Zörbig (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 15.08.2023

Zörbig ist ein bemerkenswerter Ort in Sachsen-Anhalt. Die vielen schicken Ziegelbauten zeugen von einer einst stolzen Stadt. Bekannt ist der Ort für Marmeladen, Sirup und den Bau der berühmten Rühlmann-Orgeln.

Orgelbauanstalt von W. Rühlmann

Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

Die berühmten Rühlmann-Orgel stammen aus Zörbig. Von einst stolzen Fabrik stehen heute nur noch die Gebäude an der Straße, aber die sind auch am repräsentativsten und lange sah es so aus, als würden sie nur verfallen und vielleicht irgendwann abgerissen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts legte Andreas Ludwig Zuberbier, später Hoforgelbaumeister in Dessau, die Grundlagen des Orgelbaus in Zörbig. Im flogte die Familie Rühlmann und baute von 1842 bis 1940 beinahe 500 Orgeln. Allein im nahen Halle an der Saale standen vor dem 1939 insgesamt 30 Rühlmann-Orgeln. Das heute erhaltene Gebäudeensemble der Fabrikations- und Wohnstätte ist bundesweit einmalig, denn es handelt sich um den einzigen erhaltenen historischen Werkstattkomplex einer Orgelbauerfamilie in Deutschland. Nach 65 Jahren Stillstand und Verfall ist der Orgelbau am Standort im Jahre 2006 wieder angelaufen.

Villa des Zuckerfabrikanten, in der DDR Poliklinik

Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

1852 gründeten die Brüder Elsner in Zörbig eine Zuckerfabrik. Der mitteldeutsche Raum bot ideale Bedingungen für den Anbau von Zuckerrüben. Infolge der Kontinentalsperre durch Napoleon hatte sich die einheimische Zuckerrübe zur Alternative für das Zuckerrohr aus Übersee entwickelt. Mehrere Zuckerfabriken, darunter auch die in Zörbig, bekamen einen Gleisanschluss nach Köthen. Ludwig Elsässer war der erste Fabrikdirektor. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) kamen kriegsgefangene Russen und Franzosen als Zwangsarbeiter zum Einsatz. Sie mussten unter anderem Kohle und Zuckerrüben ausladen. 1945 gehörte die Zuckerfabrik zu den führenden in Deutschland, doch sie wurde Teil der Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Zu DDR-Zeiten (bis 1990) wurde die alte Fabrikantenvilla als Poliklinik genutzt und später durch einen modernen Anbau mit Wellendach erweitert (Radegaster Str. 2).

Bahnhof Zörbig

Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

2016 stand der teilweise schwer beschädigte Bahnhof Zörbig zum Verkauf. Es ist das traurige Ende einer langen Geschichte. Die Geschichte begann am 22. Juli 1840 mit der Aufnahme des Eisenbahnbetriebs auf der Strecke Köthen-Stumsdorf-Halle. 1897 eröffnete die Nebenbahnlinie Stumsdorf-Bitterfeld, durch die auch Zörbig einen Bahnanschluss erhielt. Diese Strecke bekam im Volksmund den Namen "Saftbahn", weil mit ihr das bekannteste Produkt aus Zörbig, der Saft aaus Zuckerrüben, transportiert wurde.

Speicher, in der DDR Objekt der BHG

Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

Altes Speichergebäude der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) Zörbig.

Unbekanntes Objekt

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Dieses Bauwerk mutet wie ein altes Wirtschafts- oder Fabrikgebäude an. Wer kann mehr zu diesem Objekt sagen? Bitte hier melden!

Rieda

Gutshaus (Baujahr 1886)

Villa, Gutshaus in Rieda, Foto: Martin Schramme, 2016 Villa, Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

Wer kann mehr zu der Villa und dem Gutshof sagen? Bitte hier melden!

Stumsdorf

Bahnhof Stumsdorf

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1842 bekam Stumsdorf ein massives Bahnhofgebäude anstelle des zuvor dort errichteten Bretterhauses. Das Objekt war selbst noch im Jahr 2016, als es leider schon länger leer stand und verfiel, eine Augenweide mit seinen roten Ziegeln, der geschmackvollen Gliederung, den Holzarbeiten und den bunten Fensterchen.

LPG Professor Theodor Roemer Stumsdorf (Karl-Marx-Straße 7

Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016 Foto: Martin Schramme, 2016

Professor Theodor Roemer war einer der bedeutendsten deutschen Agrarwissenschaftler. Seine Schwerpunkte waren Ackerbau und Pflanzenzucht. 1951 verstarb er in Halle an der Saale, wohin er 1919 an die Universität mit ihrer renommierten Agrarforschung gerufen worden war.

