Weißenfels (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
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letzte Änderung am 08.11.2023

Weißenfels, die Stadt an der Saale im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt / Ostdeutschland), war in den 1980er Jahren der größte Produktionsstandort für Schuhe in der DDR. 1985 wurden 12,5 Millionen Paar Schuhe gefertigt. Zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt wurde die Schuhproduktion bereits Anfang des 19. Jahrhunderts. Der erste Schub kam mit der Gewerbefreiheit 1815, also wenige Zeit nach dem Abzug der Franzosen. 1834 btrieb Karl Sprenger die erste mechanisierte Schuhfabrik. Die Eröffnung der Eisenbahn nach Halle 1846 sowie nach Eisenach 1847 und die fortschreitende Industrialisierung bildeten den Boden für das gigantische Wachstum der Schuhindustrie, die 1908 auf dem Höhepunkt ihrer Blüte anlangte mit 138 Schuhfabriken, 23 Schuhmachern und 33 Schuhandlungen. Nach den heftigen Kriegswellen bis 1932 und anhaltenden Konzentrationsprozessen gab es immerhin noch 31 Betriebe. Ab 1933 wurden die Juden schrittweise enteignet, darunter die Trampler-Schuhfabrik der Familie Lewinsohn.

Residenz- und Industriestadt sind Geschichte. 2014 bot Weißenfels einen traurigen Anblick. Vieles war abgerissen oder verfiel. Auf der Straße begegnete man vielen armen, heruntergekommenen Menschen, Trinkern und Polen, die in großer Zahl in der Fleischfabrik Tönnis arbeiteten. Schon in der DDR gingen historisch bedeutsame Gebäude verloren, so das Geburtshaus der Mutter Richard Wagners in der Marienstraße und der elterliche Gasthof des Musikers Heinrich Schütz in der Nikolaistraße.

VEB Schuhfabrik "Banner des Friedens" | zuvor Papierfabrik Dietrich

Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Banner des Friedens, Foto: Martin Schramme, 2014

Ehe die DDR an den Ufern der Saale Schuhe produzierte, befand sich dort die Papierfabrik Dietrich. 1875 gründeten Oscar und Robert Dietrich eine Papierfabrik, die sich bis 1907 zur größten Fabrik in Weißenfels entwickelte. Bis 1938 wurden dort Bücherpapier, Buchbinderpappen, holzfreies und holzhaltiges Papier, Illustrationsdruckpapier, Konzeptpapier, Notendruckpapier, Offsetpapier, Packpappen, Postkartenkarton, Postpapier, Schreibmaschinenpapier, Tiefdruckpapiere, Zeichenpapiere sowie Holz- und Zellstoff für den eigenen Bedarf hergestellt. Benötigte Dampfmaschinen lieferte die Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG 1898, 1902, 1903, 1907 und 1909. In den Jahren 1904 bis 1906 lieferte J. M. Voith Heidenheim zwei Holzschleifmaschinen, 1918 folgte vom selben Hersteller zwei Francis-Turbinen. 1885 ging die eigene Gasanstalt in Betrieb, 1918 ein Sägewerk. 1938 hatte die Papierfabrik 1100 Arbeiter. Die Papaierfabriken Oscar Dietrich G.m.b.H. nahm schließlich beeindruckende Ausmaße an. Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 nahmen die US-Amerikaner Forschungs- und Produktionsunterlagen mit, ehe die Russen das Regime übernahmen und die Fabrik bis 1946 als Reparationsleistung demontierten.

