Für nichts gibt die Menschheit so viel Geld aus wie für militärische Zwecke. Kein Wunder, dass auch Deutschland übersät ist mit alten und neuen militärischen Anlagen. Von regelmäigen Bombenfunden ganz zu schweigen.
Rote Armee in Möhlau
Im Wald und auf Wiesen bei Möhlau stationierte die Sowjetunion einst Truppen, unterhielt eine Kaserne, einen Truppenübungsplatz und zwei Bunker.
Objekt 1 der Roten Armee: kleiner Bunker
Betonfertigteile wurden im Waldgebiet vergraben und im Gelände getarnt.
Objekt 2 der Roten Armee: großer Bunker
Klimaanlage: "Versorgungsmodus 2600 Kubikmeter pro Stunde"
Wasserversorgung des Verdampfers
Reservoir bedingt sauberen Wassers
Aufsatz vermutlich für Funktechnik
Holzschwellen alter Gleisanlagen am Militärgelände
Rot, Gelb, Blau, Grün, Grau, Weiß - in der Dunkelheit des verlassenen Großbunkers der Sowjetarmee finden Artefakte-Forscher viel Farbe. Dicke Sicherheitstüre, Luken, Tanks, Rohre, Lüftungsschächte und technisches Gerät sind farblich ansprechend gestaltet sowie reichlich und gut lesbar in Russisch beschriftet.
Objekt der Roten Armee: Kaserne in Möhlau
Losung: "Die Beschlüsse des 27. Parteitags der KPdSU werden wir erfüllen!" Der XXVII. Parteitag fand im Februar 1986 statt und leitete Gorbatschows Kurs von Glasnost und Perestroika und mit ihm den Niedergang des Sozialismus ein.
"Die Kunst gehört dem Volk. (Lenin)"
Schlichte Klinkerbauten wurde, wahrscheinlich in den 50er Jahren, am Waldrand von Möhlau errichtet. Etwas versteckt ist die großflächige künstlerische Gestaltung: drei große Wandbilder an den Gebäuden und Reliefs auf Betonplatten am Appellplatz zeigen Lenin, den Staatsgründer der Sowjetunion, und die ruhmreiche Rote Armee zu Land, zu Wasser und in der Luft. Matrose, Soldat und Pilot stehen Seite an Seite und erfüllen zu Fuß, in Panzern und Flugzeugen und auf Kriegsschiffen den Kampfauftrag der kommunistischen Partei. Die heroischen Kulissen standen freilich im krassen Widerspruch zum harten, unmenschlichen Alltag der Sowjetsoldaten fernab der Heimat in der DDR.
Wasag, Chemie- und Sprengstoff-Fabrik in Coswig
1891 wurde die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft (WASAG) Chemische Fabriken gegründet. Die Fabrikation startete in Sinsen (Westfalen), dann folgten Coswig und 1893 das nahe Reinsdorf bei Wittenberg. Weitere Werke entstanden 1896 in Syrthen (Westalen) und 1936 in Elsnig bei Torgau. Reinsdorf entwickelte sich zum Hauptwerk, allerdings wurde die Produktion dort durch die Explosion der TNT-Anlagen 1935 massiv beeinträchtig und in der Folge rasch nach Elsnigk verlegt. Sitz der AG war erst Coswig, aber bereits ab 1895 Wittenberg und ab 1899 Berlin. Im Ersten Weltkrieg stieg das Produktionsvolumen immens an, hauptsächlich für die Rüstungsindustrie. Es wurden Wettersprengstoffe, Gesteinsprengstoffe, militärische Sprengstoffe, Zündstoffe und Zündmittel, des weiteren Nitrocellulose-Produkte (Filmindustrie) sowie Lichtspur-Munition hergestellt. Am 14.11.1944 kam es im Werk in Coswig zu einer großen Explosion, der 92 Arbeiter zum Opfer fielen.
Zeitzeugen aus der DDR berichten für den großen Chemiekomplex an der Industriestraße, dass Schwefel zu Schwefelsäure und dann zu Düngemittel weiterverarbeitet wurde. Der Schwefel kam von der Halbinsel Kola im Nordwesten der Sowjetunion (heute Russland). Mit der Herstellung von 150 Millionen Tonnen weltweit pro Jahr ist Schwefelsäure eine der wichtigsten Chemikalien. Mehr als die Hälfte der Produktionsmenge wird zu Kunstdünger verarbeitet. Der Dünger wurde in der damals größten freitragenden Lagerhalle aus Holz zum Reifen gelagert.