Schortewitz

PGH Fuhnetal

Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

1958 entwickelte sich die PGH Fuhnetal auf dem Gelände der alten Ziegelei. Auf den verbliebenen Splittern des einstigen Hinweisschildes der PGH Fuhnetal war im Herbst 2017 unter anderem noch "Bau- und Ausbauhandwerk Radegast-Schortewitz" zu lesen.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Achslagerwerk Staßfurt, Abteilung Waggonreparatur Zörbig
VEB Elektromotorenwerke Wernigerode, Motorenwerk Zörbig, Stumsdorfer Str. 3
VEB Meliorationsbau Halle, Löberz
VEB Möbelkombinat Wi-We-Na, Sitz Dessau, Produktionsbereich Karl-Marx-Str. 21 (Wi = Wittenberg, We = Weißenfels, Na = Naumburg)
VEB OGIS Zörbig (Pflaumenmus)
VEB Omnibus- und Mietwagenbetrieb Salzfurthkapelle, Hinsdorfer Weg 1
VEB Schaltanlagenbau Zörbig, Betrieb im VEB Starkstrom-Anlagenbau Magdeburg
VEB (K) Stadtwirtschaftliches Dienstleistungskombinat, Friedrichstr.
VEB Starkstromanlagenbau Zörbig
VEB Wärmetechnische Anlagen, Betrieb Stumsdorf, Bahnhofstr. 8
VEB Zuckerfabrik Zörbig
LPG Professor Theodor Roemer, Stumsdorf
LPG Ernst Thälmann Zörbig
LPG für ein besseres Leben
LPG Pflanzenproduktion
LPG Thomas Müntzer
Bäuerliche Handelsgenossenschaft Zörbig, Kreis Bitterfeld, Leninstr. 35 (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe)
Hans Knorr Fuhrunternehmer, Dessauerstr.
Molkereikombinat Merseburg eG des VdgB, Produktionsstätte Stumsdorf, Zörbiger Str. 18
Obstkellerei und Lohmosterei M. Gernert
PGH Bauhandwerk Hochtief

Wirtschaft und Leben in Zörbig vor 1945
Aktien-Gesellschaft für die Verwertung von Kartoffelfabrikaten Berlin, Zweigniederlassung Zörbig (gegr. 1912, Liquidation 1925, Nachfolge-Gesellschaft der Verwertungsstelle für Kartoffelfabrikate mbH Berlin und Fabriken für Kartoffelfabrikate Frankfurt a. Oder und Wronke GmbH i. L., Aufgabe: Herstellung und Verwertung von Kartoffelmehl, Stärke, Sirup, Bonbonzucker, Dextrin und anderen Kartoffelfabrikaten, zum Zeitpunkt der Gründung 1912 Fabriken in Birnbaum, Bronislaw, Frankfurt/Oder, Rosenig, Wronke, Zörbig)
Ernst Kricheldorf, Zörbig, Einzelhandel: Kolonialwaren
Firma Fr. Brettmeyer und O. Kotzsch Lederfabrik
G. Huster, Verlag Zörbiger Bote, Zörbig, Buch- und Akzidenzdruckerei
Hch Schoch Photographische Anstalt Zörbig
Hermann Bärwald Geschäftshaus für Leinen-, Manufactur- und Modewaren, Aussteuerartikel, Böhmische Bettfedern und Daunen, Damen- und Mädchen-, Herren- und Knaben-Confection, Gardinen, Portieren, Tischdecken, Möbel- und Läuferstoffe
Lederfabrik Zörbig GmbH
Original Zörbiger (seit 1873)
Paul Turich: Drogen, Farben, Colonialwaren, Tabak und Zigarren, Löberitz (Teil von Zörbig)
Philipp Saffert Buchdruckerei für Industrie, Behörden, Handel und Gewerbe, Zörbig, Leipziger-Str. 34 (Blocks aller Art, Durchschreibesätze, Farbendrucke, Stempel)
Rübensaft und Syrupfabrik Zörbig Wilhelm Stroh (Syrup mit und ohne Fruchtgeschmack, Schutzmarke "Schlüssel")
Runkelrübensaftfabrik (gegr. 1869 von Rittergutsbesitzer Wilhelm Pfeffer)
Schokoladenfabrik Deutschland GmbH Zörbig (Fabrikation von Schokolade und Zuckerwaren, flüssige Raffinade und Braunzucker, Speise- und Backsirupe)
Schotte & Mossdorf, Zörbig, Mechanische Segeltuchweberei
Verlag M. Schaaff Zörbig
Wassermüller August Wilhelm Raue
Willi Zwanzig Pantoffel-Fabrik (eigene Holz-Schneiderei mit Kraftbetrieb)
Zörbiger Bankverein von Schroeter, Koerner & Co. Commanditgesellschaft auf Actien (gegr. 1869, Ziel: Bank- und Vermittlungsgeschäfte aller Art sowie der Handel mit Getreide, Saatgut, Futtermittel und Dünger sowie Kohlen)
Zörbiger Creditverein von Lederer, Kotzsch & Co. (gegr. 1924)
Zörbiger Saftfabrik (gegr. 1873 durch die Gebrüder Kunze, Übernahme in den 1880er Jahren durch Wilhelm Raue, ab 1911 Wilhelm Strohe als Rübensaft und Sirupfabrik, ab 1919 Oskar Walter, 1941 Kauf durch die Finkenheerder Obstwerke AG, einen Betrieb der Deutschen Maizena-Werke Hamburg)
Zuckerfabrik Zörbig G.m.b.H. (seit 1852)
Zuckerrübensaftfabriken Zörbig und Rosenig, Oskar Walter, Zörbig (Zörbiger Zuckerrübensaft Marke "Drei Bären")

Bau einer Kleinbahn von Köthen über Radegast nach Zörbig ab 1923
Bau einer Kleinbahn von Zörbig nach Niemberg ab 1894

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1895
Post, Telegraph. Krankenhaus, Waisenhaus, Hospital, städtische Sparkasse. Orgelbauanstalt, mechanische Webereien, Fabriken für Zucker, Rübensaft, Dachpappe, Roßleder und Schuhwaren, Dampfsägewerk, Ziegeleien und Jahrmärkte.

1929 bekam Zörbig einen 36 Meter hohen Wasserturm.

Quellen
picclick.de
recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de
zoerbiger.de