Der 1951 errichtete VEB Schuhfabrik "Banner des Friedens" produzierte Schuhe für die gesamte Deutsche Demokratische Republik (DDR). Dazu wurde in den Räumen der enteigneten alten Papierfabrik Anlagen für die Fließbandproduktion aufgebaut, die man sich bei den Bata-Werken (gegr. 1884 in Zlin in Österreich-Ungarn) in der befreundeten CSSR abgeschaut hatte. Dem Betrieb wurden schrittweise 28 kleine private Schuhfabriken angegliedert. In der Stalin-Allee (heute Merseburger Straße) warb eine Leuchtreklame für die "Schuhmetropole Weissenfels". Zu den ersten Mitarbeiterinnen der Banner-Schuhproduktion gehörte Thea Hauschild, die von 1963 bis 1985 Oberbürgermeisterin von Dessau war. Der VEB wuchs immer weiter. Zum 1. Januar 1964 übernahm er in Naumburg die Schokoladenfabrik Saaleck, die zum Jahresende 1963 ihre Produktion eingestellt hatte. Die Mitarbeiter wurden von Mokkabohnen auf Schuhe umgeschult. 1964 spezialisierte sich die Schuhfabrik auf Kinder-und Jugendschuhe und warb mit dem Slogan "Gut zu Fuß mit Banner-Schuhen". Banner war der Stammbetrieb des Kombinates Schuhe, das 1985 mit 43.000 Beschäftigten 85 Millionen Paar Schuhe herstellte. Nach dem Ende der DDR 1989/90 wurde der Betrieb privatisiert zur Saale-Schuh GmbH. 1992 meldete das Unternehmen Konkurs an. Die Reste des einst stolzen Betriebes, einige Fabrikhallen und das Versorgungsgebäude, werden heute als Versorgungsort für Bedürftige und als Wertstoffhof der Stadt Weißenfels genutzt. Die Erinnerungen lagern in den Archiven und im Schuhmuseum auf Schloss Augustusburg. Das Schuhmuseum hat rund 5000 Paar Schuhe, eine Sammlung, die auf das Jahr 1910 zurückgeht, als der Schuhnagel-Fabrikant Ernst Nolle dem neu gegründeten Museum rund 100 Schuhe aus verschiedenen Ländern schenkte.

Schuhfabrik Franz Gebauer | Schuhfabrik Gebauer & Co. G.m.b.H.

Schuhfabrik Franz Gebauer, Foto: Martin Schramme, 2014 Schuhfabrik Gebauer, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

"Freude spenden - Schuhe schenken" warb einst die 1901 in Weißenfels gegründete Schuhfabrik Franz Gebauer. "Eichenfest - der Zuverlässige", lautete eine andere Werbung, die sich auf einen Schuh aus der Gebauer-Produktion bezog.

Institut für Lederverarbeitung des VEB Schuhfabrik "Banner des Friedens"

Institut fuer Lederverarbeitung, Foto: Martin Schramme, 2014

In der Kubastraße befand sich zu DDR-Zeiten (bis 1990) das Institut für Lederverarbeitung des VEB Schuhfabrik "Banner des Friedens". Nach dem Ende der DDR 1990 und der Banner-Schuhproduktion 1994 ließ eine Erbengemeinschaft das Objekt verfallen. Dann kaufte eine Firma aus Rathenow das Objekt. Ein Seniorenheim sollte entstehen. Im April 2014 sah das Areal aber noch genauso grauenvoll aus wie in den Jahren zuvor. Nach einem Teilabriss passierte nichts mehr.

VEB Gebäudewirtschaft WVB Nord

VEB Gebaeudewirtschaft Weissenfels, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Der VEB Gebäudewirtschaft bewirtschaftete in der DDR alle staatlichen Wohnungen und war dem Rat der Stadt unterstellt.

Carl Nolle Nagelfabrik | VEB Ketten- und Nagelwerke

Carl Nolle Nagelfabrik, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014
Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

1891 gründeten die Brüder Carl und Ernst Nolle, Eigentümer einer Eisenwaren-Handelsgesellschaft, die Nagelfabrik Nolle. Das Gros der Produktion ging in die Weißenfelser Schuhfabriken. Schließlich baute Nolle eigene Maschinen und Ketten für die Landwirtschaft. 1899 meldeten Ernst Nolle (1860-1922) aus Weißenfels und Friedrich Wilhelm Wesner (1869-1970) aus Charlottenburg eine Schmiedemaschine an. 1901 bekam Wesner das Patent für eine Maschine zur Herstellung von Ketten aus Quereisen und einer Drahtkette. 1903 ließ er sich eine Stiefel- und Schuhheftmaschine (Boot and shoe tacking machine) patentieren. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) gehörten Schießwolle, Granaten und Flugzeugteile zum Produktsortiment. 1945 hatte die Fabrik der Gebrüder Nolle 561 Arbeiter. 1945/46 nahm die Sowjetunion als Reparationsleistungen Maschinen mit. Sie stoppten die Demontage aber vor ihrer Vollendung. Mitte 1947 wurde der Betrieb unter Zwangsverwaltung gestellt und 1948 zum Volkseigenen Betrieb (VEB) verstaatlicht. In den 80er Jahren hatte der VEB Ketten- und Nagelwerke etwa 1500 Beschäftigte. Gefertigt wurden Schuhmaschinen, Nägel, Ketten für Landwirtschaft, Industrie und Schiffbau. Der Nachfolger heißt seit 1993 Weißenfelser Draht-Ketten-Nagel GmbH (DRAKENA).