Ehemalige GST-Schießanlage in Gerbstedt
Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) war eine Massenorganisation der DDR, die 1952 zunächst als Freizeitorganisation für technisch und sportlich interessierte Menschen gegründet wurde. Später war sie nicht zuletzt Partner der "Bewaffneten Organe" bei der vormilitärischen Ausbildung junger Menschen. Die GST betrieb auch zahlreiche Schießanlagen. 1990 wurde die GST aufgelöst, doch in Hübitz (Ortsteil der Stadt Gerbstedt) ist bis 2012 ein in Putz eingearbeitetes Emblem der GST erhalten geblieben. Der Bund der Militär- und Polizeischützen e.V. (BDMP) Schießleistungsgruppe (SLG) "Mansfelder Land" nutzt(e) die Anlage nach der Wende. 2012 befand sich in den Hallen Lebendgeflügel.
VEB Burger Bekleidungswerke (in Burg bei Magdeburg)
Nur noch eine trostlose Ruine ist das historische Objekt in Burg, das schon zu Kaiserzeiten auf Militärtuch spezialisiert war und zu DDR-Zeiten vom VEB Burger Bekleidungswerke (BBW) genutzt wurde. Der VEB stellte Dienstbekleidung her, darunter Uniformen für die Nationale Volksarmee (NVA), die Armee der DDR (1949-1990), die Deutsche Reichsbahn und die Feuerwehr. Ein Werksteil befand sich in Halle (Saale), ein weiterer in Wusterwitz. Der Betrieb hatte mehr als 2000 Beschäftigte. Dass der imposante Klinkerbau nicht zur DDR-Zeiten errichtet wurde, wo man architektonisch klassizistischen Elementen und Bauhaus-Abwandlungen den Vorzug gab, ist augenscheinlich. Das Gebäude ist der zweiten Häfte des 19. Jahrhunderts zuzuordnen. Ein fast vollständig verblasster Schriftzug "Kornhandelsgesellschaft" auf der Nordseite hilft ein wenig weiter. Vorläufer des Bekleidungswerke waren die Tuchfabriken A. Paasche AG. 1921 gegründet hatten sie ihren Sitz in der Kapellenstraße. Heute ist in dem Fabrikgebäude das Stadt- und Kreisarchiv von Burg untergebracht.
Trennungsbahnhof Blankenheim: "Räder müssen rollen für den Sieg" ("Trennung")
Räder müssen rollen für den Sieg, unnötige Reisen verlängern den Krieg!
Der Trennungsbahnhof Blankenheim (kurz: Trennung) verbindet den Güterzugverkehr auf der Strecke Berlin über Calbe, Aschersleben, Hettstedt und Mansfeld mit dem auf der Strecke Halle - Kassel. Die Strecke Berlin - Blankenheim Trbf ist Bestandteil der einst strategisch bedeutsamen Bahn Berlin - Wetzlar - Koblenz - Metz (1879 eröffnet, 1992 Stellwerk To am Trennungsbahnhof stillgelegt), die auch "Kanonenbahn" genannt wurde.
Die Fotos zeigen alte Gebäude des Trennungsbahnhofs Blankenheim. An einem der Häuser stand auch 2012 noch erkennbar und teilweise gut lesbar der exakt 70 Jahre alte NS-Propaganda-Spruch "Räder müssen rollen für den Sieg, unnötige Reisen verlängern den Krieg!".
1942 wurde die Parole der rollenden Räder ausgegeben. Damals sah es noch so aus, als könnte das Großdeutsche Reich Europa beherrschen. Stalingrad stand noch bevor. Nachdem aber aus der Vorstellung Hitlers und seiner Generäle, Weihnachten 1941 in Moskau zu feiern, nichts geworden war, hatte man in Berlin eine erste Ahnung davon, in welchen harten Kampf das Reich gegen die Sowjetunion eingetreten war. Die Parole "Räder müssen Rollen für den Sieg"-Losung aus dem Propagandaministerium wurde weit gestreut. Ende Juni stand die Kampagne fest und am Samstag, 4. Juli 1942, war eine entsprechende Anzeige in vielen Zeitungen des Reiches zu lesen. Konkrete Handlungsanweisungen waren denn auch auf Plakaten zu lesen, dessen Wortlaut an dieser Stelle folgt.
Friedrich-Kaserne in Dessau
Der so genannte Rosenhof, ehemals Friedrich-Kaserne, wurde Ende September 1898 an der Albrechtstraße in Dessau eingeweiht. Dort war anfangs Infanterie, später auch die Luftwaffe stationiert.
Russenkaserne in Dessau
Unweit der Stadt Oranienbaum auf dem einstigen Gelände des Flugzeugbauers Heinkel waren bis Anfang der 1990er Jahre Sowjetischen Streitkräfte stationiert. Heute sind in dem verlassenen, zugewucherten und mehr oder minder verfallenen Objekt noch diverse Häuser, Fahrzeughallen und Bunker zu finden. Das Gelände verfügte offenbar über einen Eisenbahnanschluss.