuvor zwischen 0 D-Mark und 1,67 Millionen D-Mark geschwankt.
Rosts Hof und Tongrube
Rosts Hof ist ein namhaftes Baudenkmal in Lieskau bei Halle (Saale). Der Bauernfamilie Rost gehörte einst eine Tongrube, die heutzutage ein kleines Paradies für Angler, Liebespärchen und Wanderer ist. Die Grube, die durchaus treffend "Loch" heißt, befindet sich in einem Wäldchen mit zahlreichen Birken. Die Gewässer sind romantisch gelegen. Hier fühlen sich Aal, Barsch, Hecht und Schleie wohl, was einige Angler erfreut.
Windkraftanlage in Wils
Ein Pionier der modernen Windkraftnutzung zur Stromerzeugung war Kurt Bilau (1872-1941). Bilau bemerkte den Niedergang der alten Windmühlen, die neuerdings mit Dampf-, Elektro- und Motormühlen konkurierten. Bilau war Offizier und nutzte Windmühlen als Messfixpunkte für die Artillerie. Nach Ende seiner Dienstzeit suchte er nach einer wirtschaftlichen Lösung für die Müller und erfand 1920 den Ventimotor, einen Windmotor zur Stromerzeugung. So sollten die Müller eine zusätzliche Einnahmequelle bekommen. Bilau baute beeindruckende Referenzanlagen. Wegen der extrem schlechten wirtschaftlichen Lage im Deutschen Reich blieb der Erfolg jedoch aus. Etwa zur selben Zeit machte sich auch der Physiker Albert Betz um die Nutzung der Windkraft verdient. Später entwickelten Wilhelm Teubert, Hermann Honnef und Ulrich W. Hütter die Windenergieerzeugungstechnik weiter. Obgleich in Deutschland also bis 1945 bereits etliche Erfahrungen zur Windkraft vorlagen, verging noch viel Zeit bis zur Renaissance der Technologie. In der DDR stand am Ende gerade mal ein Windrad. Die Energieerzeugung begann am 11. Oktober 1989. Noch im Jahr 2020 verrichtete das Windrad bei Wustrow auf der Ostsee-Halbinsel Darß treu seinen Dienst. Während die Lebensdauer eines anderen Windrads bei Wils (siehe Foto), das erst nach dem Ende der DDR entstand, offenbar viel kürzer war. Mölicherweise wurde es durch Blitzschlag beschädigt.
Betriebe in der DDR
VEB Kaolin- und Tonwerk Salzmünde (VEB Kombinat Feinkeramik Kahla)
VEB Landtechnischer Anlagenbau Halle in Salzmünde
(seit Oktober 1978, im VEB Kombinat Landtechnik Halle)
VEB Anhydrit Bennstedt
VEB WTZ für Getreidewerke Benkendorf (VEB Kombinat Stärke- und Kartoffelveredlung Halle)