die Nagelfabrik - ein schmutziges Treuhand-Kapitel

Sackfabrik Paul Seeger

Sackfabrik Paul Seeger, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Sackfabrik Paul Seeger, Säcke und Planen-Reparaturen, Säcke, Planen und Decken in jeder Ausführung, Juteleinen, Stoffe und Strohsäcke sowie Bindegarne Kretzschmar & Barich. 2014 war die alte Werbung noch zu lesen. Vergessen, aber erhalten.

Maschinen-Bau-Anstalt Reparatur Werkstatt Schieck

Maschinen-Bau-Anstalt Reparatur Werkstatt Schieck, Foto: Martin Schramme, 2014

In einer Industriestadt wie Weißenfels waren natürlich auch Maschinenbauer gefragt.

Bahnbetriebswerk (Bw) Weißenfels

Bahnbetriebswerk, Foto: Martin Schramme, 2014 Bahnbetriebswerk, Foto: Martin Schramme, 2014 Bahnbetriebswerk, Foto: Martin Schramme, 2014 Bahnbetriebswerk, Foto: Martin Schramme, 2014

Zwischen 1907 und 1912 ließ die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt das Bahnbetriebswerk Weißenfels ausbauen. Gebaut wurden unter anderem ein Ringlokschuppen und ein Wasserturm.

Kino-Palast Gloria

Kino-Palast Gloria, Foto: Martin Schramme, 2014 Kino-Palast Gloria, Foto: Martin Schramme, 2014 Kino-Palast Gloria, Foto: Martin Schramme, 2014

Direkt an den Bahngleisen entstand 1928 der Filmpalast Gloria. Der Architekt: Carl Fugmann. Er folgte einer Skizze des Bauherrn und Unternehmers Robert Göpfarth. Markant sind die ineinander geschobenen Würfel mit hohen Schlitzfenstern und horizontalen Ziegelstreifen. Direkt an der Straße platziert ist die Leuchtreklame "GLORIA". 1200 Sitzplätze gab es einst. 1991 ging das Kino an die Ufa-Theater AG, 1994 an einen Diskothekenbetreiber. 1997 gingen die letzten Lichter aus. Der letzte Eigentümer ging 2005 in Konkurs. Seitdem passiert nichts mehr mit dem denkmalgeschützten Gebäude. Auf Facebook erinnerte im Jahr 2014 eine Seite an die "glorreichen" Tanzpalast-Zeiten.

Am 22. September 1955 ging es im Gloria-Palast an der Stalinallee zur Saison-Eröffnung 1955/56 "Vorwiegend heiter" zu. Dafür hatte die Gastspieldirektion STAHA Weißenfels unter anderem den Komiker Eberhard Cohrs eingeladen. Am 19. Oktober 1955 lief die Kabarettrevue "Von Hamburg nach Tahiti". Am 17. Januar 1956 waren die "2 LUPI'S" zu Gast und zeigten sensationelle Faßsprünge zum ersten Mal in der DDR nach einer achtjährigen Tournee in 24 Staaten.

Versorgungskontor Industrietextilien Leipzig - Objekt II Weißenfels (Intex)

Versorgungskontor Industrietextilien Leipzig, Foto: Martin Schramme, 2009 Versorgungskontor Industrietextilien Leipzig - Objekt II Wei enfels
Foto: Martin Schramme, 2009 Foto: Martin Schramme, 2009Im Giebelbogen sind Reste mehrerer mit Farbe aufgetragener Firmenbezeichnungen
zu erkennen. Von der älteren, roten Schrift ist noch das Wort "mühlen" zu sehen,
von der jüngeren, weißen das Wort "Fabrik".
Foto: Martin Schramme, 2015

Das ist der Gebäudekomplex vom Versorgungskontor Industrietextilien Weissenfels, Leipzig - Betrieb II in Weißenfels, der sich unweit des Bahnhofs zwischen Weinbergstraße und Am Güterbahnhof befindet. Im Telefonbuch des Bezirkes Halle von 1990 ist dazu noch Folgendes zu finden: Leitung, Vermittlungs- und Auskunftstelle / EV Filze, EV Hygiene, EV Schuhstoffe, EV Täschnerstoffe. Ferner befand sich im Ort ein Fachgeschäft Intex in der Leninstraße 4. Der Hauptsitz in Leipzig war in der Ritterstraße 44/48 zu finden. Die Intex-Zweigstelle in Halle befand sich als Intex-Fachhandel in der Klement-Gottwald-Straße 70-71 (heute Leipziger Straße).

Am neobarocken Baustil des Industrieobjekts, der um 1860 in Europa aufkam, ist unschwer zu erkennen, dass es eine Geschichte lange vor DDR und Versorgungskontor gab.

Bericht einer Ausgabe des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" im Jahre 1971: Der "VEB Berliner Filmtheater" etwa bestellte jüngst beim Lager Luckenwalde des staatlichen "Versorgungskontors Industrie-Textilien" ein paar Dutzend Spültücher und erhielt die Antwort. "Spültücher sind schon lange nicht mehr am Lager." Statt dessen empfahlen die Luckenwalder Lageristen den Bezug "weißer Jacken aus gutem Baumwollgewebe (fusselfrei): Daraus können Sie etwa 10 bis 12 Spültücher schneiden." Ost-Berlins (einzige) satirische Wochenzeitung "Eulenspiegel" machte den Fall publik und spottete: Wenn eines Tages der "VEB Vereinigte Grobgarnwerke Kirschau" (VEGRO, ehemals Firma Gebr. Müller) für eine "Spültuchschwemme" gesorgt haben werde, stehe den HO-Gaststätten Leipzig-Land auf eine Bestellung von Kellnerjacken hin folgender Bescheid ins Haus: "Wir können Ihnen einen größeren Posten Spültücher anbieten. Aus jeweils zehn Spültüchern können Sie mit einigem Geschick eine Kellnerjacke anfertigen." Im Februar 2019 machte die Nachricht die Runde, die Künstlergruppe "Das letzte Kleinod" aus Schiffdorf in Niedersachsen plane ein Theaterprojekt mit der alten Industriekulisse.

Laut Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt handelt es sich um einen repräsentativen, viergeschossigen Ziegelbau, der die Form eines Barockschlosses nachahmt und 1900 errichtet wurde. Die Schuhfabrikation hat Tradition in Weißenfels und war zeitweise wohl auch in diesem Gebäude beheimatet. Die Zeit der Schuhe ist in der Kleinstadt an der Saale vorbei. Nur im Museum sind Erinnerungen an die glorreichen Zeiten zu finden. Siehe Schuhmuseum

Schlosskeller (Abriss 2018)

Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

"Schlosskeller Inhaber Paul Seidler, Zeitzer Straße 15" stand im Weißenfelser Adressbuch von 1937.

Herrenmühle

Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

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Römer Lebensmittel

Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

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Mohren-Apotheke (Sanierung 2013/2014)

Mohren-Apotheke Weissenfels, Foto: Martin Schramme, 2014

Das Gebäude samt Apotheke gibt es seit 1720. Die Apotheke soll es bereits im 17. Jahrhundert gegeben haben, doch dann brannte das Haus ab. Seit 1994 stand das Gebäude mit dem Mohrenkopf leer. Im Zuge der 2013 begonnenen Sanierung wurde historisches Material auf die Augustusburg ins Museum geschafft. Ein Bürger aus München hatte das Haus bereits 2002 ersteigert und gab seinerzeit an, daraus ein kleines Ärztehaus machen zu wollen. Es blieb bei der Ansage.

G. W. Hoyer Nachfolger Eisenwaren (gegr. 1852)

G. W. Hoyer Nachfolger, Foto: Martin Schramme, 2014

Im Geschäftsadressbuch aus dem Jahre 1925 steht zum Objekt Jüdenstrasse 5: G. W. Hoyer Nachfahren Eisenwaren, Inhaber Kaufmann Oskar Paul Kleinicke und Kaufmann Karl Max Brandes. Zu NS-Zeiten hieß die Straße Adolf-Hitler-Straße. Zum Sortiment des Geschäfts gehörten damals zwischen 1937 und 1945 Eisenwaren, Herde, Öfen, Haus- und Küchengeräte.

Glaserei und Sarglager

Glaserei und Sarglager, Foto: Martin Schramme, 2014

Übereinandergepinselt: Sarg-Lager in Schwarz (älter) und Glaserei in Rot.

VEB TACTON Weißenfels (Schlagzeughersteller)

Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

Der VEB TACTON Weißenfels, beheimatet Am Bad 1 an der Saale, stellte Schlaginstrumente aller Art her und gehört zum Kombinat Musikinstrumente Markneukirchen im Vogtland.

Willy Redlich G.m.b.H. | REWEI

Willy Redlich G.m.b.H., Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

REWEI steht in Großbuchstaben im Eingang des Hauses; vielleicht das Kürzel für REdlich WEIßenfels? Willy Redlich, Kontor - Lager, Schuhwaren engros, Rewei Schuh-Vertrieb GmbH, Kragen, Mäntel,

Frisiersalon (DDR)

Frisiersalon, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Der Dienst am Kunden stand offenbar im Vordergrund bei diesem Frisörgeschäft, denn nicht die Handwerker (Frisöre), sondern deren Tätigkeiten (das Frisieren) war im Namen zu finden. Dabei hieß es, einen Termin im Salon zu bekommen, war schwierig in der DDR und wurde schon Mal mit der Schenkung eines Päckchens Kaffee beschleunigt.

Altes Weißenfels

Foto: Martin Schramme, 2015

Stand April 2014: Etliche alte, unsanierte und leerstehende Häuser gibt es noch in Weißenfels.

Gasthaus "Alt-Weißenfels" (Große Burgstraße 19)

Foto: Martin Schramme, 2014

Das Portal mit Oberlicht datieren Denkmalschützer auf das Jahr 1697. Kellergewölbe und Gründung des Gebäudes bestehen aus Bruchsteinen, Auß- und Innenwände teilweise aus Holzfachwerk. Das herrschaftlich, barocke Wohnhaus, in dem sich einst die Gaststätte "Alt-Weißenfels befand, stand wie der gesamte Straßenzug unter Denkmalschutz.

Quellen: u. a. Tagesspiegel, museum-digital.de

Papierfabrik Oscar Dietrich GmbH Weißenfels

Ehe Oscar Dietrich 1875 in Weißenfels an der Saale seine Papierfabriken gründete lagen hinter der Weißenfelser Brückenmühle fast 600 Jahre Geschichte. Die Datierung reicht bis in das Jahr 1289 zurück. Carl Gottlieb Dietrich markierte den Anfang der Papierdynastie; er war der erste Papiermacher der Familie Dietrich. Er war Handwerker, kein Kaufmann, der sein Handwerk in unterschiedlichen Papierfabriken in Sachsen gelernt hatte. Letztlich kauften er und ein Teilhaber die Königsmühle in Merseburg.

Über die Jahre entwickelten sich eine Cellulosefabrik, eine Holzschleiferei und zwei Papierfabriken. 1907 belief sich das Versandgeschäft auf 17 Millionen Kilogramm Normal-, Post- und Schreibpapiere sowie Illustrations- und Werkdruckpapiere. Die Geschäftsbeziehungen reichten unter anderem bis nach England, Japan und Argentinien. Die Fabriken erstrecken sich zunächst auf das alte Grundstück der Brückenmühle und seit Ende 1890 auch auf die Markwerbener Wiesen. Zu den Anlagen gehörte auch ein Eisenbahnanschluss mit eigenem Verladebahnhof und eine Seilbahn über die Markwerbener Straße. 1946 endet das Zeitalter der Papierherstellung, weil Deutschland den Preis bezahlt für einen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion. Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg, an dem sich die Papierfabrik mit der Produktion von Schießwolle und Flugzeugteilen beteiligte, begannen im Februar 1946 die Demontagen der Fabrikanlagen. Fast 1000 Güterwaggons mit Ladung rollten nach Osten. Vorher hatten die Amis schon mitgenommen, was sie gebrauchen konnten. Vier Jahre passierte nichts, dann schob die noch junge DDR im September 1950 eine Investition in die heimische Schuhindustrie an und begann den Aufbau des VEB Neue Schuhfabrik. In andere Teile der ehemaligen Papierfabrik zog die Getreidewirtschaft ein.

mehr zur Papierfabrik

Betriebe in der DDR
Akademie für Weiterbildung der Leichtindustrie Weißenfels (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Ausbau Weißenfels (VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle)
VEB Baureparaturen Weißenfels
VEB Bergbräu Weißenfels
VEB Berufsschuhe Weißenfels
VEB Brauerei Weißenfels (VEB Getränkekombinat Dessau)
VEB Damenschuhfabrik Rakete Weißenfels
VEB Dienstleistungsbetrieb Weißenfels
VEB Dienstleistungskombinat Weißenfels
VEB Elektrobau Weißenfels
VEB Fahrzeug- und Motorenreparatur Weißenfels
VEB Formenbau Weißenfels (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Forschungsinstitut für Schuhtechnologie Weißenfels (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Gebäudewirtschaft Weißenfels
VEB Gemüseverarbeitung Weißenfels
VEB Großbäckerei Weißenfels (VEB Backwarenkombinat Halle)
VEB Gummiwerk Weißenfels (VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle)
VEB Haushaltgeräte Weißenfels (VEB Kombinat Haushaltgeräte Karl-Marx-Stadt)
VEB Herrenschuhe Weißenfels
VEB Holzindustrie Brückenmühle Weißenfels
VEB Holzverpackungen Weißenfels
VEB Ingenieur-Tief- und Brückenbau Weißenfels (VEB Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle)
VEB Ingenieurbüro für Rationalisierung der Schuhindustrie Weißenfels
VEB Institut für die Lederverarbeitende Industrie, Weißenfels
VEB Junger Pionier Weißenfels
VEB Ketten- und Nagelwerk Weißenfels (VEB Kombinat Wälzlager und Normteile Karl-Marx-Stadt)
VEB Kristiania Schuhfabrik, Weißenfels (Langlaufschuhe für Germina, Betrieb im VEB Kombinat Sportgeräte Schmalkalden)
VEB Markant Schuhfabrik Weißenfels
VEB Möbel- und Bauelemente Weißenfels
VEB Mosterei Weißenfels
VEB Motor Schuhfabrik Weissenfels-Saale, Alfred-Oelßner-Straße 71-73
VEB Mühlenwerke Weißenfels
VEB Natur- und Werkstein Weißenfels
VEB Obst- und Gemüsekonserven Weißenfels
VEB Rationalisierung Weißenfels (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Weißenfels (VEB Kombinat Fleischwirtschaft Halle)
VEB Schlachthof Weißenfels
VEB Schuhdesign Weißenfels (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Schuhfabrik "Banner des Friedens" Weißenfels, Markwerbener Straße 24 (VEB Kombinat Schuhe Weißenfels)
VEB Schuhmaschinenbau "Compart" Weißenfels, Markwerbener Straße
VEB Skistiefel Weißenfels
VEB Sportschuhe Weißenfels
Staatliches Lederkontor Weißenfels, Naumburger Straße 75
VEB Stadtbrauerei Weißenfels
VEB Stahl- und Heizungsbau Weißenfels
VEB Stern-Waschmittel Weißenfels (vormals F.F. Schäfer Dampf-Seifenfabrik, Schäfer & Schulz Seifen-Fabrik, F.F. Schäfer KG, Schutzmarke seit 01.10.1894, 1972 vollständig verstaatlicht, VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle)
VEB TACTON Weißenfels, Am Bad 1 (Schlaginstrumente jeder Art, Kombinat Musikinstrumente Markneukirchen)
VEB TGA Elektroanlagenbau Weißenfels (Kombinat TGA, TGA = Technische Gebäde-Ausrüstung)
VEB Trommelfabrik Weißenfels
VEB Vereinigte Kleinlederwarenbetriebe Böhlitz-Ehrenberg, Werk III Weißenfels, Naumburger Straße 75 (VEB Kombinat Lederwaren Schwerin)
VEB Vorrichtungsbau Weißenfels, Naumburger Straße 85/87
"Weka Schuh" W. Kretzschmar KG, Weißenfels
VEB Vorrichtungsbau Weißenfels (VEB Werkzeugmaschinenkombinat Fritz Heckert Karl-Marx-Stadt)
VEB Weißenfelser Kombimöbel / VEB Weißenfelser Kleinmöbel / VEB Kombimöbel Weißenfels (VEB Möbelkombinat Dresden-Hellerau)
VEB Zentraler Forschungs- und Rationalisierungsbetrieb (ZFRB) Weißenfels (Schuhmaschinen, Aggregate und Anlagen für die Schuhindustrie)
VEB Kombinat Schuhe Weißenfels (Betriebe in Weißenfels, Leipzig, Burg, Coswig, Halle, Dresden, Schönebeck, Berthelsdorf, Großharthau, Frankenberg, Schönheide, Zschortau, Bad Lausnick, Neusalza-Spremberg, Bad Langensalza, Crimmitschau, Hirschberg, Siebenlehn, Berlin, Stadtilm, Weida, Lobenstein, Lößnitz, Meißen, Arnstadt, Naumburg, Radebeul, Schmölln, Hinterhermsdorf, Erfurt, Groitzsch, Bernburg, Dessau, Dresden, Eisleben, Falkenberg, Schneeberg, Storkow, Königsee, Eppendorf, Bad Doberan, Luckenwalde, Zwickau, Neuruppin, Ehrenfriedersdorf, Pfaffenhain, Freiberg, Schmalkalden, Schwedt, Roßwein, Seifhennersdorf, Zarrenthin, Zehdenick, Zwönitz, Hartha, Ebersbach, Hohenleuba, Greiz, Torgau)
WIWENA Möbelmarke des VEB Möbelkombinat Wittenberg-Weißenfels-Naumburg
Brauerei Otto Gürth KG
GHK Grosshandelskontor für Schuhe und Lederwaren Niederlassung Weißenfels, Zeitzer Str. 68
Karl Fischer Fachwerkst tte für künstliche Glieder, orthopädische Apparate, Bandagen, Korsetts und Plattfußeinlagen, Weißenfels, Nikolaistr. 42
Motor Schuhfabrik Weissenfels-Saale, Alfred-Oelßner-Str. 71-73

Wirtschaft und Leben in Weißenfels vor 1945
Auto-Werk Gustav Piehler
Brauerei F. Oettler (entstanden aus der 1852 durch Friedrich Gottlob Oettler übernommenen Stadtbrauerei, 1858 Wechsel von der Fischgasse in die neuen Kellereien in der Langendorfer Str.)
Brauerei Otto Gürth (gegr. 1845)
Carl Sprenger KG Fabrik für Fußmatten aus Filz und Leder Marke "Fillex", Lederwalzwerk, Weißenfels, Rudolf-Götz-Str. 22/24 (gegr. 1904)
Ebert & Boetel (Mineralöl en gros: Petroleum, Solaröl, Maschinenfette, Maschinenöle, Lederfette, Wagenfette, Kerzen in allen Fassons und Qualitäten, Salz, Soda; Kohlen en gros: Briketts, Haßpreßsteine, Knorpel- und Förderkohle, Grudekok, Stückkohlen, Koke, Schiedekohlen, Langenbrahm-Anthrazit, engl. Anthrazit)
Emil Sachse Spezialfabrik für Stempel aller Art (Stempel-Fabrik mit Kraftbetrieb)
Erich G. Lehmann Polstermaterialien, Weinbergstr. 34a (Crin de Afrique, Alpengras, Seegras, diverse Sorten, Polsterwerg, Fließ, Watte, Kapok, Roßhaare, Renntier- und Rehhaare, Feder- und Faconleinwand, Hessians, Schetter, Nessel, Drelle, Gurte, Schnür- und Nähfaden, Garne, Sprungfedern, Drahtstifte, Polstergestelle, Patentmatratzen)
Ernst Bickel Schuhfabrik Weißenfels (Marke Dauerläufer)
Ernst Langenhagen Fabrik chemischer Produkte Weißenfels (Wachsfabrikate für die Schuh-Industrie, kalt und warm. Poliertinten, Sohlenfarben, Russet-Farben, Benzin-Schwärze, Linoleumparketwachs)
Erste Trommelfabrik Weißenfels (1824 als Badeanlage errichtet, ab 1890 Gaststätte, im Ersten Weltkrieg Lazarett, ab 1920 von der Firma Sonor für den Bau von Schlaginstrumenten genutzt)
Essen & Stahlwerke Goeppinger & Co. (Patent-Stahlketten)
F. F. Schäfer Dampf-Seifenfabrik
F. G. Menge Weinkellerei und Likörfabrik, Weißenfels, Markt 23
Friedrich Prast Schuhfabrik Weißenfels (Marke Wüstenkönig)
G. Eichentopf Schuhfabrik (Eichenfest)
Gust. Oppel Eisen- und Eisenwaaren-Handlung en gros
Heinrich Schlegel Schuhwaren-Fabrik (gegr. 1866)
H. G. Trenkmann Nachf. Samengroßzüchterei Weißenfels (gegr. 1884, Gemüse- und Blumensamen)
Hoddick & Röthe Maschinenfabrik und Eisengießerei
Kartonnagenfabrik Meyer-Zschiesche & Co. Weißenfels, Beuditzstr. 38
Körner & Pleitz GmbH Baumaterialien-Großhandlung (gegr. 1866)
Maschinenfabrik H. Schober (Einzige Spezialfabrik der Hertzbergs Patent-Handstrohpreßbinder und Heubündelpressen)
Max Detzner Schuhfabrik Weißenfels, Tagewerbener Str. 34/38 (dauerhafter Stiefel "Durabel")
Meyer-Zschiesche & Co. Kartonnagen-Fabrik
Mundt & Comp.
Neue Weißenfelser Schuhfabrik GmbH vorm. Seiler & Seiler
Nollesche Werke KG, Kettenfabrik, Nagel-Fabrik (Spezialität: Victor- und Herkules-Ketten ohne Schweissung, Elektro-Ketten sowie kleine Drahtketten; Marke drei Schwäne)
Oscar Dietrich GmbH, Papierfabriken, Pappen-, Zellstoff und Holzstoffabrik (gegr. 1875)
Oswald Wenzel Schuhfabrik Weißenfels (modisches Sportschuhwerk)
Otto Kögler & Co. Saatengroßhandlung, Langendorferstr. 1
Schuhfabrik Ernst Pretzsch (gegr. 1879, Marke "Felsenfest")
Schuhfabrik Karl Hahn
Schuhfabrik Oswald Wenzel (Wanderbursch und Wandermädel)
Schuhfabrik Trampler
Schuhfabrik W. Kretzschmar KG
Stefan Deubek KG Weißenfels, Herderstr. 5 (SDW, Essenzen, Aromen, Gewürze und Nahrungsmittelfarbstoffe)
Stromversorgungs-AG Weißenfels-Zeitz
Th. Schlegel Schuhwarenfabrik (gegr. 1894, Berufs- und Straßenschuhwerk in 1a Qualität aus Fahlleder, Rindbox und Spalt)
Wehner & Maecker (gegr. 1880, Fabrik: Weißenfels, Comptoir und Lager: Berlin)
Weißenfelser Kartonagenfabrik Bodewin Zinkernagel AG (gegr. 1905, AG seit 1927)
Weißenfelser Schuhwaren-Manufaktur, Kubastr. 21 (WSM)
W. Lautenschläger, Herrenmühle, Weißenfels a. S.

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Saale und an den Linien Halle-Bebra-Frankfurt am Main und Weißenfels-Zeitz der Preußischen Staatsbahnen. Wasserleitung, Gasanstalt, Elektricitätswerk, Schlachthof; Zuckerfabrik, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Papier- und Pappenfabrik, Rauchwarenzurichterei, Kürschnerei, Fabrikation von Trommeln, Schuhwaren, Leder, Töpferwaren, Gold- und Silberwaren, Handel mit Holz und Getreide. In der Umgebung Sandsteinbrüche, Braunkohlenbergwerke, Paraffin- und Solarölfabriken. Seit 1814 preußisch.

Begriffslegende
Hessian - grobes und naturfarbenes oder gemustertes Gewebe in Leinwandbindung
Langenbrahm - ehemaliges Steinkohlenbergwerk in Essen
Russet - dunkelbraune Farbe mit einer rot-orange Färbung

Quelle
picclick.de
schaufoto.de
st.museum-digital.de

Nachtrag
Tausende Menschen arbeiteten einst an der Schuhindustrie von Weißenfels. Die meisten von ihnen verloren nach dem Ende der DDR 1990 ihre Arbeit viele Betriebe schlossen. Geblieben ist die Erinnerung, aber auch ein kleiner Betrieb, der mit Innovationen von sich Reden macht: Panther.